Bruchsal: Toter Häftling hatte Methadon genommen
Der 22-jährige Mann war am Mittwochmorgen leblos aufgefunden worden.

Die Justizsvollzugsanstalt Bruchsal. Foto: Uli Deck
Bruchsal. (dpa-lsw) Ein in seiner Zelle gestorbener Häftling hat nach dem vorläufigen Ergebnis der Obduktion den Heroin-Ersatzstoff Methadon zu sich genommen. Wie der 22-Jährige im Gefängnis Bruchsal an dieses Mittel gelangte, sei unklar, teilte die Staatsanwaltschaft Karlsruhe am Donnerstag mit.
Hintergrund
Methadon dient als synthetischer Drogenersatz in der Suchttherapie. Der opiatähnliche Stoff unterdrückt Entzugssymptome, macht aber ebenfalls süchtig. Anders als Heroin führt es nicht zu rauschartigen Zuständen und wird als Tablette oder in flüssiger Form
Methadon dient als synthetischer Drogenersatz in der Suchttherapie. Der opiatähnliche Stoff unterdrückt Entzugssymptome, macht aber ebenfalls süchtig. Anders als Heroin führt es nicht zu rauschartigen Zuständen und wird als Tablette oder in flüssiger Form geschluckt. Weil es einen bitteren Geschmack hat, wird es mit Saft verdünnt. Die Ersatzdroge soll Abhängigen helfen, aus der Beschaffungskriminalität herauszufinden und ein weitgehend normales Leben zu führen. Methadon wirkt ähnlich wie Morphium, gilt aber als noch stärkeres Schmerzmittel. Eine Überdosierung kann zum Tod führen. Besonders für Kinder ist Methadon schon in geringer Dosierung gefährlich.
Die Untersuchung am rechtsmedizinischen Institut der Universität Heidelberg konnte die Frage nach der Todesursache noch nicht beantworten. Anzeichen für eine äußere Gewalteinwirkung gebe es aber nicht.
Der 22-jährige Mann war am Mittwochmorgen leblos aufgefunden worden. Er war seit November 2012 wegen mehrerer Fälle von Körperverletzung inhaftiert, seit Anfang Januar saß er in Bruchsal ein. Der Häftling befand sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft "unter Dauerbehandlung mit Medikamenten". Zum Todeszeitpunkt sei er allein in einer Zelle gewesen, nicht aber in Einzelhaft.
Die Ermittler wollen untersuchen, ob dieser Umstand bei dem Todesfall eine Rolle gespielt hat. Dazu wurden auch feingewebliche und chemisch-toxikologische Untersuchungen am Körper des Toten angeordnet.
Am 9. August vergangenen Jahres war ein 33-jähriger Mann aus dem afrikanischen Staat Burkina Faso in seiner Zelle verhungert. Danach sah sich Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) mit wochenlanger Kritik konfrontiert. Ende November scheiterte ein Entlassungsantrag der CDU an der Stimmenmehrheit der grün-roten Koalition.
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