Zwei Gegenkandidaten für Amtsinhaber Harry Mergel
Eine OB-Wahl mit wie viel Wahlkampf? OB Harry Mergel hat bei seiner angestrebten Wiederwahl am 6. Februar nun zwei Gegenkandidaten.

Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Demnächst endet die Bewerbungsfrist für das Amt des Oberbürgermeisters von Heilbronn, die Wahl findet am 6. Februar statt. Dass es bei diesen Zeitdaten ein kurzer Wahlkampf werden wird, war abzusehen – dass es kein spannender wird, wie beispielsweise in Stuttgart, ebenso.
Unterschiedlich sind die Ursachen: Corona wird viele Einschränkungen auch hier bringen, das ist schicksalhaft. Politisch gewollt aber ist der kampflose Wahlkampf bei (bisher) nur zwei Gegenkandidaten, denen man konstatieren muss, keine reale Chance zu haben: Bei einem amtierenden OB, dem man nicht vorhalten kann, erfolglos gewesen zu sein und der es zudem beherrscht, sich volksnah zu geben, hätten es auch potente Kandidaten von vorneherein schwer gehabt.
Die Art und Weise, wie man sich dieser Macht des Faktischen beugt, zu der auch die als gesichert vorauszusetzende Unterstützung durch und wegen der Nähe zu Heilbronns Ehrenbürger Dieter Schwarz gehört, das hat einen "Heilbronner Sonderfall" hervorgebracht. Das Wahlbündnis vom Sommer, in dem sich neben der SPD, deren Kandidat Mergel sozusagen von "Haus aus" ist, mit CDU, Grüne, Freien Wählern und FDP alle Fraktionen des Heilbronner Gemeinderates, außer der AfD, zusammenschlossen, ist als Akt demokratischer Willensbildung ebenso einmalig wie in ihrer Alternativlosigkeit kaum vorbildlich.
In den Reihen und im Umfeld des Wahlbündnisses wären durchaus auch potente Kandidaten und Kandidatinnen zu finden gewesen, die eine Alternative und damit eine Wahl geboten hätten. Wie Demokratie ohne Wahl funktionieren soll und kann, gerade auch auf kommunaler und deshalb besonders bürgernaher Ebene, das wird sich nun zeigen müssen. Angesichts des Bündnisses ist Mergel nun besonders darauf angewiesen, ein starkes Mandat für seine zweite Amtszeit zu erhalten, dies fünf Tage vor seinem 66. Geburtstag.
Auch interessant

Das setzt eine hohe Wahlbeteiligung und dann auch die entsprechenden Ja-Stimmen voraus. Bei seiner ersten Wahl im März 2014, mit Erstem Bürgermeister und Finanzdezernent Martin Diepgen (CDU) als ernst zunehmendem Gegenkandidat, erhielt er 55,9 Prozent der Stimmen und damit im ersten Wahlgang bereits die notwendige absolute Mehrheit. Die Wahlbeteiligung lag allerdings nur bei 39 Prozent. Unterstützt hatten ihn damit neben der SPD die Grünen und die Freien Wähler. Straßenwahlkampf ist schwierig zur Zeit – auf seiner Homepage wirbt Mergel bereits mit seinen Erfolgen für seine zweite Amtszeit.
Nach derzeitigem Stand werden auf dem Wahlzettel zur OB-Wahl am 6. Februar drei Namen stehen, neben Mergel noch der von Dr. Raphael Benner, Vorsitzender der Fraktion der AfD im Gemeinderat, und der von Katharina Mikov. Ihre Kandidatur wurde erst kurz vor Weihnachten publik. Benner zeigt als Wahlkämpfer schon seit Wochen Präsenz in der Heilbronner Fußgängerzone. Die 16,4 Prozent, die die AfD in Heilbronn schon einmal errang, die auch für bundesweites Aufsehen sorgten, sind eher fraglich, die Auflösungserscheinungen in der Fraktion macht auch ein gewonnenes Verfahren gegen die Stadt vor dem Verwaltungsgericht nicht wett. Katharin Mikov ist einer breiten Öffentlichkeit in Heilbronn eher unbekannt.
Auf die Frage, wie sie sich politisch einordnet, sagt sie, sie habe in der Vergangenheit fast immer, bis auf die vergangenen Jahre, CDU gewählt und nun auch erwägt, in die Partei einzutreten. Davon, diesen Schritt jetzt im "Wahlkampf" zu machen, habe man ihr aber abgeraten.
Hintergrund
Katharina Mikov ist 1985 in Russland geboren und kam 1997 mit ihren Eltern (beide Zahnärzte) nach Heilbronn. 2006 machte sie am Robert-Mayer-Gymnasium ihr Abitur. 2012 folgte das Examen zur Logopädin, ehe sie 2015 einen Bachelor im Bereich "Health Care Studies" mit
Katharina Mikov ist 1985 in Russland geboren und kam 1997 mit ihren Eltern (beide Zahnärzte) nach Heilbronn. 2006 machte sie am Robert-Mayer-Gymnasium ihr Abitur. 2012 folgte das Examen zur Logopädin, ehe sie 2015 einen Bachelor im Bereich "Health Care Studies" mit Schwerpunkt Prävention abschloss. Drei Jahre später folgte der Masterabschluss im Bereich Management von Organisation und Personal im Gesundheitswesen. Mikov spricht Deutsch, Russisch und Englisch. Schwerpunkte ihrer Kandidatur sollen Bildung, Inklusion und Integration sowie Wirtschaft in Heilbronn sein. (bfk)
Motiviert zur Kandidatur habe es sie, dass sie als Logopädin mit sehr vielen Menschen aus allen Bereichen und Schichten sowie mit Schulen und Kindergärten in Kontakt sei. Von ihnen erfahre sie da auch, was in Heilbronn läuft und was überhaupt nicht. Dabei werde immer wieder thematisiert, dass sich die Menschen allein gelassen fühlten, keinen Bezug zum Rathaus und der Verwaltung haben und sie dann auch keinen Sinn darin sehen, zur Wahl zu gehen. Viele solcher Kontakte und Erfahrungen habe es auch gegeben, als sie um die 150 notwendigen Unterschriften für die Zulassung zur Wahl warb. Finanzielle Unterstützung von außen gebe es nicht, sie werde ihre Kandidatur selbst finanzieren.



