Alexander Gauland: "Das ist eine Kriegserklärung"
AfD-Vize Gauland über die Satzung und Luckes Rede

Alexander Gauland ist von den Argumenten für die neue Satzung nicht überzeugt. Foto: AFP
Von Kevin Hagen
Bremen. Er gilt als Mann klarer Worte - für viele zu klar. Alexander Gauland, 73, ist stellvertretender Sprecher der AfD - und führt den Landesverband in Brandenburg. Gauland bezieht sich gerne mal auf Reichskanzler Otto von Bismarck oder fordert radikale Beschränkungen bei der Zuwanderung. In der Partei ist er Gegenspieler von Sprecher Bernd Lucke - eine Einzel-Spitze, wie sie nun in Bremen beschlossen wurde, hatte er lange abgelehnt. Beim Parteitag sprach er mit der RNZ über das Ergebnis.
Herr Gauland, die AfD-Mitglieder haben für die Einsprecher-Lösung gestimmt. Sind Sie froh, dass alles vorbei ist oder haben Sie Bauchschmerzen?
Den Satzungskompromiss habe ich mitgetragen, obwohl ich die Argumente von Bernd Lucke nicht für tragfähig halte. Für mich ist wichtiger, dass die Partei überlebt und besteht, und nicht, dass unser Ego befriedigt ist. Von daher haben wir, Frauke Petry, ich, Marcus Pretzell mehr Kröten geschluckt, weil uns die Partei wichtiger war.
Droht jetzt eine Austrittwelle, weil sich viele Konservative in der Partei nicht mehr repräsentiert fühlen?
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Wer soll sich nicht repräsentiert sehen? Man wird dauernd konfrontiert mit irgendwelchen Menschen, die angeblich austreten. Mal sind es die Liberalen, mal sind es die anderen. Ich glaube an diese Austrittswelle nicht so recht. Es kommt ja auf die Haltung und auf die Position zu bestimmten politischen Themen an. Da hat sich nichts geändert.
Bernd Lucke hat vor den Mitgliedern erklärt, der Vorstand habe in der Vergangenheit "stümperhaft" gearbeitet.
Schwachsinn. Das ist völlig falsch. Das ist unsinnig und unkollegial gegenüber seinen Kollegen und ist eher eine Kriegserklärung als eine Friedenspfeife. Wir sind ins Europaparlament gekommen, wir sind fast in den Bundestag eingezogen, wir haben drei Landtage erobert. Wenn das alles stümperhaft ist, dann möchte ich mal wissen, was effizient ist. Ich fand die Rede nicht sehr zielführend und für die Einheit der Partei auch nicht klug und nicht glücklich.
Im April wird der neue Vorstand gewählt. Wollen Sie wieder kandidieren?
Das wird der April entscheiden. Das steht jetzt nicht an. Wir können ja noch gar nicht voraussagen, wer alles kandidiert.
Herr Lucke hat Ihre Forderung, Zuwanderung aus dem Nahen Osten zu stoppen, zurückgewiesen. Zuwanderung sei nicht das dominierende Thema der AfD. Sehen Sie das auch so?
Von Zurückweisung kann keine Rede sein. Das dominierende Thema ist natürlich der Euro, da hat er natürlich recht. Je stärker das jetzt wieder in die Schlagzeilen gerät, siehe Griechenland, umso stärker spielt das in der Partei als Parteigründungsmythos eine Rolle. Wir haben in den östlichen Landesverbänden aber diese Problematik bezüglich Asyl und Zuwanderung erlebt. Für uns sind das wichtige Fragen, die die Menschen bewegen und das werden wir auch weiter politisch tragen. Das ist völlig klar.
Nach dem Rückzug von Pegida-Organisatorin Kathrin Oertel, haben Sie gesagt, das Anti-Islam-Bündnis sei für Sie erledigt. Was ist aber mit den 20.000 Menschen, die dafür auf die Straße gegangen sind?
Die sind weiter unsere natürlichen Verbündeten. Aber eine Pegida-Führung, die an Lutz Bachmann (den umstrittenen, zurückgetretenen Pegida-Organisator, Anm. d. Red.) festhält, ist für uns intolerabel. Wenn die Menschen in der Pegida-Führung nicht begreifen, dass jemand wie Herr Bachmann nicht mehr in der Lage ist, eine politische Aufgabe zu übernehmen, dann tut mir diese Führung leid. Ich habe Frau Oertel kennengelernt, finde sie klug und mutig und hoffe, dass es ihr gelingt, mit den Menschen, die sich auf Pegida verlassen haben, etwas Neues zu formen.