Weiße Strände, türkisblaues Meer und Palmen – aber nur tagsüber. Am Abend gilt in der Dominikanischen Republik eine Ausgangssperre. F.: dpa
Von Benjamin Auber
Heidelberg/Cabarete. Touristen sind die Lebensversicherung der Dominikanischen Republik. Sieben Millionen Urlauber pro Jahr, Einnahmen aus dem Tourismus-Sektor von rund 6,5 Milliarden Euro. Das sind ein Zehntel des Bruttoinlandsprodukts. Doch dann brach Corona über die zweitgrößte Karibikinsel herein. Kaum Flieger, wenige Kreuzfahrtschiffe – nur vereinzelt reisen noch Urlauber an. Nicolà MelaissAn aus Deutschland ist seit rund zwei Monaten im nördlichen Teil der Insel und vermietet in Cabarete bei Puerto Plata Ferienwohnungen. "Auch in der Karibik gelten harte Einschränkungen", sagt sie.
Beherrschbare Zahlen
Die über 10,5 Millionen Einwohner leiden seit knapp einem Jahr unter der Corona-Pandemie. Auffällig sind die zwei länger andauernden Wellen mit Höhepunkten Anfang August 2020 und Ende Januar 2021 – zu Ferienzeiten. Der Karibikstaat hat die Lage, mit Tageshöchstwerten von knapp über 2000 Fällen und Sieben-Tages-Inzidenzen, die nur selten über der Marke von 100 lagen, dennoch relativ gut im Griff. Derzeit liegt sie bei 79,1. Die Johns-Hopkins-Universität registrierte bisher 2883 Tote, im Verhältnis zur Bevölkerungszahl hat Deutschland etwa dreimal so viele.
Günstige Voraussetzungen
Zwei Faktoren helfen der Dominikanischen Republik im Kampf gegen das Virus. Das karibische Klima einerseits. Egal ob Sommer oder Winter – konstant liegen die Temperaturen rund um 25 Grad. Menschen halten sich überwiegend im Freien auf und können so Massenausbrüche verhindern. Ein entscheidender Vorteil ist anderseits die Altersstruktur. In der jungen Bevölkerung sind gerade mal knapp sechs Prozent 65 Jahre oder älter (Deutschland: über 23 Prozent). Bedeutet weniger Krankenhausaufenthalte, sodass auch die dort relativ schwach aufgestellte Intensivmedizin nicht an die Belastungsgrenze kommt.
Knallharte Sperrstunde
Die Lage scheint zwar günstig, dennoch greift die Regierung hart durch. Mit dem Ausnahmezustand ist eine straffe Ausgangssperre verbunden. Unter der Woche gilt sie ab 19 Uhr, an Wochenenden schon ab 17 Uhr, mit Kulanz für die Heimfahrten von der Arbeit. Während dieser Zeit gilt ein Versammlungsverbot auf öffentlichen Plätzen, und Sport darf nicht im Freien betrieben werden. Ein Strandspaziergang in der Abenddämmerung fällt ebenfalls aus. "Auch wenn es belastend ist: Größtenteils halten sich die Dominikaner an die Regeln, weil das Virus sie verängstigt", sagt MelaissAn. Sie berichtet aber auch davon, dass manche Wirte es wagen, abends ihre Restaurants aufzusperren. Zwar sind die Geschäfte tagsüber geöffnet, aber die Maskenpflicht, die auch in Autos und im Freien gilt, wird strikt kontrolliert. Strafen von umgerechnet bis zu 300 Euro sind möglich – für Dominikaner ein kleines Vermögen.
Buhlen um die Urlauber
Die dominikanische Regierung ist bestrebt, Urlauber auf die Insel zu locken. Das ist wichtig, weil vor allem Kanada nun auch einen Flugstopp für die eigene Bevölkerung verhängt hat – Kanadier sind die häufigsten Besucher. Für internationale Hotelbesucher stehen 400.000 kostenlose Antigen-Tests bereit. Diese sind speziell für Touristen gedacht, die bei der Rückkehr in die Heimat ein negatives Ergebnis vorlegen müssen. Das Gesundheitspersonal der Hotels führt die Antigen-Tests durch. Schon bei der Einreise wird bei jedem die Temperatur gemessen, stichprobenartig werden auch Auffälligkeiten bei der Atmung überprüft. Alternativ kann bei Ankunft ein negativer PCR-Test vorgezeigt werden, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. "Wir merken, dass Ausländer nun deutlich bevorzugt behandelt werden", erzählt MelaissAn. So werde bei kleineren Verstößen von der Polizei auch mal ein Auge zugedrückt – Touristenabzocke stehe derzeit nicht mehr hoch im Kurs.