Kultusministerin will Schulbeginn unter Berücksichtigung der Hygienevorschriften
"Gesundheitsschutz geht vor" - Eine Normalität wie vor Corona werde es eine lange Zeit nicht geben, sagt Susanne Eisenmann.

Von Axel Habermehl, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Die promovierte Germanistin Susanne Eisenmann (55, CDU) ist seit 2016 baden-württembergische Kultusministerin.
Frau Ministerin, Sie gelten als geselliger, lebensfroher Mensch. Wie sehr treffen die Corona-Beschränkungen Sie persönlich?
Da geht es mir wie den meisten anderen. Der Mensch ist ein soziales Wesen, man will Familie und Freunde treffen, mal Essen gehen. Aber das geht jetzt eben nicht. Ich bin im Büro oder zuhause, mache es mir mit meinem Mann gemütlich, koche, habe mehr Zeit zum Lesen.
Tragen Sie eine Schutzmaske?
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Bisher nicht. Aber ich bin auch fast nur im Büro und zuhause, ab und zu noch einkaufen. Aber wenn die Maskenpflicht käme, wäre es eine Selbstverständlichkeit, sich daran zu halten.
Halten Sie Schulunterricht mit Masken für tunlich und sinnvoll?
Bei der Schülerbeförderung im Bus kann ich mir das vorstellen, in den Pausen auch. Im Unterricht halte ich das, bei Einhaltung der anderen Abstands- und Hygieneregeln, nicht für nötig. Ich denke aber, für Schutzmasken braucht es bundesweit einheitliche Regelungen.
Sind die Hygieneregeln in Schulen überhaupt umsetzbar?
Ja, unter der zentralen Voraussetzung, dass wir den Betrieb eben nur schrittweise hochfahren. Eine Normalität wie vor Corona wird es lange Zeit nicht geben. Zuerst sollten, in allen Schularten, diejenigen anfangen, die dieses oder nächstes Jahr Abschlussprüfungen haben. Da braucht es Präsenzunterricht zur Vorbereitung. Das sind vergleichsweise wenige und ältere Schüler, die bereits ein Bewusstsein für Abstandsregeln entwickelt haben.
Bisher gab es nicht überall Seife, Einweghandtücher oder Desinfektionsmittel in allen Waschräumen.
Über Hygiene und Waschräume reden wir schon lange mit den dafür zuständigen kommunalen Schulträgern. Wenn Schule sukzessive beginnt, müssen diese Dinge in allen Schulen selbstverständlich in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen. Aber das wissen die Schulträger auch.
Wie viele Lehrer fallen eigentlich für Unterricht in den Schulen aus?
Wir rechnen mit etwa 25 Prozent. Wir halten uns an die Definition der Experten. Das heißt, Lehrkräfte, die über 60 Jahre, vorerkrankt oder schwanger sind, zählen zur Risikogruppe und arbeiten selbstverständlich nicht in den Schulen. Aber da wir ja auf absehbare Zeit den Großteil der Schüler zuhause unterrichten werden, können diese Lehrkräfte dies natürlich übernehmen.
Wie ist es mit Risiko-Schülern?
Es muss noch erhoben werden, wie viele Schüler Risikogruppen angehören, aber auch: Wessen Eltern sind besonders gefährdet? Wir verlangen kein ärztliches Attest. Eltern teilen der Schule mit, wenn ihr Kind aus gesundheitlichen Gründen zuhause bleibt. Gesundheitsschutz geht vor!
Finden die Pfingstferien statt?
Ja, alle Ferien finden wie geplant statt.
Der Fernunterricht wird also für viele Kinder vorerst weitergehen. Wie lief er denn zuletzt aus Ihrer Sicht?
Der Start war holprig, aber das ist doch ganz normal. Für solche Krisen hat man keinen Plan in der Schublade. Der Fernunterricht wird Schritt für Schritt besser, alle sammeln Erfahrungen, vielerorts klappt es sehr gut. Mein Kompliment an alle Beteiligten. Aber es wird auch in Zukunft durchaus mal holprig sein. Wir dürfen nicht vergessen: Manche Schüler sind digital gar nicht erreichbar, sitzen im Funkloch oder haben nicht das nötige Gerät.
Müsste nicht das Land dieses nötige Material stellen?
Es gilt Lernmittelfreiheit. Deshalb sehe ich da schon Handlungsbedarf und wir diskutieren das mit den Schulträgern. Aber ob wir jedem den neuesten Laptop stellen müssen, bezweifle ich. Es geht ja um 1,5 Millionen Schüler.
Wann öffnen Kitas wieder?
Kitas sind in dieser Hinsicht eine große Herausforderung. Die Kinder sind klein, die verstehen die Hygieneregeln noch nicht, das ist klar. Deshalb bin ich skeptisch. Aber wenn schrittweise die Wirtschaft wieder anläuft und Eltern arbeiten, müssen wir die bisherige Notbetreuung ausweiten und mehr Betreuung anbieten.
Bekommen Eltern weiter die Kosten erstattet, wenn ihre Kita geschlossen bleibt?
Davon gehe ich aus.



