"Fleisch ist mehr wert"
Bernhard Krüsken zur Corona-Krise in den Schlachtbetrieben

Von Andreas Herholz, RNZ Berlin
Berlin. Bernhard Krüsken (57) ist Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes
Immer neue Corona-Fälle bei Mitarbeitern in Fleischbetrieben. Wo liegen die Ursachen für diese Infektionsherde?
Keine Diskussion – Arbeits- und Infektionsschutzregeln müssen konsequent eingehalten werden und auch die Frage der Unterbringung muss hier einbezogen werden. Das liegt absolut im Interesse der Landwirte. Fleisch ist ein hochwertiges Lebensmittel, deshalb erwarten wir auch, dass es in den nachfolgenden Stufen ordentlich behandelt wird. Die Schlachtbetriebe müssen diese Dinge in Ordnung bringen, auch damit Schlachtung in Deutschland weiterhin möglich bleibt.
Bundesarbeitsminister Heil will Werkverträge in Schlachtbetrieben weitgehend verbieten. Was spricht dagegen?
Das muss die Fleischwirtschaft selbst beantworten. Es sollten aber unverhältnismäßige Verschärfungen, die zu Betriebsschließungen führen, vermieden werden. Damit wäre keinem geholfen, weder den Mitarbeitern noch dem Tierschutz. Weite Wege zu den Schlachthöfen würden die Bemühungen der Bauern um mehr Tierwohl in Frage stellen.
Die Grünen fordern höhere Preise für Fleisch. Wie stehen die Bauern dazu?
Richtig, Fleisch ist mehr wert und höhere Standards für die Tierhaltung kosten nun einmal Geld. Der Erzeugerpreis macht bei Fleisch und Wurst aber weniger als ein Viertel des Verbraucherpreises aus; man kann also bei den Erzeugerpreisen etwas tun, ohne dass Verbraucher das ernsthaft spüren. Wenn höhere Preise in der Vermarktungskette oder beim Fiskus hängen bleiben, ist niemandem gedient. Höhere Preise für mehr Tierwohl müssen dort ankommen, wo mehr Tierwohl stattfinden soll, nämlich beim Landwirt.