SAP-Forum: Fußball, Technik und Phantomtor
Beim SAP-Forum in Sinsheim wird Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff als Markenbotschafter des Walldorfer Konzerns präsentiert.

Sinsheim. Die Zusammenkunft mit Größen aus Sport und Wirtschaft erreichte am gestrigen Montag eine beachtliche Dimension. Über 500 Gäste aus insgesamt 17 Nationen fanden sich in der Rhein-Neckar-Arena ein, um beim SAP-Forum für die Sport- und Entertainmentbranche technische Innovationen des Walldorfer Software-Giganten kennenzulernen, der nicht nur als Hauptsponsor des Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim (bis 2016) fungiert, sondern u.a. auch beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), in der Formel 1, im Handball, Eishockey, Fußball, Tennis, Golf, Segeln sowie in der nordamerikanischen Profisportszene Präsenz zeigt und Partnerschaften eingegangen ist.
Sportsponsoring spielt für die SAP AG seit jeher ein wichtige Rolle. Was liegt also näher, als in der glamourösen Welt des Fußballs mithilfe einer Echtzeitanalyse von Daten neue Wege speziell für die Trainerzunft zu beschreiten und den Anhängern des runden Spielgeräts innovative Apps anzubieten, mit denen sie Tickets und Fanartikel bestellen und wichtige Informationen in Windeseile auf ihre Handys oder Tablets erhalten können.
Und es passt zur Marketingoffensive des global ausgerichteten Technologie-Konzerns aus Nordbaden, dass man sich seriöse Protagonisten aus der Profisportbranche sucht. Punkt 11.51 Uhr unterzeichnete gestern Oliver Bierhoff, Manager der deutschen Fußballnationalmannschaft, gemeinsam mit SAP-Vorstandsmitglied Gerhard Oswald einen Vertrag, der Bierhoff künftig als offiziellen Markenbotschafter des Softwareherstellers ausweist. Zuvor hatte der 45-Jährige ein "Hoffe"-Trikot überreicht bekommen und dabei so nett gelächelt, wie er es stets bei wichtigen Terminen zu tun pflegt. Über seine Beweggründe, in die Markenbotschafter-Rolle zu schlüpfen, sagte Bierhoff: "Es ist ein ungleich spannendes Projekt, bei dem ich auch in andere Sportarten reinschmecken kann. Die Echtzeitanalyse von Daten ist ein sehr authentisches und gutes Produkt - und ich bin technikaffin."
Kürzlich war Bierhoff drei Tage lang im kalifornischen Palo Alto, dem dortigen Entwicklungslabor der SAP AG, unterwegs. Er besuchte das legendäre American-Football-Team der San Francisco 49ers und war begeistert von der Vielfalt der statistischen Daten, die beim ausgeprägten "Rasenschach" erhoben werden. "Wir stehen erst am Anfang eines Weges", berichtete Bierhoff über den USA-Abstecher, "ich bin überzeugt von der Datenanalyse, insbesondere für Trainer, Spieler und Kaufleute."
Damit hebt sich der smarte Nationalmannschafts-Manager von einer Ikone des deutschen Fußballs ab. "Kaiser" Franz Beckenbauer, so erzählte Bierhoff launig, habe mal gegrollt: "Computer schießt keine Tore." Und der Computer verhindert sie bislang auch nicht, wie es das Beispiel des Leverkusener Phantomtors von Stefan Kießling am 18. Oktober in Sinsheim belegt. Der bekennende Technikfreund sprach sich im Gegensatz zu den DFB-Hoheiten und deren Sportgerichtsbarkeit für einen baldigen Einsatz der Torlinientechnik aus: "Ich bin da total offen, soweit die Technik funktioniert. Ich wäre hier viel progressiver."
Diese Stellungnahme fand Gefallen bei Stadionerbauer, Hausherr und SAP- und TSG-Platzhirsch Dietmar Hopp. Fußball und Technik müsse "kein Widerspruch sein. Ich weiß nicht, warum im Fußball von vielen die Technik so verteufelt wird", so der SAP-Mitbegründer. Er kapiere nicht, warum vier Schiedsrichter dümmer bleiben sollten als Millionen Fans an den Fernsehschirmen.
Die Familien Hopp und Bierhoff fühlen sich seit Jahrzehnten eng verbunden. Dietmar Hopp und Rolf Bierhoff kennen sich aus gemeinsamen Karlsruher Studentenzeiten und kickten in der Universitätsauswahl: Hopp als Stürmer, Bierhoff senior als Torwart. Oliver Bierhoffs Bande zu Hoffenheim sind allein schon durch die Vermarktungsagentur "Projekt b GmbH" enger geworden, die inzwischen bei der TSG federführend agiert. Nicht wenige Insider vermuten langfristig Bierhoffs Einstieg bei "Hoffe" nach 2016. Es würde zum SAP-Slogan ("Auf Sieg programmiert!") passen.
Über die Echtzeitanalyse von Gegentoren hat gestern keiner etwas gesagt - beim stilvollen Stelldichein der Prominenz aus Sport und Wirtschaft.