Heilbronn: Was wird aus der idyllischen "Inselspitze"?
Kulturelles Zentrum oder Bundesgartenschau-Info-Point – Die Meinungen darüber gehen auseinander

Ein idyllisches Fleckchen Erde ist die so genannte Inselspitze am Neckar. Ob sie Heilbronn zu einem neuen Image als Kulturstadt verhelfen kann und soll, darüber gehen die Ansichten derzeit auseinander in der Stadt. Foto: Memo Filiz
Von Jan Millenet
Heilbronn. Von außen betrachtet, hat die Stadt Heilbronn nicht wirklich den Ruf einer kulturellen Hochburg. Doch die Ideenküche brodelt derzeit gewaltig, um diesen Imagemakel zu glätten oder zukünftig gar aus der Welt zu schaffen. Dabei ist in letzter Zeit ein recht kleines Fleckchen Heilbronner Erde in den Mittelpunkt gerückt: die so genannte Inselspitze unter der Friedrich-Ebert-Brücke.
Noch bis vor kurzem befand sich dort eine Galerie. Der Tod des Galeristen - und damit deren Ende - führte nun jedoch zu einem "Inselzwist" zwischen möglichen neuen Nutzern.
Dabei hatte alles ziemlich geordnet begonnen. Im November 2015 hatte die Stadt per Ausschreibung einen neuen Nutzer für die Galerie gesucht. Sie besitzt das Gebäude auf der Inselspitze, die sanft von Neckarwasser umflossen wird. Neben zwei Gastronomen meldete ein Trio sein Interesse an: Der Jungunternehmer Philipp Kionka, die Heilbronner Künstlerin Annika Winkelmann und der Kurator Bernhard Stumpfhaus haben eine Idee, mit der sie dem Heilbronner Kultur-Imageproblem den Kampf ansagen möchten.
"Wir wollen aus der Inselspitze einen Ort der Begegnung von Kunst, Technik und Unternehmenskultur machen", so Kionka. Ziel sei der Aufbau einer Netzwerkkultur, um gemeinnützige und am Gemeinwohl orientierte, kulturelle Projekte ins Leben zu rufen. "Denn so etwas fehlt in Heilbronn." Einige auch namhafte Interessenten aus den Bereichen Kunst, Kultur, Wissenschaft und Technik seien bereits von der Idee überzeugt, und Kontakte seien schon geknüpft, erklärt der Heilbronner. Veranstaltungen, Ausstellungen und Workshops beispielsweise wären damit möglich.
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Doch dann kam alles anders. Der Geschäftsführer der Bundesgartenschau GmbH (Buga), Hanspeter Faas, verguckte sich ebenfalls in den auch für die Stadtentwicklung symbolträchtigen Ort und reichte seine Bewerbung ein. Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD) zog - rechtmäßig - die Ausschreibung kurzerhand zurück, stieß dem Kunst-Trio damit vor den Kopf, und die Verwaltung meldete Eigenbedarf an. Denn Faas und die Stadtverwaltung wollen die Inselspitze nun zu einem "Buga-Info-Punkt" machen, um damit unter anderem die Werbetrommeln für die Schau, die in Heilbronn 2019 ansteht, zu rühren.
Es folgte ein Machtkampf, der letztendlich, so die Hoffnung beider Parteien, in einer Annäherung, bestenfalls sogar einer vorübergehenden Kooperation endet. Ideen dazu gibt es bereits. Philipp Kionka schwebt eine "Shop-in-Shop-Lösung" vor. Das heißt, der Galerie-Raum könnte von Buga und Kunstszene genutzt werden.
Doch werden sich Trio und Buga einig? Das letzte Treffen der beiden Inselspitzen-Interessengruppen scheint nun tatsächlich eine erste Annäherung bewirkt zu haben. Beide Seiten, die Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH und die Gruppe "Projekt Galerie Inselspitze", hätten das Gespräch als positiv bewertet, heißt es in einer vorsichtig formulierten Pressemitteilung. Man habe über Möglichkeiten einer Zusammenarbeit gesprochen und sich Hausaufgaben aufgegeben. Zudem soll ein neuer Termin anberaumt werden. Was genau jedoch bei dem Treffen herauskam, bleibt bislang im Verborgenen. "Über Inhalte des Gesprächs haben beide Seiten Vertraulichkeit vereinbart", steht in der Mitteilung.
Es bleibt also weiter spannend, was mit dem idyllischen Fleckchen mitten in Heilbronn passieren wird. Eines ist sicher: Leben wird darauf wieder einkehren - in welcher Form auch immer. Und, so Philipp Kionka, die Heilbronner Kunst- und Kulturszene geht auf jeden Fall gestärkt aus dem "Inselzwist" hervor. "Wir bekommen von vielen Seiten plötzlich positive Aufmerksamkeit."



