Verteidigungsministerin

Lambrecht muss Fehler der Truppe um Puma-Panzer zugeben

Es gibt neue Hausaufgaben für die SPD-Politikerin. Hersteller sehen Problem nicht bei sich.

14.01.2023 UPDATE: 14.01.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Christine Lambrecht (l.) und Generalinspekteur Eberhard Zorn trafen sich am Freitag mit den Herstellern des „Pannen-Panzers“. F.: Nietfeld

Von Mareike Kürschner, RNZ Berlin

Berlin. Freitag, der 13., ist für viele Menschen ein Unglückstag. Unglücklich sehen sie im Verteidigungsministerium tatsächlich an diesem Tag auch aus: Die Analyse liegt vor, warum 18 von 18 Puma-Schützenpanzern des Panzergrenadierbataillons 112 aus dem bayerischen Regen bei einer Übung Ende des vergangenen Jahres ausgefallen sind.

Der Puma – Prestigeprojekt der deutschen Rüstungskonzerne Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) – sollte eigentlich der Nato-Speerspitze zur Verfügung stehen, für die Deutschland 2023 die Führungsverantwortung übernommen hat. Stattdessen kommt jetzt der 50 Jahre alte Marder zum Einsatz. Nach dem Ausfall legte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) alles auf Eis. Erst einmal sollte die Industrie sich erklären.

Lambrecht hatte schnell die Schuld bei den Herstellern gesucht. Nicht ganz unbegründet, schließlich gilt der Puma seit langem als "Pannen-Panzer". Doch so einfach ist es nicht, wie gestern deutlich wurde.

Industrie und Bundeswehr hätten gemeinsam "Hausaufgaben" zu erledigen, sagte Lambrecht in Berlin bei einem Treffen mit den Chefs von Rheinmetall und KMW. "Wir wissen, dass es Probleme bei der Abstimmung gibt" – zwischen Truppe, Industrie und Logistik. Es sei klar, dass "wir da deutlich besser werden, dass unsere Leute in der Truppe auch deutlich besser ausgebildet werden müssen", gab Lambrecht zu. Generell möchte die Truppe aber weiter am Puma festhalten, betonte sie.

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Auf die Frage unserer Zeitung, ob denn die Kräfte am Standort in Regen bislang schlecht ausgebildet worden seien, entgegnete die Ministerin energisch: Die Schlussfolgerung sei, "dass wir mehr Ausbildung brauchen, nicht, dass die Soldatinnen und Soldaten bisher schlecht ausgebildet worden sind".

Es sei "ein hochkomplexes System, da muss man auch bei der Ausbildung darauf reagieren". Dennoch ist es ein Eingeständnis, dass die Soldaten offenbar bislang nicht gut genug auf den modernen Puma vorbereitet wurden.

Formal seien die Soldaten und Techniker komplett ausgebildet auf dem System, sagte Generalinspekteur Eberhard Zorn. Die Erfahrung "mit seinem eigenen Panzer" spiele aber eine Rolle. "Das kam sicher bei einigen noch zu kurz", gestand der Generalinspekteur. Mehr Üben, bedeutet das.

Die Hersteller sind natürlich von ihrem Panzer überzeugt und sehen das Problem weniger bei sich. Alle Panzer seien schnell wieder repariert worden, hieß es. "Wir sind der festen Überzeugung, dass der Puma ein hochmodernes und das beste Schützenpanzerfahrzeug der Welt ist", sagte Armin Papperger, der Chef von Rheinmetall. Er und KMW-Chef Ralf Ketzel wollen, dass Lambrecht den auf Eis gelegten Nachkauf wieder aufhebt. Soweit ist es jedoch nicht, die Ministerin lässt sie noch zappeln.

Auch für Verteidigungspolitiker Alexander Müller (FDP) sind von Industrieseite noch nicht alle Fragen geklärt. "Jetzt muss die Industrie klarstellen, wie man die Mängel abstellen will", sagte Müller der Mediengruppe Bayern. Es geht derzeit vor allem um eingefrorene Gelder für eine modernisierte Version des Puma – immerhin 850 Millionen Euro. "Dann müssen wir Abgeordnete entscheiden, ob wir dem Gesamtpaket vertrauen."

Florian Hahn, verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, kritisierte hingegen Lambrecht: Es gelte, "dieses moderne System mitsamt Logistik stabil und kriegstauglich zu bekommen. Das muss einem Land wie Deutschland doch schnell gelingen können, erfordert nur auch Führung und klare Vorgaben seitens der Ministerin", sagte der CSU-Politiker unserer Zeitung.

Der Gipfel zeige: "Sowohl Industrie als auch Ministerium und Truppe haben Anteil an dem Aufruhr nach der katastrophalen Meldung über die Ausfälle im Dezember. Das vorweihnachtliche Bashing der Ministerin einseitig in eine Richtung war daher völlig fehl am Platz und unredlich."

Für Christoph Schmid (SPD) vom Verteidigungsausschuss ist klar, dass an der Kommunikation zwischen allen Beteiligten gearbeitet werden muss: "Industrie, Bundeswehr und die HIL (Heeresinstandsetzungslogistik GmbH) werden nun gemeinsam Wege entwickeln, um die dauerhafte, robuste Einsatzfähigkeit zu gewährleisten."