Eitel Sonnenschein für das Weinfest
Das Wetter macht mit, und die Menschen strömen in Massen - Lob für verbessertes Gastro-Angebot

Gastro-Experte Otto Geisel (2.v.li.) testete gemeinsam mit einer Fachjury Speisen aus dem Angebot auf dem Heilbronner Weindorf. Foto: HMG
Heilbronn. (bfk) Besser hätte es kaum laufen können, das ist die Zwischenbilanz zum "Bergfest" beim 48. Heilbronner Weindorf, die Steffen Schoch von der Heilbronn Marketing, Karl Seiter für die WG Heilbronn und Martin Heinrich für den Verkehrsverein ziehen - sie sind die Veranstalter von Heilbronns wichtigstem und größten Fest rund ums Rathaus.
Die Zahl der Besucher deutete schon nach dem ersten Wochenende mit rund 100.000 darauf hin, dass man den "Gipfel" mit 250.000 Besuchern erreichen wird, selbst wenn es zum Wochenende hin mit den Temperaturen abwärts gehen wird. "Ein wunderbarer Weindorf-Start mit einem tollen Besuch aus der gesamten Region und einem deutlich jüngeren Publikum gegenüber den Vorjahren" kann Schoch zufrieden feststellen.
So ein Erfolg kommt allerdings nicht von alleine und auch nicht nur der Sonne wegen. Da ist zum einen die sichtbare Verjüngung des Publikums zu nennen, zurückzuführen auch auf das neue Musikangebot und den ersten "Studententag", an dem es erstmals auch Drinks und Cocktails gab, die zur Region passen. Hinzu kommt, dass man erstmals über die Stadtgrenzen hinaus für das Weindorf plakatierte und durch eine bewusste Standvergabe noch mehr Publikum anzieht - das sich im übrigen, in aller Regel so friedlich und kultiviert verhält, wie es zum Kulturgut Wein passt, wie Seiter und Schoch feststellen.
Tatsächlich: Die gelöste Stimmung auf dem Weindorf wirkt ansteckend. Die Polizei ist zwar präsent, kam aber bisher kaum zum Einsatz, ebenso das Rote Kreuz. Und wenn jeden Morgen das Weindorf wieder piccobello sauber ist, dann ist das auch den "professionellen" Flaschensammlern zu verdanken. Die Zahl der gesammelten leeren Flaschen ist auch ein Indikator für die Besucherzahl. Aus Erfahrung muss man mit zwei multiplizieren, sagt Seiter. Tatsächlich wurden am letzten Wochenende rund 50.000 Flaschen eingesammelt.
Man kann aber noch etwas anderes daraus errechnen: den Weinumsatz. Nicht nur Seiter hält das Weindorf deshalb auch aus wirtschaftlicher Sicht für unerlässlich für die Region. Für die Wengerter ist das Weindorf auch eine Herausforderung, weil sie mitten in der Lese stecken. Der Klimawandel ist unübersehbar geworden. Den nimmt auch Wengerter Martin Heinrich ernst. Und noch ist nicht ganz klar, wie man im nächsten Jahr, wenn Weindorf, Weinlese und Buga zusammenfallen, diese Herausforderung stemmen wird. Denn natürlich möchte man auch Buga-Besucher auf dem Weindorf begrüßen.
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Seit einigen Jahren haben sich die Weindorf-Veranstalter sich auch viel Gedanken zum gastronomischen Angebot gemacht, etwas dafür getan und es damit aus der Kritik geholt. In einem Langzeitprogramm haben Verkehrsverein, HMG und der Studiengang "Food-Management" der DHBW unter der Leitung der frischgekürten Edelfrau, Rektorin Nicole Graf, das Angebot unter die Lupe genommen, unter anderem mit Qualitätskriterien an dessen Verbesserung gearbeitet. Ein Prozess, der neben Geschmackssinn auch Fingerspitzengefühl erforderte, wie Nico Weinmann sagt.
Die Kritik ist nicht verhallt, sondern wurde umgesetzt, hat sich auf der ganzen Linie gelohnt. Wenn nun ein Fachmann wie der ehemalige Sternekoch und heutige Gastro-Fachmann und Dozent Otto Geisel ("Victoria" in Bad Mergentheim) zusammen mit fünf DHBW-Studtenen nach einem Testrundgang nur Lob verteilt, dann hat das Gewicht.
Vom perfekten Zwiebelkuchen über den "Curryknacker", geschmorte Ochsenbäckle bis hin zu einem Salat von Mango und Alblinsen und den Kutteln des Ratskellers erhielten die getesteten Gerichte nicht nur große Zustimmung für Geschmack, Zubereitung und Service, sondern auch für ihre Nachhaltigkeit, die, so Geisel, heute noch wichtiger als "bio" sei.



