Weniger Müll, höhere Kosten
Umweltministerium legte Abfallbilanz vor

140,6 Kilogramm Müll fallen pro Kopf und Jahr im Südwesten an. Foto: Stefan Puchner
Von Jens Schmitz, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Baden-Württembergs Einwohner produzieren pro Kopf so wenig Hausmüll wie nie seit Beginn der Statistik: Zu diesem Ergebnis kommt die Abfallbilanz 2016, die Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) am Montag in Stuttgart vorgestellt hat. Der Trend verdankt sich auch der getrennten Sammlung von Biomüll. Landkreisen, die sich verweigern, macht Stuttgart jetzt Druck.
Das Gesamtaufkommen an häuslichen Abfällen ist im vergangenen Jahr leicht gestiegen, um 1,6 Prozent auf 3,87 Millionen Tonnen. Das sei kein Wunder, sagte Untersteller, denn die Einwohnerzahl des Landes habe sich um rund 100.000 Menschen erhöht. Pro Kopf ist die Haus- und Sperrmüllmenge dennoch um knapp zwei Kilo gesunken, auf nunmehr 140,6 Kilogramm. Das ist der niedrigste Stand seit 1990. Untersteller betonte, dass Baden-Württemberg damit bundesweit das beste Ergebnis erziele.
Im Land selbst produzierte Freiburg unter den kreisfreien Großstädten erneut am wenigsten Haus- und Sperrmüll pro Kopf (109 Kilogramm). Calw errang den Spitzenplatz bei den städtischen Kreisen (66 Kilogramm), der Main-Tauber-Kreis denjenigen unter den ländlichen (73 Kilogramm). Untersteller wies darauf hin, dass die Rahmenbedingungen sich regional stark unterscheiden.
Die durchschnittliche Jahresabfallgebühr ist 2017 für einen Vier-Personen-Haushalt um 65 Cent auf 151,06 Euro gestiegen (alle anderen Zahlen aus 2016). Im bundesweiten Vergleich liegt das Land damit günstig im Rennen: Bei einer nationalen Städte-Erhebung von IW Consult war Leverkusen im vergangenen Jahr mit 481,60 Euro am teuersten.
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Insgesamt kamen 2016 in Baden-Württemberg 50 Millionen Tonnen Abfall zusammen. Rund 38 Millionen Tonnen davon waren Industrie-und Gewerbemüll, den die Betriebe direkt entsorgten. Von den verbleibenden zwölf Millionen Tonnen entfielen 54 Prozent auf Baumassenabfälle, die zu einem großen Teil wiederverwertet werden.
Das verbleibende Aufkommen an Haus-, Sperr- und Geschäftsmüll, der nicht gewerblich entsorgt wird, sank um rund 6000 Tonnen auf nunmehr 1,53 Millionen Tonnen. Das verdankt sich vor allem dem Biomüll, der inzwischen fast flächendeckend getrennt entsorgt wird. Pro Kopf wurde ein Rekord von 49 Kilogramm erzielt. "Als rohstoffarmes Land, das wir nun mal sind, können wir es uns in Zukunft nicht länger erlauben, diese Ressource zu verschwenden", so der Minister.
Eine Spitze gegen die drei Landkreise, die sich der getrennten Sammlung bislang noch verweigern, obwohl das Kreislaufwirtschaftsgesetz des Bundes die Einführung zum 1. Januar 2015 vorschrieb. Während Untersteller die Gespräche mit den Kreisen Alb-Donau und Sigmaringen inzwischen auf einem guten Weg sieht, tut sich in Karlsruhe weiterhin wenig. Hier will das Ministerium durchgreifen.



