"Plug-in-Hybride werden Ladenhüter sein"
Der Direktor des "CAR" Ferdinand Dudenhöffer äußert sich zu den sinkenden Zulassungszahlen und der Lage auf dem Automarkt.



Von Gernot Heller, RNZ Berlin
Berlin. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer ist Direktor des "CAR – Center Automotive Research" in Duisburg.
Die Pkw-Neuzulassungszahlen sind erneut kräftig gesunken. Was für wichtige Einzelentwicklungen sehen Sie?
Man sieht an den Zahlen, dass die Auftragsbestände kleiner werden, während die Produktion hochläuft. Neue Kunden aber findet man in der aktuellen wirtschaftlichen Lage einer sich anbahnenden Rezession nicht mehr so leicht. Wir erleben damit einen Kipp-Effekt. Wir geraten aus einer Knappheit an Autos mit hohen Preisen wieder in eine früher gewohnte Situation, in der es mehr Autos als Nachfrager gibt und damit dann im nächsten Jahr die Rabatte wieder steigen. Und noch eines: Die Plug-in-Hybride gehen sehr stark zurück. Nächstes Jahr, wenn es keine Prämie mehr für sie gibt, werden sie im Prinzip nur noch Ladenhüter sein.
Die Talfahrt der Autoindustrie am deutschen Markt geht also weiter?
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Es sieht zwar so aus. Aber da bahnen sich schon Veränderungen an. Wir gehen davon aus, dass die Zulassungszahlen in den nächsten Monaten besser werden.
Haben die Deutschen angesichts hoher Spritpreise und wachsender Klimaschutz-Lasten die Freude an ihrem liebsten Kind verloren?
Das glaube sich zwar nicht. Aber es gibt Entwicklungen, die wir weltweit beobachten können. Wir bewegen uns vielerorts in Richtung Rezession. Die Energiepreise machen den Menschen große Sorgen. Es gibt Verunsicherung, wohin man schaut. Das wirkt sich auch auf die Nachfrage nach Neuautos aus, denn bei einem Großteil davon geht es um Ersatzbedarf für alte Fahrzeuge. Wird die wirtschaftliche Lage schwieriger, fährt man sein Auto in der Regel länger und wartet, "bis wieder die Sonne scheint", bevor man sich zur Großinvestition in ein neues Auto entschließt. Dieser Zusammenhang dürfte in Deutschland in den nächsten ein, zwei Jahren das Bild angesichts des Ukraine-Krieges, hoher Rohstoffpreise und Unsicherheiten bestimmen. Weniger Wirtschaftswachstum heißt auch ...
Von Gernot Heller, RNZ Berlin
Berlin. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer ist Direktor des "CAR – Center Automotive Research" in Duisburg.
Die Pkw-Neuzulassungszahlen sind erneut kräftig gesunken. Was für wichtige Einzelentwicklungen sehen Sie?
Man sieht an den Zahlen, dass die Auftragsbestände kleiner werden, während die Produktion hochläuft. Neue Kunden aber findet man in der aktuellen wirtschaftlichen Lage einer sich anbahnenden Rezession nicht mehr so leicht. Wir erleben damit einen Kipp-Effekt. Wir geraten aus einer Knappheit an Autos mit hohen Preisen wieder in eine früher gewohnte Situation, in der es mehr Autos als Nachfrager gibt und damit dann im nächsten Jahr die Rabatte wieder steigen. Und noch eines: Die Plug-in-Hybride gehen sehr stark zurück. Nächstes Jahr, wenn es keine Prämie mehr für sie gibt, werden sie im Prinzip nur noch Ladenhüter sein.
Die Talfahrt der Autoindustrie am deutschen Markt geht also weiter?
Auch interessant
Es sieht zwar so aus. Aber da bahnen sich schon Veränderungen an. Wir gehen davon aus, dass die Zulassungszahlen in den nächsten Monaten besser werden.
Haben die Deutschen angesichts hoher Spritpreise und wachsender Klimaschutz-Lasten die Freude an ihrem liebsten Kind verloren?
Das glaube sich zwar nicht. Aber es gibt Entwicklungen, die wir weltweit beobachten können. Wir bewegen uns vielerorts in Richtung Rezession. Die Energiepreise machen den Menschen große Sorgen. Es gibt Verunsicherung, wohin man schaut. Das wirkt sich auch auf die Nachfrage nach Neuautos aus, denn bei einem Großteil davon geht es um Ersatzbedarf für alte Fahrzeuge. Wird die wirtschaftliche Lage schwieriger, fährt man sein Auto in der Regel länger und wartet, "bis wieder die Sonne scheint", bevor man sich zur Großinvestition in ein neues Auto entschließt. Dieser Zusammenhang dürfte in Deutschland in den nächsten ein, zwei Jahren das Bild angesichts des Ukraine-Krieges, hoher Rohstoffpreise und Unsicherheiten bestimmen. Weniger Wirtschaftswachstum heißt auch immer weniger Neuwagen-Verkäufe.
Gibt es für die Branche die Hoffnung, dass es danach wieder besser wird?
Die gibt es schon. Wenn sich die Wirtschaft wieder erholt, dann könnte es sogar zu einem größeren Ausschlag nach oben kommen, auch, weil der Ersatzbedarf immer weiter anwächst. Es wird bessere Zeiten geben, nicht in den nächsten Monaten, nicht 2023, aber danach.
Auch bei den Elektroautos sind die Zulassungszahlen gesunken. Wie das?
Das liegt vor allem an den Plug-in-Hybriden, die der Markt nicht mehr will. Das gilt insbesondere für Privatkunden. Doch auch bei Firmenkunden wird die Nachfrage schwächer. Bei vielen Herstellern verkauft man noch den Lagerbestand ab und ist zurückhaltend, noch irgendein neues Plug-in-Modell anzubieten.
Die Förderung beim Neukauf von E-Autos und Hybriden wird zurückgefahren. Kommt das zur Unzeit?
Das ist so. Beim Plug-in-Hybrid ist nächstes Jahr Schluss mit der Förderung. Und beim reinen E-Auto geht die Prämie zwar zunächst nur etwas runter. Aber wir gehen davon aus, dass spätestens im Herbst nächsten Jahres auch dabei Schluss mit der Förderung ist, weil der Topf dafür aufgebraucht ist. Zugleich steigen die Preise für E-Autos deutlich stärker als bei den traditionellen, weil die Materialien für Batterien drastisch teurer geworden sind. Beim E-Auto laufen also die Preise davon und damit drohen viele Kunden wegzubleiben. Der Hochlauf der Elektromobilität wird letztlich gestoppt.
Mit welchen Gefühlen schauen sie auf die wachsenden Spannungen mit China nach dem Besuch der US-amerikanischen Politikerin Nancy Pelosi in Taiwan?
Das ist ein ganz großes Risiko, gerade für die deutsche Autoindustrie, für die der chinesische Markt von zentraler Bedeutung ist. Mir ist unverständlich, warum eine wichtige amerikanische Politikerin, wie Frau Pelosi, Krisen, die schon da sind, noch verschärft und die Konfrontation mit China bedauert. Das ist völlig abwegig. Frau Pelosi tut der deutschen Wirtschaft, Deutschland und Europa mit ihrem Besuch in Taiwan keinen Gefallen. Letztlich spielen die Amerikaner mit dem Feuer.