Beim ICE geht es nur um wenige Minuten, nicht um Geld
OB Mergel müht sich weiter um ICE-Verbindung - Brief an Bahn-Vorstand Pofalla: Warum hält der ICE 2020 nicht in Heilbronn?

Wenn am Heilbronner Hauptbahnhof im kommenden Jahr der ICE Stuttgart - Berlin einfährt, wird er nach Planungen der Deutschen Bahn nicht halten, sondern durchrauschen. Dagegen formiert sich politischer Widerstand. Foto: Armin Guzy
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn Die viele Jahre währenden Bemühungen der Stadt Heilbronn um einen ICE-Anschluss ähneln immer mehr einer Posse, bei der die Stadt, aber auch die Region, von den Nutzern der Bahn ganz abgesehen, an der Nase herumgeführt und in kaum nachvollziehbarer Weise auf das Abstellgleis rangiert werden. Dass es schließlich gelang, einen ICE-Halt wenigstens während der Zeit der Bundesgartenschau einzurichten - nicht zu vergessen, dass die Erreichbarkeit der Stadt wegen Gleisarbeiten sowie so in der dieser Zeit erschwert ist - ändert nichts an dem frustrierenden Bild eines unbeweglichen "Staatskonzerns", dessen Geschäft eigentlich die Beweglichkeit ist. Das zeigte sich schon bei der missglückten "Premiere". Mit "großen Bahnhof" hatte die Verwaltungsspitze den ersten ICE zur Buga auf dem Heilbronner Hauptbahnhof begrüßt, der mit saftiger Verspätung einlief. Viel mehr aber noch zählt die Vorleistung der Stadt, dass es überhaupt zu diesem "Provisorium" gekommen ist.
Nun hat Oberbürgermeister Harry Mergel einen weiteren Versuch gestartet, die Bahn dazu zu bewegen, die sich nun als nächstes ergebende Chance für Heilbronn als ICE-Haltpunkt nicht wieder zu ignorieren. Mergel argumentiert mit einer Art "Probelauf", der 2020 möglich wäre, wenn dann die Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart aufgrund umfangreicher Bauarbeiten zwischen April und Oktober gesperrt wird und in dieser Zeit eine Direktverbindung Stuttgart - Berlin eingerichtet wird: "Dieser Zug wird nicht in Heilbronn halten, sondern durch unseren renovierten und modernisierten Hauptbahnhof ohne Halt durchfahren", schreibt Mergel und legt dazu nach: "Auch die Stadt Heilbronn hat sich an diesen Kosten mit einer Millionensumme beteiligt!"
An Pro-Argumenten und Fakten fehlt es nicht, beginnend mit der "ausgesprochen positiven Reaktion" der Heilbronner auf den Buga-Halt, mit den rund 450.000 Menschen, die in der Region leben, und den "hier ansässigen Weltmarktführern wie Audi, die Schwarz-Gruppe oder Bosch" wie auch der Vielzahl mittelständischer Unternehmen, "die sich stark internationalisiert haben". Der Vorteil eines Haltes in Heilbronn wäre, dass man dann ohne Umsteigen in knapp fünfeinhalb Stunden Berlin erreichen könnte und dazu, durch eine "verlässliche" ICE-Anbindung, problemlos auch die Anschluss-Züge in Würzburg.
Auch "dieses Dilemma", schreibt der OB weiter, "wird immer wieder an uns herangetragen, da die Regionalzüge oftmals mit deutlicher Verspätung den Hauptbahnhof in Würzburg erreichen." Ein Halt des ICE Stuttgart-Berlin in Heilbronn würde die Fahrzeit insgesamt nur unwesentlich verlängern und: "Vor dem Hintergrund all dieser Gegebenheiten erscheint es mir lohnend, sich erneut dafür einzusetzen."
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Wie weit und ob der Brief Erfolg haben wird, ist ungewiss, was alle Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt. Im Verteiler sind Mitstreiter wie der heutige Innenminister Thomas Strobl (CDU) und Josip Juratovic (SPD), die als Bundestagsabgeordnete der letzten Legislaturperiode eine "Aktionseinheit" bildeten, dazu als weitere MdB Alexander Throm (CDU) und Michael Link (FDP) und auch Thorsten Krenz, der Konzernbevollmächtigte der DB in Baden-Württemberg. Krenz soll selber überrascht davon gewesen sein, dass die Bahn trotz Buga-Zusage den ICE zwischenzeitlich ausfallen ließ, wegen mangelnder Nutzung. Die allerdings hat sie sich selber mit einer Streckenführung fast im Abseits zuzuschreiben, monieren Kritiker.
Mergels Appell an Pofalla ist klar und einfach: "Wir fordern Sie daher auf, uns in diesem Anliegen erneut zu unterstützen. Heilbronn hat einen weiteren Anschluss verdient - und die Bahn müsste dafür kein weiteres Geld investieren, sondern einfach nur wenige Minuten stoppen!" Diese wenigen Minuten könnten bei einer attraktiven Verbindung wie Stuttgart-Berlin den Beweis erbringen, dass sich ein ICE-Halt in Heilbronn lohnt und Stadt und Region nicht, wie es nach der Planung der Bahn aussieht, bis 2028 warten müssen.



