Heilbronn

Das bietet die neue Jugendherberge

Die neue Jugendherberge in Heilbronn kann für ein Vorbild für weitere Projekte im Land dienen - Dachterrasse und gehobene Ausstattung

14.10.2018 UPDATE: 15.10.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Wer in der neuen Heilbronner Jugendherberge direkt auf dem Gelände der künftigen Bundesgartenschau übernachten möchte, muss aktuell noch die Baustellen in Kauf nehmen. Foto: Hans Georg Frank

Von Hans Georg Frank

Heilbronn. Karl Rosner ist sich einig mit dem Mainzer Familienvater Andreas Hörig, dem ersten Gast: "Die Lage ist ganz fantastisch." Sie meinen den Standort der neuen Jugendherberge in Heilbronn - mitten auf dem Gelände der Bundesgartenschau. Rosner, Geschäftsführer des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) im Südwesten, spricht von einem "Glücksgriff".

Der 10,5 Millionen Euro teure Quader aus roten Backsteinen ersetzt einen Altbau am Stadtrand. Nach dessen Abbruch ist eine ziemlich verdichtete Wohnbebauung geplant, die teilweise von einer hohen Mauer umgeben sein wird. Dieses Projekt verwirklicht jenes in Heilbronn fast allgegenwärtige Unternehmen, das auch für das Jugendherbergswerk den Neubau schlüsselfertig errichtet hat.

Im Neckarbogen können 180 Betten in 51 Zimmern belegt werden, vorher waren es nur 80. Die Ausstattung entspricht gehobenen Ansprüchen. Schon die offene Rezeption versprüht den weltoffenen Geist, die Küche bezeichnet Geschäftsführer Rosner als "hochwertig". Für Seminare gibt es großzügige Räume. Auf dem Dach eröffnet eine Terrasse weite Ausblicke - vorne das Buga-Areal, ganz in der Nähe das wachsende Science-Center "Experimenta", das Panorama vervollständigen Bahnhof, Neckar, Weinberge, bewaldete Höhenzüge vom Wartberg bis zum Schweinsbergturm. Für die Bundesgartenschau 2019 haben sich bereits 5282 Gäste eingebucht. Andreas Hörig gehört mit Frau und zwei Kindern auch dazu.

Hintergrund

Die erste Jugendherberge in Baden-Württemberg öffnete 1922 in der mittelalterlichen Burg Wildenstein bei Leibertingen (Kreis Sigmaringen). Dort wurden gerade 5,4 Millionen Euro für die Modernisierung ausgegeben. Die größte "Juhe" im Südwesten hat 447 Betten und steht in

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Die erste Jugendherberge in Baden-Württemberg öffnete 1922 in der mittelalterlichen Burg Wildenstein bei Leibertingen (Kreis Sigmaringen). Dort wurden gerade 5,4 Millionen Euro für die Modernisierung ausgegeben. Die größte "Juhe" im Südwesten hat 447 Betten und steht in Heidelberg. Mit 65 Prozent hat das Haus in Stuttgart (309 Betten) aktuell die höchste Auslastung. (hgf)

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Wolfgang Kienle, Lehrer an der beruflichen Kombrecht-Engel-Schule in Aalen, kennt jetzt beide Heilbronner Häuser. Er hat sich mit acht Schülern noch vor der offiziellen Eröffnung am 27. Oktober im Neubau einquartiert. "Es ist sehr, sehr, sehr gut hier", schwärmt er, "kein Vergleich zum Alten, besser kann es gar nicht sein."

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Im Neckarbogen wird wohl ein neues Kapitel des Bauens in der 1911 begonnenen Geschichte des baden-württembergischen Ablegers des 1909 gegründeten Verbands aufgeschlagen. Heilbronn sei nicht nur die erste komplett neue Jugendherberge im Land, ihr Stil könnte auch Vorbild für weitere Projekte sein, deutet Rosner an.

Seit der Schwabe 2003 die Geschäftsführung übernommen hat, mussten 18 Häuser geschlossen werden. Jetzt gibt es noch 48 Anlaufstellen für Urlauber, die günstig logieren möchten. Zwar soll ein "breites Netz" im Land erhalten bleiben, aber 45 Häusern wären "die richtige Größe", meint Rosner. Müssten also noch drei Standorte aufgegeben werden. Welche? "Nichts ist spruchreif", wehrt er ab.

In ländlichen Gebieten wie Stimpfach im Kreis Schwäbisch Hall musste die Jugendherberge schließen. "Wir sind sehr, sehr enttäuscht", sagt Bürgermeister Matthias Strobel. Weil das seit 1966 genutzte Schloss Rechenberg aufgegeben wurde, erhebt er schwere Vorwürfe an die Geschäftsleitung: "Die macht Tabula rasa auf dem flachen Land." Jugendherbergen gebe es nur noch in Großstädten, Premiumlagen und touristischen Zentren.

Rechenberg hätte nur ein Sponsor retten können, wie dies in Dilsberg bei Heidelberg gelungen ist. Die herausgeputzte Herberge mit 70 Betten in exponierter Höhenlage über dem Neckartal, ein beeindruckender Teil der Stadtmauer, kann im Mai 2019 wieder geöffnet werden, weil ein anonymer Gönner 1,5 Millionen Euro für die 2,4 Millionen kostende Sanierung spendiert hat. Mehr solcher Geldgeber wären ideal, meint Karl Rosner. 30 Herbergen müssen nach und nach modernisiert werden.

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