Von Marc Fleischmann
Berlin. Warten auf den dritten Corona-Impfstoff: Nach den Präparaten von Biontech/Pfizer und Moderna wird die Europäische Kommission dem schwedisch-britischen Produkt AstraZeneca vermutlich am heutigen Freitag die Genehmigung erteilen. Ein Vergleich:
Wie sind die Impfstoffe gebaut? Die Präparate von Biontech und Moderna sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. "m" steht für messenger (Bote), "RNA" für Ribonucleic acid (Deutsch: Ribonukleinsäure). Die mRNA ist die Bauanleitung für einen Bestandteil des Covid-19-Erregers und gelangt mithilfe winziger Fetttröpfchen in die Körperzellen. Diese stellen dann das Virusprotein her, gegen das der Körper seine Immunantwort entwickelt.
AstraZenecas Produkt mit dem Wirkstoff AZD1222 hingegen beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen. Es enthält genetisches Material eines Oberflächenproteins, mit dem der Erreger Sars-CoV-2 an menschliche Zellen andockt. Auch hier bilden die Zellen mithilfe der Bauanleitung das Protein und der Körper entwickelt eine Immunantwort dagegen.
Wie gut wirken die Vakzine? Moderna hatte Ende November mitgeteilt, sein Impfstoff besitze eine Wirksamkeit von 94 Prozent – gemessen 14 Tage nach der zweiten Dosis. Der Biontech-Impfstoff zeigte eine Wirksamkeit von 95 Prozent – gemessen sieben Tage nach der zweiten Dosis. Das bedeutet, dass unter den Probanden der geimpften Gruppe 95 Prozent weniger Erkrankungen auftraten als unter denen der Kontrollgruppe.
Das Mittel von AstraZeneca wies in Studien eine geringere Wirksamkeit von etwa 70 Prozent auf, ist aber vergleichsweise leicht zu handhaben. Die Ständige Impfkommission empfiehlt den Impfstoff nur für Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren, da für Ältere erst wenige Testdaten vorlägen. Das ist bei den Impfstoffen von Biontech und Moderna anders.
Wie oft wird geimpft? Alle drei Impfstoffe erfordern zwei Wirkstoffgaben. Bei Biontech bekommt der Patient im Abstand von etwa drei Wochen jeweils eine Dosis, beim Produkt von Moderna sind es rund vier, bei AstraZeneca mindestens vier Wochen. Bei beiden Impfungen sollte stets dasselbe Präparat zum Einsatz kommen: "Eine begonnene Impfserie muss mit dem gleichen Impfstoff abgeschlossen werden, auch wenn zwischenzeitlich weitere Impfstoffe zugelassen worden sind", heißt es beim Robert Koch-Institut (RKI).
Welche Nebenwirkungen gibt es? Dem RKI zufolge waren Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Schüttelfrost die bisher häufigsten Nebenwirkungen. Im Allgemeinen waren diese aber schwach bis mäßig und klangen nach kurzer Zeit wieder ab. Berichte über schwere unerwünschte Folgen gibt es bei allen drei Vakzinen bisher nicht.
Wer soll nicht geimpft werden? Der Biontech-Impfstoff ist für Menschen ab 16 Jahren vorgesehen. Der von Moderna ist ab 18 Jahren gedacht, obwohl das Unternehmen damit begonnen hat, seinen Impfstoff bei 12- bis 17-Jährigen zu testen. Über die Wirkung des AstraZeneca-Präparats auf Kinder und Jugendliche ist nach Angaben der britischen Arzneimittelbehörde MRHA bisher nichts bekannt. Einigkeit besteht darin, wer nicht geimpft werden soll: Menschen mit einer allergischen Reaktion auf einen der Inhaltsstoffe oder nach einer vorherigen Dosis.
Schützen die Impfstoffe auch vor Virus-Varianten? Das ist noch nicht abschließend geklärt, allerdings sind die Hersteller Moderna und Biontech zuversichtlich. Erste Tests deuten darauf hin, dass ihre Impfstoffe auch vor der britischen und südafrikanischen Mutation schützen. Moderna will unter anderem die Wirkung einer zusätzlichen Auffrischungsdosis testen.
Wie werden die Impfstoffe gelagert? Der Biontech-Impfstoff wird bei minus 70 Grad aufbewahrt. Beim Moderna-Impfstoff muss es mit etwa minus 20 Grad Celsius im Vergleich nicht ganz so kalt sein. Ein Vorteil bei AstraZeneca ist, dass man das Vakzin bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad lagern kann.