Kinderpornografie-Vorwürfe

Heilbronner Kirchenpfleger gibt Verantwortung ab

Vorwürfe sollen nun intern breit und strukturiert aufgearbeitet werden - Pfarrer kämpfen weiter um Vertrauen

06.03.2018 UPDATE: 07.03.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden

Die Kirchengemeinde will die Vorgänge um den Leiter des Wilhelm-Busch-Kindergartens aufarbeiten, der sich wegen des Besitzes von Kinderpornos verantworten muss. Foto: Fritz-Kador

Heilbronn. (guz/bfk) Der Kalenderspruch vom Dienstag, so wie er auf der Hompage des evangelischen Kirchenbezirks Heilbronn zu lesen ist, heißt: "Sprich nicht: Ich will Böses vergelten! Harre des Herrn, der wird dir helfen!" (Sprüche 20,22). Ist das eine Hilfe für das Vorgehen der evangelischen Gesamtkirchengemeinde im Fall des "Kinderpornografie-Skandals"? Kevin F., der frühere Leiter des evangelischen Wilhelm-Busch-Kindergartens in Heilbronn, ist angeklagt, über 10.000 Kinderpornofotos und 900 Videos besessen und auch damit gehandelt zu haben. Er muss sich am 16. März vor dem Heilbronner Amtsgericht verantworten.

Indessen hat der geschäftsführende Ausschuss der evangelischen Kirchengemeinde Heilbronn am Montagabend weitere Schritte zur Aufarbeitung unternommen und Zuständigkeiten klarer abgegrenzt. Verkompliziert wird die Angelegenheit allerdings dadurch, dass es eine Vakanz im Dekanat gibt: Der bisherige Dekan Otto Friedrich ist im Ruhestand, sein Nachfolger wird erst in einigen Wochen eingesetzt. Kirchenpfleger Rolf Krieg, der deshalb seither die Verantwortung für die Kindergärten der Kirchengemeinde trug, hat seine Zuständigkeit mit sofortiger Wirkung und "bis auf Weiteres" abgegeben. "Mir ist bewusst, dass es dabei auch darum geht, verloren gegangenes Vertrauen wieder zu gewinnen", erklärte er dazu schriftlich - und: "Im Interesse aller Betroffenen bin ich selbstverständlich dazu bereit, meinen Anteil zur Aufklärung aller relevanten Punkte beizutragen."

Die Verantwortung für die Kindergärten teilt sich nun eine Doppelspitze: Schuldekan Jürgen Heuschele ist für den pädagogischen Bereich zuständig, Pfarrerin Susanne Härterich für die Administration. Der "Engere Rat" der Gesamtkirchengemeinde hat am Montagabend außerdem Härterich bis zum Dienstantritt des neuen Dekans mit der Vertretung der evangelischen Gesamtkirchengemeinde betraut.

In dieser Funktion kann sie auch Akteneinsicht bei den Behörden beantragen. Die Zustimmung des Gesamtkirchengemeinderats fehlt zwar noch, gilt aber als sicher, für den 19. März ist eine Tagung terminiert. Eine klarere Struktur hat der "Engere Rat" auch dem Krisenteam zugewiesen, in dem sich sofort nach Bekanntwerden des Falles Ende Februar einige Pfarrer zusammengefunden hatten. Es hat einen Katalog von Maßnahmen erarbeitet, unter anderem um das gegenwärtig bestehende Schutzkonzept in den Kindertageseinrichtungen zu überprüfen und zu erweitern.

Unter der Leitung von Heuschele und Härterich wurden nun die Aufgaben delegiert. Zur Aufarbeitung der Vorgänge soll zudem ein Rechtsanwalt hinzugezogen werden, mit dabei ist auch der Kinderschutzverein "Pfiffigunde". Pfarrer Matthias Treiber, Sprecher der Kirchengemeinde, sieht in der Mitarbeit des Vereins eine "sehr professionelle Begleitung" und betont auch die seelsorgerische Funktion von Pfarrer Marschall vor Ort. Eine weitere Gruppe von Kirchenmitarbeitern soll mithilfe externer Fachkräfte das "Schutzkonzept" der Kitas überprüfen. "Das bisherige hat nicht gegriffen", räumte Treiber ein. Speziell der ehrenamtlichen Arbeit des Beschuldigten in der Emmaus-Gemeinde widmet sich ein weiteres Team. "Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass es zu Übergriffen kam", betont Treiber. Auch im Wilhelm-Busch-Kindergarten seien bislang keine Fälle bekannt, in denen Kevin F. übergriffig geworden sei. Solches haben auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bisher nicht ergeben, die Anklage enthält keine derartigen Vorwürfe.

Auch interessant
Heilbronn: Schwerwiegende Vorwürfe gegen Erzieher
Heilbronn: 10.000 Bilder mit Kinderpornografie - Erzieher muss vor Gericht

Ihm sei bisher lediglich ein Austritt aus dem Kindergarten bekannt, sagt Treiber weiter im Gespräch mit der RNZ. Die Stimmung in der Elternschaft beschreibt er als "sehr unterschiedlich", das Vertrauen sei aber nach wie vor vorhanden. "Darüber sind wir überrascht und dankbar."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.