Bundesgartenschau Heilbronn

Im Schweinsgalopp von der Buga zum Zug

Vorbereitungen für reibungslose Anfahrt und Lockangebote für die Nutzung des ÖNPV laufen - Anreise mit der Bahn wenig attraktiv

22.02.2019 UPDATE: 23.02.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 51 Sekunden

Die Stadt will die Verkehrsströme zur Bundesgartenschau besser lenken. Die Anreise mit der Bahn ist allerdings wenig attraktiv. Foto: Armin Guzy

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Man stelle sich vor, es ist Bundesgartenschau, und keiner kommt nach Heilbronn - nicht, weil es am Besucherwillen mangelt, sondern an der Erreichbarkeit. Dieses Szenario können die Buga-Veranstalter nur teilweise beeinflussen. Das Hauptproblem, das erst vor drei Jahren richtig bewusst wurde, ist die Erreichbarkeit per Bahn.

Der Herausforderung, die erwarteten 2,2 Millionen Besucher möglichst reibungslos zu lenken, will Buga-Geschäftsführer Hanspeter Faas so begegnen: "Unser Ziel ist, dass die Hälfte der Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Buga fahren und damit bequem und umweltschonend anreisen." Mitten in der Stadt gelegen, sei die Buga damit besonders gut zu erreichen, und vom Bahnhof sei es nur ein kurzer Spaziergang zum Eingang Innenstadt beim Science Center "experimenta". Stadtbahn und Busse halten sogar fast direkt davor.

Hintergrund

Auf der Bahnstrecke Mannheim-Heilbronn fahren wegen Bauarbeiten zwischen Heidelberg und Neckargemünd vom 17. April (Eröffnung) bis 28. April Direktbusse zur Buga - ab 8.40 Uhr hin und ab 17 Uhr wieder zurück.

Gleiches gilt für die Strecke

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Auf der Bahnstrecke Mannheim-Heilbronn fahren wegen Bauarbeiten zwischen Heidelberg und Neckargemünd vom 17. April (Eröffnung) bis 28. April Direktbusse zur Buga - ab 8.40 Uhr hin und ab 17 Uhr wieder zurück.

Gleiches gilt für die Strecke Würzburg-Heilbronn vom 17. April bis 18. August, wenn der Tunnel Wittighausen gesperrt ist.

Auch hier kann man ab 8.45 Uhr nach Heilbronn fahren und ab 17.30 Uhr wieder zurück. Es gibt jeweils zwei Abfahrtszeiten pro Tag.

Die zeitliche Anbindung ans IC- und ICE-Netz sieht so aus: Von Montag bis Freitag kommt ab Ende April ein ICE von Köln um 9.41 Uhr in Heilbronn an und fährt um 14.10 Uhr wieder zurück, an Wochenenden fährt ein IC ab Mainz über Mannheim nach Heilbronn. Ankunft 9.41 Uhr, Rückfahrt 16.12 Uhr ab Heilbronn via Heidelberg, Mannheim und Mainz nach Wiesbaden. (bfk)

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Heilbronn liegt schon seit Jahrzehnten im Windschatten der Bahn und wird von ICE und IC weiträumig umfahren. Dieses Ärgernis besteht weiter, auch bei frühzeitigerer Reaktion hätte man es kaum beseitigen können, und vermutlich wäre ohne Vorleistungen der Stadt selbst der Hauptbahnhof bis heute nicht barrierefrei - vom optischen Erscheinungsbild des inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes ganz zu schweigen.

Dass es nun während der Buga dank einer Umleitung eine IC-Verbindung über Stuttgart gibt, klingt schön, sieht man allerdings auf die Taktzeiten, stellt man fest, dass man fast schon im Schweinsgalopp durch die Buga jagen muss, um rechtzeitig zur Abfahrt zu kommen. Von den ICE-Haltepunkten Mannheim und Heidelberg wie auch von Würzburg gibt es auch nichts Gutes zu hören: Diverse Gleisbauarbeiten stehen an.

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Da ist es nur ein schwacher Trost, dass Ersatzbusse fahren werden, die zeitlich die Bahn sogar "überholen" werden. Für Reisebusse stehen am Eingang Wohlgelegen täglich 80 Parkplätze bereit, an Spitzentagen wie an Pfingsten oder langen Wochenenden mit Brückentag werden es 150 sein. "Wir freuen uns auf bis zu 400.000 Gäste, die mit dem Reisebus kommen", sagt Faas.

Bei aller Bemühung um umweltschonende Formen der Anreise: Die meisten Besucher werden wohl mit dem Auto kommen. Die Bauarbeiten auf der A6 zwischen der Anschlussstelle Wiesloch/Rauenberg und dem Autobahnkreuz Weinsberg sollen bis Buga-Beginn so weit fertig sein, dass für die Fahrt nach Heilbronn in beiden Richtungen drei Spuren zur Verfügung stehen, gleiches gilt ab Ende Mai auch für die Richtung Mannheim und Nürnberg. Für Auto-Anreisende stehen täglich 4000 Parkplätze, an Spitzentagen sogar 5100 zur Verfügung.

Der "statistische Durchschnittswert" pro Buga-Tag liegt bei 13.000, der Spitzenwert bei 35.000 Besuchern. Auch dann sollen die Parkplätze ausreichen. Berechnungen des Stuttgarter Fachbüros SSP sehen für Normaltage einen Bedarf von 2600 Pkw-Parkplätzen vor. "Wir sind gut vorbereitet", sagt Faas.

Die Parkflächen befinden sich sowohl am Eingang Wohlgelegen als auch auf der Theresienwiese. Dort wird allerdings während zehn Tagen (ab Ende Juli) wieder das Heilbronner Volksfest stattfinden - zeitlich vorgezogen wurde nur das von privater Seite veranstaltete Maifest. Eng wird es auch beim Trollinger-Marathon am 5. Mai und bei einem Firmenlauf am 25. Juli - dann steht die Theresienwiese nicht zur Verfügung.

An Wochenenden, Feiertagen und Brückentagen kommen weitere 790 Parkplätze an der Otto-Konz-Brücke und an der Theresienstraße Süd hinzu. Zu den Anrainern dort zählen auch Schulen. Deren Schüler können in begrenztem Umfang auf die Parkflächen fahren und ihr Auto für zwei Euro abstellen, für alle anderen kostet das Tagesticket fünf Euro.

Um die Innenstadt von zusätzlichem Verkehr freizuhalten, wird ein Leitsystem direkt ab der Autobahn zu den Parkplätzen führen und freie Kapazitäten anzeigen. Die Buga-Öffnungszeit (ab 9 Uhr) soll Kollisionen mit dem Berufsverkehr vermeiden. Ein Kombiticket im Verbreitungsgebiet der Verkehrsverbünde HNV und des Schwäbisch Haller Kreisverkehrs soll die Autofahrer aus dem Nahbereich fernhalten oder sie animieren, den ÖPNV zu nutzen.

Mit der Tageskarte ist die Anreise kostenlos, mit der Dauerkarte fahren Erwachsene zum halben Preis. Bei diesem Angebot will man noch aufsatteln. "Wir sprechen über ein Kombiticket, mit dem man aus ganz Baden-Württemberg günstig zur Buga fahren kann", erklärt Faas. Der Abschluss stehe kurz bevor.

Über "Extratouren" kommt man auch zur Buga, zum Beispiel mit dem Rad. Der Neckartalradweg führt direkt am Buga-Haupteingang bei der "experimenta" vorbei. Hier und am Eingang Wohlgelegen stehen in Parkhäusern und auf Abstellflächen etwa 800 bewachte Fahrradparkplätze zur Verfügung, die ebenfalls bewirtschaftet sind: Ein Concierge nimmt die Räder in Empfang und händigt sie bei Abholung wieder aus.

Zudem gibt es einen kostenlosen Schiffs-Shuttle zwischen den Buga-Eingängen. Von Bad Wimpfen aus gelangt man auch mit dem "Neckarbummler" auf die Buga. Kritik gab es zuletzt an mangelnden Abstellplätzen für Reisemobile. Nun wird es 40 zusätzliche im Stadtgebiet geben.

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