Die Käthchenstadt und Novorossijsk am Schwarzen Meer sind jetzt Partnerstädte
Gemeinderat will Funktionen von Städtepartnerschaften prüfen

Der Stelenbrunnen "Ruhm der russischen Seefahrt" an der sechs Kilometer langen Promenade von Novorossijsk, der neuen Partnerstadt Heilbronns. Foto: Küpper/Stadt Heilbronn
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Einstimmig, jedoch nicht ohne "Wenn und Aber", hat der Gemeinderat der Stadt Heilbronn die Städtepartnerschaft zwischen Heilbronn und dem russischen Novorossijsk, am Schwarzen Meer in der Region Krasnodar gelegen, gebilligt. Das "Wenn und Aber" galt nicht dieser neuen Partnerschaft, sondern der allgemeinen Situation im Rahmen der Städtepartnerschaften.
Vor der dann einstimmig erfolgten Zustimmung sahen die Stadträte auch allgemeinen Gesprächsbedarf. Denn von den gegenwärtig "offiziell" sechs Partnerschaften ist im Augenblick nur die zu Solothurn in der Schweiz erfreulich. Auch, weil Heilbronn unter anderem eine Abfuhr bekam, als man zu einem Beitrag auf der Buga einlud. Nur einen "Solothurn-Tag" gab es. Die Partnerschaft mit Frankfurt/Oder beziehungsweise dem polnischen Slubice, war jedenfalls schon mal besser und intensiver.
Die Gründe sind vielfältig und wohl auch politisch begründet. Solange Martin Patzelt (CDU) Oberbürgermeister in Frankfurt/Oder (2002 bis 2010) war, funktionierte es ganz gut, im Zuge damit auch mit Slubice. Doch Patzelt ist inzwischen Mitglied des Bundestags, er wurde bundesweit bekannt, weil es ihm bei der letzten Bundestagswahl (2017) gelang, sein Direktmandat vor seinem Konkurrenten zu verteidigen - das war AfD-Vorsitzender Alexander Gauland -, und weil er, nachdem er 2014 seine Landsleute aufgefordert hatte, Flüchtlinge aufzunehmen, mit gutem Beispiel voranging und zwei Flüchtlinge aus Eritrea in sein Haus holte. Mit seinem Nachfolger Martin Wilke war die alte Herzlichkeit wohl nicht mehr herzustellen.
Und schon gar nicht möglich war es mit Robert Ménard, der als Bürgermeister von Béziers Schlagzeilen mit seiner Nähe zu den Rechtspopulisten, vor allem aber mit fremdenfeindlichen und abstrusen Aktionen gegen Migranten macht. Alte Verbindungen zur Weinstadt in Südfrankreich bestehen nur noch auf kirchlicher, privater und auf Vereinsebene. Bei seinem einzigen Besuch in Heilbronn wirkte Ménard verklemmt und desinteressiert. Gänzlich eingeschlafen beziehungsweise formell beendet sind auch die Beziehungen zu Port Talbot und Stockport in England.
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Oberbürgermeister Harry Mergel (re.) und sein russischer Amtskollege Igor Djacenko bei der Vertragsunterzeichnung. Foto: Küpper/Stadt Heilbronn
Nach kurzer Diskussion um die neuerliche Partnerschaft mit einer russischen Stadt, die mehrere Flugstunden entfernt ist, wurde, neben der Zustimmung dazu, auch der Antrag aus dem Gemeinderat aufgenommen, eine Bestandsaufnahme der Beziehungen zu erstellen und neue Perspektiven für sie zu entwickeln.
Für ein weiteres "Wenn und Aber" sorgte Stadtrat Konrad Wanner für die Gruppe "Die Linke". Er kritisierte die Auswahl der 16-köpfigen Delegation. Linke und Friedensbewegung seien es gewesen, sagte Wanner, die mit ihrer Auffassung von Völkerfreundschaft, über den Kalten Krieg und Mauern hinweg Russland nicht ganz so abgeschrieben hatten wie der damals "Freie Westen". Sie waren nicht dabei, haben allerdings auch keinen Fraktionsstatus. Von den anderen Mitgereisten konnten sie hören, mit welch herzlicher Gastfreundschaft die Delegation aus Heilbronn empfangen worden war.
"Novorossijsk ist eine sehr schöne Stadt", sagte OB Harry Mergel. Ein kurzer Infofilm bestätigte es: Modern, mit einer schönen Promenade am Meer und ganz offensichtlich wohlhabend, vor allem dank des Hafens, einem der größten Russlands, eine Weinstadt - und auch eine mit einem Schicksal wie Heilbronn. Auch in Novorossijsk musste man die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs erst überwinden.
Dass man vor allem, auch bei dieser Partnerschaft, auf die Jugend setzen soll, war ein weiteres Verlangen des Gemeinderats. Ob es dann klappt, sie zum Russischlernen zu animieren, kann man sich nicht so recht vorstellen. Ganz konkret aber schafft es der Sport. SPD-Stadtrat Herbert Tabler konnten einen ersten Erfolg schon melden: Demnächst nehmen 40 Novorossijsker Jugendliche, es sind Judokas, an einer Jugendsportbegegnung in Heilbronn teil.



