Antonia und Bella haben ein Herz für Kinder
Kühe und Schafe zum Anfassen und Streicheln - Erlebnispädagogik auf dem Bauernhof: Hektik aus dem Alltag bleibt draußen

Kindern den Umgang mit Tieren und der Natur näher zu bringen, das hat sich Angelika Hering zur Aufgabe gemacht. Seit vergangenem Jahr bietet sie auf ihrem Hof am Ortsrand von Zaberfeld Erlebnispädagogik auf dem Bauernhof an, der Zaberwolke heißt, weil alles mit sechs Schafen begann. "Besonders wichtig ist mir, dass die Kinder die Hektik, die sie sonst vielleicht umgibt, draußen lassen können", sagt die Zaberfelderin.
Die Kinder können sich hier wohl fühlen. Sie kommen gern, ausgestattet mit Gummistiefeln, wetterfester Kleidung, die auch schmutzig werden darf und einem Vesper. Dann geht es erst einmal auf den Heuboden - zum spielen und toben. Angelika Hering beobachtet ihre Schützlinge. "Die sind aber heute ruhig", meint sie über die Donnerstagsgruppe. Am Vortag war es gewittrig und auch die Kinder seien entsprechend überdreht gewesen. Um die Donnerstagskinder erst einmal aufzumuntern, geht's hinaus zu einem Spaziergang. Und dabei gibt es immer etwas zu entdecken.
"Schaut mal, da wächst das Wiesenpflaster", erklärt die ausgebildete Hauswirtschafterin, Naturparkführerin und Erlebnispädagogin geduldig. Mit Spitz- und Breitwegerich könne man kleine Wunden selbst behandeln, etwa wenn man unterwegs hingefallen ist. Man reibt ein bisschen an den Blättern und der Saft wirke desinfizierend.
Dann hat Angelika Hering noch etwas vorbereitet: Wenn die kleinen Mäuschen das erste Mal mit ihrer Mama auf der Wiese unterwegs sind, sehen sie noch nichts und müssen sich auf ihre Mutter verlassen, berichtet sie den Kindern: "Wollt ihr mal wissen, wie sich das anfühlt, wenn ihr blind jemandem vertrauen müsst?" Klar wollen die Kinder, lassen sich die Augen verbinden, eines fasst das nächste an den Schultern und los geht's. Carola ist die Mäusemama und führt - durch hohes Gras, durch niedriges Gras, unter Bäumen durch und warnt vor Matsch oder Pfützen.
Ihre Mäusekinderchen folgen und haben Spaß. Auf dem Rückweg sammeln die Kinder noch Löwenzahn, denn bald ist Fütterzeit. Im Stall wissen die Kinder genau, worauf es ankommt. Alle Tiere - übrigens alles Archetiere, also Rassen, die auf der roten Liste stehen und vom Aussterben bedroht sind - müssen etwas bekommen: Kuh Antonia, Bulle Seppl und die anderen Rinder, die Ponys Hänsel und Gretel, der freche Gänserich Martin und Aka, seine Gänsefrau.
Auch die Kaninchen kommen nicht zu kurz. Und die Pferde bekommen ebenfalls Heu und Wasser. Dann gibt es noch ein drei Tage altes Kälbchen, das mit der Flasche aufgezogen werden muss. Kein Streit, alle Kinder schaffen miteinander und helfen sich gegenseitig.
Fünf Jahresgruppen hat Angelika Hering in diesem Jahr. Das heißt, der Kurs beginnt zu Jahresanfang und einmal im Monat kommen die Kinder auf den Bauernhof, immer am gleichen Wochentag. Es gibt immer etwas für sie zu tun oder zu entdecken während des Jahreskreislaufs. Die Kinder helfen beim Versorgen der Tiere, basteln manchmal, sammeln Kräuter und bereiten daraus Quark, den sie probieren dürfen. Diesmal säen sie Sonneblumenkerne in kleine Becher. "Immer schön gießen, wenn die Pflanzen größer sind, pflanzt ihr sie in den Garten, dann haben die Vögel im Herbst etwas zu knabbern." Zum Abschluss kuscheln die Kinder noch einmal im Stroh und bekommen eine Geschichte vorgelesen und singen zusammen ihr Abschlusslied.
Info:www.zaberwolke.de