Füller und Kugelschreiber "made in Heidelberg"

Die diesjährigen RNZ-Sommertouren enden mit Führungen bei Lamy in Wieblingen

08.09.2012 UPDATE: 08.09.2012 06:01 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Michael Magin von der Fertigungs- und Versandsteuerung bei Lamy (grünes Polo-Shirt) führte die RNZ-Sommertouristen durch das Werk in Wieblingen. Dort zeigte er auch, welche Arbeitsschritte für die Herstellung einer Füllhalterfeder nötig sind. Fotos: Hentschel/Teufert
Von Timo Teufert

Es waren die letzten beiden Sommertouren in diesem Jahr, und sie waren noch einmal etwas ganz Besonderes: Exklusiv für die Sommertour öffnete der Schreibgerätehersteller Lamy am Donnerstag und Freitag jeweils 25 RNZ-Lesern die Werkstore in Wieblingen. In den Produktionshallen am Grenzhöfer Weg, in denen jährlich rund sechs Millionen Schreibgeräte gefertigt werden, stellt Lamy seine komplette Produktpalette her: Von der Füllung einer Kugelschreibermine bis zur Endmontage eines Kugelschreibers konnten die Abonnenten so fast alle Produktionsschritte im einzigen Werk des Unternehmens mitverfolgen.

Die Führung beginnt in der mechanischen Fertigung, in der maschinell nicht nur die Metallteile der Stifte in maximal zwei Sekunden veredelt, sondern auch die Kugelschreiberminen befüllt werden. "Mit einer Füllung kann man ungefähr acht Kilometer schreiben", weiß Michael Magin von der Fertigungs- und Versandsteuerung bei Lamy, der die RNZ-Leser durch das Familienunternehmen führt. Schreiben kann man mit den Großraumminen aber erst, wenn sie einen Schleudergang in der Zentrifuge hinter sich haben. Neben der Paste befindet sich Silikon in der Mine: "Silikon ist schwerer und drückt die Paste in Richtung Kugel", erklärt Magin und lässt eine Leserin vor und nach der Zentrifuge den Test machen. Durch die Fliehkräfte in der Zentrifuge werden Lufteinschlüsse herausgedrückt und die Mine ist einsatzbereit. "In Deutschland wird vor allem mit blauer Farbe geschrieben, im angelsächsischen Raum eher mit Schwarz", sagte Magin.

Reine Handarbeit ist in der Manufaktur gleich nebenan gefragt: Dort schleifen die Mitarbeiterinnen pro Tag 800 bis 1000 Rohlinge der 2000er Serie im Bauhaus-Stil von Hand. Die Schreibgeräte, die seit 1966 im Programm sind und der Design-Durchbruch für Lamy waren, haben eine leichte Wölbung im Schaft. "Die Stifte sind zu bauchig, um sie mit einer Maschine zu bearbeiten", so Magin. Die Form könne von den Kolleginnen wesentlich besser herausgearbeitet werden. Handgefertigtes findet man bei Lamy vor allem bei den hochwertigen Füllhaltern und Kugelschreibern. Schulfüller oder die 14 Teile, aus denen ein durchschnittlicher Kugelschreiber besteht, werden halb-automatisch zusammengebaut. Die Qualitätskontrolle übernehmen dann aber wieder Menschen: So werden Füllhalterfedern stichprobenweise darauf geprüft, ob der Tintenfluss stimmt oder die Federn kratzen.

Die Federn werden vollautomatisch hergestellt: Aus einem Stahlband werden sie zunächst herausgestanzt, dann eine Kugel angeschweißt, geschlitzt und mit dem Herzloch versehen. Die Goldfedern hingegen werden von Hand poliert. "Gold ist viel weicher beim Schreiben als Stahl", erklärt Magin. Eben diese Federn werden auch im "Dialog 3" verbaut, einem einzigartigen kappenlosen Füllhalter. Allein die Entwicklung der Mechanik, die die Feder aus dem Gehäuse dreht, hat acht Jahre gedauert. Er steht ganz in der Design-Tradition von Lamy. "Wir fertigen Klassiker und gehen nicht mit jeder Mode", so Magin. Dafür holt sich das Unternehmen immer wieder namhafte Designer ins Haus.

Am Ende zeigte Magin den Sommertouristen noch die hauseigene Spritzgießerei: Dort entstehen jeden Tag bei 200 bis 300 Grad etwa 250.000 Kunststoffteile, die später zu Schreibgeräten zusammengesetzt werden. Und dort werden auch täglich 180.000 Patronen mit der Tinte nach eigener Rezeptur befüllt.

Nach den Führungen luden Beate Oblau und Nicole Hansen vom Marketing die RNZ-Leser noch zu einem Imbiss in die Lamyteria ein. Und wie sollte es anders sein: Jeder Teilnehmer erhielt als kleine Erinnerung einen Kugelschreiber aus heimischer Produktion.

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