Die Mischung macht’s
Die Stiko empfiehlt seit letzter Woche Kreuzimpfungen - Laut neuen Studien sind diese hochwirksam - Südwesten zieht Zweittermine vor

Von Tim Müller
Heidelberg/Berlin. Die erste Impfung mit Astra-Zeneca. Dann die zweite mit Biontech. In Deutschland hat die Ständige Impfkommission (Stiko) diese Verfahrensweise für alle Menschen ab 18 Jahren empfohlen. Die Datenlage zur Wirksamkeit solcher Kreuzimpfungen war anfangs noch dünn. Inzwischen liegen belastbarere Zahlen zu den sogenannten "Mix-and-Match"-Impfungen vor. Studien zeigen eine hohe Wirksamkeit. Fragen und Antworten zur Kreuzimpfung:
Ist die Mischung von zwei verschiedenen Impfstoffen unbedenklich? In der Medizin ist die Zweitimpfung mit einem anderen Impfstoff keine ungewöhnliche Vorgehensweise. Auch im Kampf gegen Ebola wurde beispielsweise ein Impfstoff zugelassen, der zwei Komponenten hat. Für die Kombination verschiedener Corona-Vakzine laufen zurzeit gleich mehrere Studien. Im Rahmen der sogenannten "Com-Cov"-Studie in Großbritannien werden schon seit Februar Kombinationen der Vakzine von Astra-Zeneca und Biontech getestet. Vorläufigen Daten zeigen aber bereits, dass die Kreuzimpfung äußerst sicher ist. Allerdings kommen milde bis moderate Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Fieber nach der Kombination der Vakzine häufiger vor.
Wie stark ist der Schutz der Kreuzimpfung? Exakte Zahlen liegen noch nicht vor, da die entsprechenden Studien noch nicht abgeschlossen sind. Jedoch zeigen die Daten der "Com-Cov"-Studie schon jetzt, dass die Schutzwirkung von Kreuzimpfungen deutlich über der von reinen Astra-Zeneca-Impfungen liegt. So entwickelten die Kreuzgeimpften laut Studienautoren zehnmal so viele Antikörper wie Probanden mit einer Wiederholungsimpfung des gleichen Vakzins – auch gegen Viren der Delta-Variante.
Allerdings gibt es bislang nur Studienergebnisse zu einem Vier-Wochen-Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung. Eine weitere Studienreihe mit einem Abstand von zwölf Wochen zwischen den Impfungen läuft gerade. Es gilt als wahrscheinlich, dass sich die Wirksamkeit bei größerem Abstand noch erhöht.
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Baden-Württemberg reagierte unterdessen am Dienstag auf die Studienergebnisse. Der Südwesten ermöglicht es Bürgern, die bereits eine Erstimpfung mit Astra-Zeneca oder einem mRNA-Impfstoff hatten und deren Zweitimpftermin in der Zeit nach dem 19. Juli liegt, ihren zweiten Termin vorzuziehen – sofern der Impfabstand von vier Wochen eingehalten wird. Für die Verschiebungen sind die Impfzentren zuständig. Sie sollen noch diese Woche über die jeweiligen Änderungen informieren.
Wie gut ist der Schutz im Vergleich zu zwei Biontech-Impfungen? Eine noch unveröffentlichte Studie der Universität des Saarlands legt nahe, dass er besser sein könnte. So zeigen erste Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Untersuchung, dass die Zahl der neutralisierenden Antikörper – also derjenigen, die verhindern, dass das Coronavirus an die menschlichen Zellen andockt – bei Kreuzimpfungen höher ist als bei zweifachen Biontech-Impfungen.
Wie steht es um die Wirksamkeit, wenn die zweite Impfung mit dem Vakzin von Moderna erfolgt? Seit April wird auch mit dem Impfstoff von Moderna getestet, ob es in Kombination mit einem anderen Vakzin zu einer stärkeren Schutzwirkung kommt. Noch liegen aber keine Ergebnisse vor.
Muss ein drittes Mal geimpft werden, wenn man zwei Impfungen mit Astra-Zeneca erhalten hat? Das ist unklar. Die Stiko prüft, ob eine Auffrischung nötig ist, im August soll das geklärt sein. Nach derzeitigem Stand schützen zwei Impfungen mit Astra-Zeneca sehr gut – auch gegen die Delta-Variante.



