Zur Halbzeit sind alle zufrieden
Mit 1,1 Millionen Besuchern im "grünen Bereich", mit über 90.000 Dauerkarten weit über dem Soll

Zur Halbzeit zogen die Verantwortlichen der Bundesgartenschau eine positive Bilanz. Foto: Christian Beck
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Als am Samstagabend Case Scaglione, der Chefdirigent des Württembergischen Kammerorchesters (WKO), den Taktstock für das Schlusskonzert des Klassik-Open-Airs auf der Bundesgartenschau hebt, da ist sie wieder da, diese schöne, heitere "Buga-Stimmung", die sich in den Ergebnissen widerspiegelt, die Oberbürgermeister Harry Mergel und Buga-Geschäftsführer Hanspeter Faas am Tag zuvor - also zur exakten Halbzeit - bekannt gaben. "Halbzeit" war es auch bei der Besucherzahl: 2,2 Millionen Personen waren das Ziel, 1,1 Millionen waren bereits da.
Erklärungen und Bilder gibt es dafür viele: So wie sich der graue, vier Tonnen schwere Salzbock im "Salzgarten" der Buga nun über Tage dank Sonne und Regen fast in ein marmoriertes Kunstwerk mit blitzenden Kristallen verwandelt hat, so ging es auch mit den pessimistischen Prognosen. Und das trotz des zweitältesten Mai und heißesten Juni seit Wetteraufzeichnung.
Stimmungen kann man befördern, aber nicht erzeugen, das weiß auch Wengerter Martin Heinrich, der die Präsenz des Heilbronner Weins auf der Buga managt und ein profunder Kenner seiner Heimatstadt. Er sagt, er könne sich nicht erinnern, in den letzten 50 Jahren die Stadt jemals so aufgeschlossen, heiter und gut gelaunt erlebt zu haben und findet den passenden Vergleich: "Das ist das Heilbronner Sommermärchen!"
Das Märchen lässt sich aber auch mit Fakten belegen: Große Überraschung sind die Dauerkarten: 35.000 waren maximal einkalkuliert, jetzt sind es schon über 90.000. Die meisten Besucher kommen aus einem Umkreis von zwei Autostunden, auch die, die mit dem Bus anreisen. Bei den ausländischen Gästen liegen die Schweizer und die Luxemburger vorne. Parkplatzprobleme gab es bisher nicht, höchsten dann, wenn für die Volksfesttage Ende Juli die Theresienwiese entfällt.
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Am besten gefällt den Besuchern laut Befragung das gärtnerische Angebot, gefolgt von den nächtlichen Wasserspielen auf den beiden Seen, an dritter Stelle stehen die Veranstaltungen. 94 Prozent loben das Gesamtkonzept, 83 Prozent die Umweltqualität und 69 Prozent die Atmosphäre. Tourismus-Minister Guido Wolf, aus Anlass der Halbzeit-Pressekonferenz gekommen, nennt die Buga "einen Leuchtturm mit Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus", "einen vollen Erfolg" und guten Wegbereiter für die Buga 2023 in Mannheim. Und auch OB Mergel kann sich, seiner Verwaltung und den Buga-Ausrichtern auf die Schulter klopfen: die Kostenkalkulation aus dem Jahr 2012 hat sich als tragfähig erwiesen, für den "Fall der Fälle" wurden 9,2 Millionen als Puffer eingestellt.
Jochen Sandner, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft (DBG) sagt, Bundesgartenschauen seien neben ihrer Bestimmung seit 1951, dem "Garten-Schauen", immer auch Programm für Stadterneuerung gewesen. Dazu werde hier ein neues Kapitel aufgeschlagen, "visionär und emotional". Die Kombination von Gartenschau und Stadtausstellung kommt bei den Besuchern sehr gut an.
Ein großer Pluspunkt, den Mergel besonders betont, ist der "Festival-Charakter". Bis zum Ende werden es mehr als die ursprünglich benannten 5000 Veranstaltungen sein, sagt Faas. Die Nachfrage ist groß. Rund 17.000 Besucher kamen zu den acht Aufführungen der Mozart-Oper "Gärtnerin aus Liebe" des WKO mit dem Theater Heilbronn und zu den WKO-Serenaden. Viel Zustimmung finden auch die "leisen" Angebote, beispielsweise im Kirchengarten. Pfarrerin Esther Sauer berichtet von einer "großen Anziehungskraft" dieses "eingefriedeten und friedlichen Ortes". Die Gottesdienste, auch der am heißesten Tag des Jahres beim Landesmissionsfest, waren sehr gut besucht.
Neben der "Binnenwirkung" der Buga ist den Verantwortlichen die Außenwirkung genauso wichtig, auch im Hinblick auf den Tourismus, der nun endlich auch in Heilbronn spürbar anzieht. Die bisher 40.000 Teilnehmer an Stadt- und Buga-Führungen sind kein Pappenstiel, sondern Basis für das, was auf Marketing-Chef Steffen Schoch nach der Buga zukommen wird. Inzwischen muss Hannegret Halter vom Büro des OB fast jeden Tag fünf "offizielle Begrüßungen" organisieren. Allein in der neuen Jugendherberge haben schon 80 Tagungen stattgefunden, sie schätzt deren Besucherzahl am Ende auf 5000.
Dieses Außenwirkung reflektiert auch die Politik. Wo man auch hinhöre, wen man auch frage, es herrsche Einigkeit darüber, dass Heilbronn einen Imagewandel erlebe, dass die "dynamischste Stadt" nun auch eine unvermutete Leichtigkeit bekommen habe, sagt MdL Susanne Bay (Grüne). In Stuttgart erhalte sie "quer durch alle Fraktionen" nur positive Reaktionen. MdB Alexander Throm (CDU) kann aus "Berliner Sicht" sagen, dass die Buga auch dort ein Thema ist: "Besonders der Aspekt des nachhaltigen Bauens mit einer Mischung aus frei finanziertem Wohnungsbau und Sozialwohnungen trifft auf großes Interesse." Er hat alle CDU-Bundestagesabgeordnete eingeladen, im September findet deren Klausurtagung statt. Noch im Juli kommt die SPD-Landtagsfraktion und der Landesparteitag der FDP hat am Wochenende in Heilbronn stattgefunden.
Also alles paletti? Den Wermutstropfen liefert die Gastronomie, obwohl Faas hier die Kritik mit Fakten relativiert, wird das Preis-Leistungs-Verhältnis wenig akzeptiert, dafür aber die Sauberkeit gelobt.



