Heilbronn

Das evangelische Dekanat hat wieder einen Hausherren

Einsetzung Christoph Baischs beendet Vakanz - Bibelwort vom "Licht der Welt" steht für einen Neuanfang, allerdings bei alten Problemen

24.07.2018 UPDATE: 25.07.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden

Christoph Baisch hat als neuer Dekan die Verantwortung für 66 000 evangelische Christen in 26 Kirchengemeinden des Bezirks Heilbronn übernommen. Foto: Dekanat Heilbronn

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Feierlich und ausführlich, offen gegenüber den Problemen, die derzeit die Heilbronner Gesamtkirchengemeinde betreffen, aber immer wieder auch mit einer Prise Humor aufgelockert. So verlief die Investiturfeier für den neuen Dekan Christoph Baisch in der vollbesetzten Kilianskirche. Bei dem Fest, das davon überschattet war, dass Dekan Baisch in Heilbronn keine "heile Welt" antrifft, sondern ihn hier auch eine Reihe sehr realer irdischer Probleme erwartet, über die Kirchenaustritte hinaus, überwog doch die Freude auf einen Neuanfang.

Hintergrund

Am 12. Dezember 2017, nachts um elf Uhr, erfuhr Christoph Baisch am Telefon, dass er aus einer ganzen Reihe von Bewerbern in Heilbronn zum Dekan gewählt worden war. Er ist 57 Jahre alt, Vater dreier Kinder und hat ein erstes Enkelkind. Seine Frau Bärbel Koch-Baisch ist Oberin

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Am 12. Dezember 2017, nachts um elf Uhr, erfuhr Christoph Baisch am Telefon, dass er aus einer ganzen Reihe von Bewerbern in Heilbronn zum Dekan gewählt worden war. Er ist 57 Jahre alt, Vater dreier Kinder und hat ein erstes Enkelkind. Seine Frau Bärbel Koch-Baisch ist Oberin am Diakoniekrankenhaus in Schwäbisch Hall und wird dort weiter beschäftigt bleiben. Wohnen wird man in der Dienstwohnung des Dekanats in der Heilbronner Wilhelmstraße. Der Kirchenbezirk Heilbronn umfasst die 66.000 evangelischen Christen in 26 evangelischen Kirchengemeinden zwischen Bad Wimpfen und Ilsfeld, Schluchtern und Untergruppenbach. (bfk)

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Prälat Harald Stumpf sprach in seiner Begrüßung vom Pfarreramt als "dem schönsten Beruf der Welt. Das "Ja, Gott helfe mir" von Baisch, das die Einsetzungszeremonie besiegelte, klang fest und zuversichtlich. Der feierliche Einzug und die festliche Musik der Kirchenchöre unter Kirchenmusikdirektor Stefan Skobowski und des Posaunenchors Heilbronn unter Jörg Hinderer zeigten an, dass diese Investiturfeier in erster Linie ein Freudenfest sein sollte.

Nach dem Rückzug von Baisch-Vorgänger Otto Friedrich in den Ruhestand und einer zehnmonatigen Vakanz hat das Dekanat in der Wilhelmstraße nun wieder einen Hausherren - und die Erleichterung darüber prägte alle Wortbeiträge. Zwölf Grußworte zum Abschied aus Schwäbisch Hall, wo Baisch zuletzt Pfarrer an St. Michael war, und acht zum Willkommen in Heilbronn kann man als Zeichen von Wertschätzung und Hoffnung sehen. Eine Hoffnung, die Baisch auch in seiner ersten Predigt in der Kilianskirche in vielfacher Weise ansprach und aufkommen ließ.

Als Lebensmotto für Baisch und seine künftige Tätigkeit, immer wieder zitiert aus 2. Timotheus 1, lautet; "Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit"; für den Predigttext gewählt war die berühmte Stelle aus dem Matthäus-Evangelium, in dem es heißt "Ihr seid das Salz der Erde" verbunden mit der Aufforderung "So lasset euer Licht leuchten vor den Leuten."

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Baisch macht daraus nicht nur einen Appell, die Schöpfung zu erhalten, sondern auch die Menschlichkeit, und zwar ohne Ansehen der Person, ihrer Herkunft, Religion oder Schuld und auch ohne Begrenzung von deren Würde. Zudem forderte er "offenes Mitdenken und Mitreden" als Auftrag und Ansporn aus dem Matthäus-Text. Den "Geist der Kraft" , um die Aufgabe in Heilbronn "ohne Verzagtheit" anzugehen, hatte Prälat Harald Stumpf dem neuen Dekan schon zuvor mit auf den Weg gegeben.

Deutlicher als alle anderen vor ihm sprach es dann Kirchengemeinderat Hannes Finkbeiner aus, bekannte, dass die Gesamtkirchengemeinde gerade durch ein "tiefes Tal der Tränen" gehe, und kritisierte, dass man sich dabei mehr Unterstützung von der Landeskirche erwartet habe. Dieses Tal ist noch nicht durchschritten: Der damit angesprochen Kinderpornografiefall, bei dem der Beschuldigte Leiter eines Heilbronner Kindergartens war, wird im August vor dem Landgericht verhandelt. Und als Prälat Stumpf das Wort "Hans-Rießer-Haus" aussprach, ging ein deutlicher Unmutsseufzer durch die Kirche, der besonders in den Ohren von OB Harry Mergel einen deutlichen Nachhall in Richtung auf seine hier gegebene Mitverantwortung auslösen dürfte.

Mergel war, neben den Bundestagsabgeordneten Josip Juratovic (SPD) und Michael Link (FDP) sowie den Landtagsabgeordneten Rainer Hinderer (SPD) und Susanne Bay (Grüne) unter den Vertretern der Politik; die Grüße der katholischen Gemeinde überbrachte der für die "wiederbelebte" Ökumene stehende Pfarrer Roland Rossnagel vom "Nachbarn", der St. Peter-und Paul-Gemeinde. Ein viel beachtetes Geschenk unter den zahlreichen, die Christoph Baisch den Amtsantritt verschönern und auch erleichtern sollen, war auch ein Stein aus dem Salzbergwerk Heilbronn.

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