Durchschnittlich jede zehnte S-Bahn im Rhein-Neckar-Gebiet kommt verspätet. Auf dem Foto: der Bahnhof in Neckargemünd. Foto: Alex Müller
Von Andreas Böhme, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Nichts ärgert Bahnreisende mehr als ein unpünktlicher Zug. Eine Auflistung des Verkehrsministeriums zeigt jetzt Unterschiede auf: Relativ pünktlich ist der Nahverkehr im Raum Stuttgart. Im Raum Heidelberg-Mannheim dagegen hapert es.
Pünktlichkeit ist dabei relativ: Je nach Verkehrsvertrag, den das Land mit der Regionaltochter der Deutschen Bahn geschlossen hat, gelten Züge als pünktlich, auch wenn sie bis zu sechs Minuten vom Fahrplan abweichen. Je neuer die Verträge, umso kürzer ist allerdings die Frist. Bei der Stuttgarter S-Bahn gelten derzeit zwei Grenzen: Nach der Dreiminutenregel sind neun von zehn Zügen pünktlich, nach der Sechsminutenregel sogar mehr als 97 Prozent. Bei den Altverträgen, die das Land direkt nach der Privatisierung der Bahn abschloss, sank die durchschnittliche Pünktlichkeit von 93,6 Prozent im Jahr 2012 auf 91,6 Prozent im vergangenen Jahr.
Vor allem bei der S-Bahn Rhein-Neckar gelten die Werte von 91,2 Prozent als unbefriedigend, bei der Schwarzwaldbahn im Südwesten hingegen liegen sie bei mehr als 96 Prozent und im Nordschwarzwald sogar bei über 97 Prozent. Auch andere Verkehrsverträge sind hochgradig pünktlich, so zum Beispiel die Verbindungen der SBB im Wiesental, die Züge der Seehas-Strecke oder der Ringzug zwischen Tuttlingen, Donaueschingen, Villingen und Rottweil mit 97,4 Prozent.
Unzufrieden ist Hermann mit der Zugqualität. Kurzfristige Ausfälle durch ebenso kurzfristige Krankmeldungen des Personals oder durch Fahrzeugschäden nähmen deutlich zu, Doppelstockzüge liefen recht häufig nicht in der bestellten Form. Dies liege, antwortet Hermann jetzt auf eine kleine Anfrage der Grünen im Landtag, vor allem am Ulmer Bahnbetriebswerk, das mit der Fahrzeuginstandhaltung und dem Umbau besonders alter Bahnen ausgelastet sei. Oft würden alte Doppelstockwagen der DDR-Reichsbahn eingesetzt.
Weil die Bahn an vielen Baustellen in ihrem Netz arbeitet, wirkt auch dies auf die Pünktlichkeit. Die Arbeiten auf der Schnellfahrtstrecke von Mannheim nach Stuttgart wirken sich bis weiter nach Ulm und Heilbronn aus: Die Fernverkehrszüge konkurrieren hier mit dem Nahverkehr, der immer wieder überholt werden und deshalb warten muss. An dieser Strategie der Bahn übt Hermann Kritik: Die Fernzüge würden nur marginal schneller, "ursprünglich pünktliche Nahverkehrszüge erreichen ihr Ziel erst mit Verspätung."