Lässt sich Verantwortungsbewusstsein lehren?
Das Schul-Netzwerk "Bildung für nachhaltige Entwicklung" will es versuchen

In der Klima-Arena fiel der Startschuss für ein BNE-Netzwerk, an dem sich Schulen anmelden können. Foto: Christiane Barth
Von Christian Beck
Sinsheim. Kreativ, offen, problemlösungsorientiert, demokratiegeschult – diese und viele weitere Adjektive fallen Melanie Billion ein, wenn sie beschreibt, wie Schüler heute sein sollten. Doch waren diese Eigenschaften nicht schon immer gefragt? "Die Wirtschaft war lange darauf gepolt, Arbeiter hervorzubringen", behauptet sie. Billion war viele Jahre Lehrerin. Jetzt ist sie Landeskoordinatorin im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). In der Klima-Arena in Sinsheim fiel nun der Startschuss für ein BNE-Netzwerk, an dem sich die rund 5000 Schulen des Landes anmelden und vernetzen können.
Initiiert wurde das Netzwerk vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, um die Bildung für nachhaltige Entwicklung gezielt zu fördern. Doch was genau ist damit überhaupt gemeint? Wer an die Klimaschutz-Proteste der "Fridays for Future"-Bewegung denkt, ist auf der richtigen Spur. Nicht alles daran gefällt Billion. Doch sie betont: Diese Jugendlichen handelten und übernähmen Verantwortung. Etwas, das an Schulen gefördert werden sollte. Doch Staatssekretär Volker Schebesta ergänzt: "Nachhaltigkeit meint dabei nicht nur die Reaktionen auf den Klimawandel oder den Schutz der Biodiversität, sondern auch die gerechte Teilhabe in einer heterogenen Gesellschaft, den Erhalt demokratischer Rechtsstaatlichkeit und das verantwortliche Wirtschaften."
Doch wie sollen Schüler das beigebracht bekommen? In Italien gibt es mittlerweile das Fach "Klimaschutz". Keine gute Idee, findet Hannes Siege, Berichterstatter der Kultusministerkonferenz für Bildung für nachhaltige Entwicklung. Diese Kompetenzen müssten in vielen Fächern vermittelt werden. Und am besten am konkreten Beispiel, findet Billion. Sie habe beispielsweise im Fach Deutsch mit ihren Schülern einmal Literatur über Laos gelesen. Die Schüler seien so interessiert gewesen, dass sie im Englischunterricht Briefe schrieben und in Mathe das Bruttosozialprodukt des asiatischen Staats ausrechneten.
Rund 200 Schulen engagieren sich momentan im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung. Das Englische Institut in Heidelberg gehört dazu – dort hat Dr. Jakob von Au einen BNE-Lehrerpreis gewonnen. Und auch die Elly-Heuss-Knapp-Gemeinschaftsschule in Heilbronn ist mit dabei. Der laut Billion bisher geringe Austausch der Schulen untereinander soll mit Hilfe des Netzwerks verbessert werden. Zudem werde das Land Unterstützung anbieten, beispielsweise in Form von Unterrichtsmaterialien. Und es sollen sich weitere Schulen das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreiben.
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Info: www.bne-bw.de