Hitzewelle im Südwesten hält an

Das müssen Sie zum Supersommer wissen

Rekordmonat Juli - Gefahren, Verbote, Maßnahmen - Gewitter am Mittwoch möglich

31.07.2018 UPDATE: 31.07.2018 14:47 Uhr 3 Minuten, 10 Sekunden
Hitzebedingt sinken die Pegel der Flüsse, wie hier am Rhein bei Altlußheim. Foto: PR Video

Stuttgart. (dpa-lsw) Das aktuelle Supersommer-Tief mit dem Namen "Juli" wird den Monat Juli zu einem der wärmsten seit der Wetteraufzeichnung in Baden-Württemberg machen. "Meteorologisch hat der Monat das Zeug zum Sommermärchen", sagte Meteorologe Uwe Schickedanz vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Dienstag in Stuttgart.

Seit 1951 sei der Juli nur in vier Fällen heißer gewesen als der diesjährige. "Wir hatten beispielsweise in Stuttgart eine Juli-Durchschnittstemperatur von 21,9 Grad." Das seien 3,5 Grad mehr als im langjährigen Schnitt. Diese Entwicklung sei im ganzen Südwesten ähnlich. "Die beiden letzten Julitage sind die beiden heißesten", sagte Schickedanz.

Zugleich sei es sehr sonnig gewesen - mindestens 295 Sonnenstunden allein in Stuttgart zählten die Meteorologen im Juli nach der vorläufigen Bilanz des DWD. In den vergangenen Jahren seien es nur 238 Stunden gewesen.

Sonnig und warm, aber viel zu wenig Regen: "Flächendeckender anhaltender Regen fehlt überall", sagte Schickedanz. "Wenn es regnet, dann sind es diese Sturzfluten." Den Pflanzen nütze das nicht viel, weil der Boden die Mengen, die in sehr kurzer Zeit fielen, nicht aufnehmen könne.

Auch im August ist vorerst kein Ende von sommerlicher Hitze und Freibadtemperaturen in Sicht. Allerdings startet der Monat am Mittwoch in einigen Regionen eher turbulent.

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Südwesten: Hitzewelle hält an - Gewitter bringen kaum Abkühlung (Update)

Von Südwesten bis nach Nordosten werde ein Gewitterstreifen über Deutschland erwartet. Zum Ende der Woche werde es wieder heiß. Schon am Freitag könnten die Temperaturen das Maximum vom Dienstag - bis zu 38 Grad - wieder erreichen.

"Puh, jetzt reicht's aber auch", mag da so mancher denken. Wann kommt die Abkühlung? Mittlerweile sorgt der Rekordsommer für Sorgen bei Kommunen, Bauern und Umweltschützern.

Wald und Wiese: Trocken-gelbliche Flecken ärgern Hobbygärtner seit Wochen. Wahrend Flächenbrände im heimischen Garten eher selten sind, sorgen sich Besitzer von Wald und Wiesen schon eher wegen der Hitze und des fehlenden Regens. Der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes wies am Dienstag für viele Gebiete in Baden-Württemberg die höchste Gefahrenstufe 5 aus. "Ein heißes Auto im trockenen Gras kann schon Brände auslösen", warnt ein Sprecherin der Forstkammer Baden-Württemberg.

Auch für den Waldaufbau ist ein Sommer ohne nennenswerten Regen katastrophal. Viele neu gepflanzte Bäume könnten sterben. "Es braucht eine Weile, bis sich die jungen Bäume an den neuen Standort gewöhnt haben." Die Temperaturen machten die Pflanzarbeit auch der vergangenen Jahren zunichte, erklärt die Sprecherin. Bundesweit werden Angaben des Deutschen Forstwirtschaftsrats jährlich 500 Millionen junge Bäume gepflanzt.

Fisch und Fluss: Deutschlands Flüsse sind wegen der Hitzewelle ohnehin aufgeheizt, doch das Kühlwasser von Kraftwerken erwärmt sie zusätzlich. Nun reduzieren auch Kraftwerke im Südwesten ihre Leistung. Auch der Kohletransport auf dem Wasser ist eingeschränkt. Ein tausendfaches Fischsterben am Rhein ist nach Experteneinschätzung kaum noch abzuwenden. "Ich rechne schon nächste Woche mit der Tragödie", sagt der Geschäftsführer des schweizerischen Fischereiverbandes, Philipp Sicher. Der Rhein habe westlich des Bodensees bereits 25 Grad Wassertemperatur.

Würstchen und Grill: Ob krosse Bratwurst oder saftiges Rindersteak - "Feuer machen ist nur an den offiziellen, fest eingerichteten Feuerstellen auf den Grillplätzen erlaubt", betont das Landratsamt Offenburg. Den eigenen Grill darf man derzeit nicht im Wald aufbauen - sehr zum Leidwesen derer, denen das Grillen auch auf dem Balkon verboten ist. Vorsicht Funkenflug! Vom 1. März bis 31. Oktober gilt im Wald außerdem ein grundsätzliches Rauchverbot - landesweit.

Wasser und Schiffe: Wasser fehlt derzeit nicht nur im Wald und auf den Äckern. Auch Bäche und Flüsse könnten Regen gut gebrauchen. "Einzelne lokale Regenereignisse reichen nicht aus, um die Lage zu entspannen", heißt es beim Landratsamt Böblingen. Wer Gärten oder Äcker bewässern will, darf sich bis September daher nicht bedienen, "es sei denn, es handelt sich um eine genehmigte gemeindeeigene Entnahmestelle".

Betreiber der Schiffe in der Schweizer Metropole Zürich kapitulieren indes vor der Hitze: Weder Personal noch Passagieren könnten die Temperaturen zugemutet werden, deshalb werde der Betrieb eingestellt, erklärt die Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft am Dienstag. Ihre Schiffe verkehren auf dem Zürichsee und verbinden die Altstadt mit Orten entlang des Sees. Die Unterbrechung soll bis mindestens Samstagabend dauern. Die Schiffe haben Glasdächer, unter denen sich die Hitze staut.

Auch in Altlußheim und Speyer sanken die Pegel des Rheins. Die Schiffe dürfen hier derzeit nur mit halber Ladung fahren.

Baden und bewässern: Wegen der anhaltenden Hitze können Besucher eines Karlsruher Freibads in den kommenden Tagen bis zum Einbruch der Dunkelheit baden. "Alle schwitzen. Wir handeln", schreibt das Bad auf seiner Internetseite. Normalerweise endet der Badebetrieb demnach um 20 Uhr - am Mittwoch und Donnerstag hat das Haus nun bis 22 Uhr geöffnet. In Stuttgart zählen die Bäderbetriebe derweil schon etwa 35.000 Besucher mehr als im Vorjahreszeitraum, wo bis Ende Juli 2017 gut 451.500 Menschen kamen.

Damit die Landeshauptstadt auch weiter grün bleibt, bittet das Gartenamt die Bürger um Hilfe: Rund 40.000 Straßenbäume bräuchten dringend Wasser. "Falls vor Ihrem Haus oder in der Nachbarschaft Straßenbäume wachsen, können Sie diesen bereits mit einigen Gießkannen oder Eimern Wasser helfen", sagt Volker Schirner vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt. Früh oder abends zwischen 50 und 100 Liter pro Baum und Woche. "Jeder Liter hilft!"

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