"Heilbronn wird eine attraktive Kulturstadt bleiben"
Gemeinderat stimmt für neuen Plan - Ohne zusätzliche Mittel wird es nicht gehen

Mehr als 22 Millionen Euro hat die Stadt Heilbronn im kommenden Jahr für ihren Kulturhaushalt vorgesehen. Der Löwenanteil von acht Millionen Euro geht dabei an das Theater. Foto: Brigitte Fritz-Kador
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Die noch 2017 in Angriff genommene Kulturkonzeption der Stadt Heilbronn - die letzte stammt aus dem Jahr 2005 - ist nun vom Gemeinderat einstimmig, wenn auch mit gelegentlichen Einwänden akzeptiert worden. Auf 84 Seiten wird dargestellt, wie sich Heilbronn kulturell weiterentwickeln oder auch neu aufstellen soll, welche Richtungen und Ziele verfolgt werden.
Die Kulturkonzeption ist die Fortschreibung der Stadtkonzeption 2030, in der sie sozusagen "ausgespart" worden war. Nun hat man an ihr selber nicht gespart. Allein die Beauftragung der Agentur "Kulturgold" kostete mehr als die 30.000 Euro, die die sogenannte "Freie Szene" bisher im Jahr an projektbezogenen Fördermitteln bekam. Das wird sich ändern: Demnächst sollen 60.000 Euro zur Verfügung sehen. Wenn es aber bei der Vorgabe bleibt, dass der Kulturhaushalt von 22 Millionen Euro nicht aufgestockt werden solle, müsste es folglich zu "Umverteilungen" kommen.
Angesichts der kommenden Gemeinderatswahl, wohl aber auch aus der Einsicht, dass die Konzeption sonst vergeb’ne Liebesmüh’ gewesen wäre, sieht es nun danach aus, dass die Mittel erhöht werden. Anders sind die vielen angestoßenen Projekte auch nicht umzusetzen.
Hintergrund
Eines der Hauptanliegen war der Wunsch nach einem "soziokulturellen Zentrum". Für dessen Betrieb sollen im nächsten Haushalt 150.000 Euro eingestellt werden; umgesetzt werden soll es in Form eines "Kulturdreiecks" in der Bahnstadt zwischen dem Olga-Zentrum
Eines der Hauptanliegen war der Wunsch nach einem "soziokulturellen Zentrum". Für dessen Betrieb sollen im nächsten Haushalt 150.000 Euro eingestellt werden; umgesetzt werden soll es in Form eines "Kulturdreiecks" in der Bahnstadt zwischen dem Olga-Zentrum (früher Jugendhaus) als Zentralstelle, dem Kulturwerkhaus "Zigarre" und dem Wilhelm-Waiblinger-Haus als Ort der Jugendkultur ("Pop-Büro") und Freien Szene. Die Konzeption hat vier Handlungsfelder: "Gemeinsam gestalten durch mehr Austausch und Kooperation" - "Freiräume schaffen durch bedarfsgemäße Kulturförderung und -verwaltung", "Kulturelle Bildung und Teilhabe stärken durch bessere Vernetzung" und "an der Sichtbarkeit" arbeiten. Der Kulturhaushalt der Stadt liegt derzeit bei mehr als 22 Millionen Euro, der Löwenanteil von über acht Millionen geht dabei an das Theater. Die Kulturkonzeption ist im Internet nachlesbar unter www.heilbronn.de/kulturkonzeption (bfk)
Es gibt aber auch solche, die nichts kosten und trotzdem erheblichen Einfluss auf die künftige Kulturarbeit haben werden. Ein Arbeitskreis soll nun als ständige Einrichtung den Kulturausschuss beraten. Mit seiner Einrichtung ist man der Forderung ausgewichen, den Kulturausschuss des Gemeinderates zu einem beschließenden Ausschuss zu machen, was er schon einmal war und was etwa Michael Link (FDP) bedauerte.
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So werden nun weiterhin so relevante Bereiche wie etwa das Theater im Verwaltungsausschuss vorberaten oder vorentschieden, in dem bekanntlich Stadträte sitzen, die gut rechnen können, die sich aber in Konzerten und Theateraufführungen sehr rar machen. Ob der weitergehende Vorschlag, ein eigenes Kulturamt zu installieren, Chancen hat (bisher gibt es ein Schul- und Kulturamt), ist fraglich. Für die CDU signalisierte Gisela Käfer schon dessen Ablehnung.
Überhaupt gab es in der Ratsdebatte wenige Beiträge, die die politische und damit auch die Stadt verändernde Bedeutung einer Kulturkonzeption essenziell würdigten. So sagte Rainer Hinderer (SPD) lediglich: "Sie gefällt uns gut", man sei aber nicht mit allen Maßnahmen im Detail einverstanden, die "Spitzenkultur" sei gut aufgestellt, er sprach aber auch von "zeitgemäßen Förderkonzepten" und einer "angemessener Mittel-Stellung".
Zu einem kleinen Scharmützel kam es dann, als es Finanzdezernent Martin Diepgen "drängte, etwas loszuwerden", nämlich die Ermahnung, dass man doch den Haushalt konsolidieren wolle und die freiwilligen Leistungen über dem eines nachhaltigen Haushaltes lägen. Das wollte Marianne Kugler-Wendt (SPD) so nicht stehen lassen: "Kultur ist nicht freiwillige Leistung", sie sei "wichtig für die Gesellschaft und eine lebendige Stadt". Oberbürgermeister Harry Mergel, die kleinen Wogen glättend, sagte, die Kulturkonzeption werde helfen, Defizite zu korrigieren, Heilbronn werde "eine attraktive Kulturstadt" bleiben, mit "vorbildlicher Beteiligung der Bevölkerung".
Genau diese Beteiligung am Entstehungsprozess der Kulturkonzeption ist ein Faktum für sich: So aufwendig und breit angelegt wie der Erstellungsprozess, so groß war auch die Bürgerbeteiligung. Auf Experteninterviews folgten drei Workshops, zu den zwischen 120 und 200 Heilbronner kamen und sich über viele Stunden die Köpfe zerbrachen oder heiß redeten und nicht immer zufrieden nach Hause gingen. Unter anderem gab es Kritik an der Fachkompetenz und ideologischer Ausrichtung der eingesetzten Moderatoren. Dennoch, das gezeigte Engagement, die Analyse von Fehlstellen, die Ideen für die Fortentwicklung Heilbronns waren ebenfalls breit, gelegentlich geprägt von Partikularinteressen, oft aber auch von einem überschauenden Blick auf die Stadt
. Was hier in der Konzeption kanalisiert werden musste, ist immer noch eine Vorlage, die aus dem Vollen schöpfen lässt, aber auch der Realität in der Umsetzung begegnen wird. Bürgermeisterin Agnes Christner lobte die "Dynamik in den Workshops", wies aber gleich von Anfang an darauf hin, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden könnten. Welche es sein werden, werden die jeweiligen Anträgen zeigen, die nun die Verwaltung oder Fraktionen stellen werden.