Was zahlt die Gema, was kassiert sie?

München. Das Konstrukt Gema ist extrem komplex. Um alle möglichen Arten der Musik-Aufführung zu erfassen, gibt es 137 verschiedene Tarife

06.09.2012 UPDATE: 06.09.2012 07:49 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
Die Gema vertritt in Deutschland mit 1100 Mitarbeitern rund 65.000 Mitglieder. Foto: dpa
München. Die Gema, die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, ist extrem komplex. Um alle möglichen Arten der Musik-Aufführung zu erfassen, gibt es 137 verschiedene Tarife. Einige Beispiele:

Was die Gema kassiert:

> Radio- und TV-Sender zahlen pauschal nach ihren Einnahmen und dem Musikanteil im Programm. Eine Pop-Welle mit einem sehr hohen Musikanteil von 80 bis 90 Prozent muss knapp sieben Prozent ihrer Einnahmen an die Gema entrichten. Ein Nachrichtensender mit einem sehr geringen Musikanteil von bis zu 10 Prozent gibt nur 0,8 Prozent der Einnahmen an die Gema ab. Während die kleinsten Radiostationen also nur rund 40 Cent pro Minute Musik bezahlen, kann ein bundesweit gespielter Song in einer TV-Musikshow minütlich bis zu 120 Euro kosten.

> Bei Diskotheken richten sich die Tarife nach Fläche und den Veranstaltungstagen im Monat. Außerdem wird zwischen der Wiedergabe von Originaltonträgern und vervielfältigten Tonträgern unterschieden. Eine Disco mit bis zu 100 Quadratmetern und mehr als 16 Veranstaltungstagen im Monat zahlt rund 4500 Euro im Jahr. Für die Clubs und Discos soll es mit der gema-reform ab 2013 deutlich teurer werden, der Gaststättenverband Dehoga spricht von Steigerungen bei einzelnen Betrieben von 500 bis 2000 Prozent.

> Bei Live-Musik-Veranstaltungen richten sich die Gebühren nach Eintrittsgeld und Größe des Raumes. Ein Konzert mit 20 Euro Eintritt und 3000 Quadratmeter Fläche würde etwa 1500 Euro Gebühr kosten.

> Einzelhändler sowie Friseure und auch Ärzte - bei denen Hintergrundmusik läuft - bezahlen einen Pauschalbetrag. Der richtet sich ebenfalls nach der Raumgröße und nach dem Medium. Werden zum Beispiel Original-CDs in einem 200 Quadratmeter großen Geschäft abgespielt, kostet das etwa 157 Euro im Jahr.

> Für eine private Party in den eigenen vier Wänden müssen keine Gema-Gebühren bezahlt werden. Erst wenn die Musik öffentlich vorgeführt wird, kostet es. Öffentlich heißt, mindestens zwei Personen, die nicht miteinander verwandt oder eng befreundet sind, hören die Musik mit.

Was die Gema zahlt:

Wie viel ein Urheber bekommt, wenn sein Song im Radio gespielt wird, hängt unter anderem von der Sendedauer und einer Punktbewertung des Stücks ab. Sänger und andere Musiker werden übrigens nicht von der Gema, sondern von der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) vertreten.

> Wird ein Pop-Stück bei einem ARD-Hörfunksender gespielt, fallen rund 15 Euro Tantiemen an. Davon bekommt der Komponist 6,25, der Texter 3,75 Euro und der Verlag 5 Euro.

> Bei einer Live-Aufführung eines Pop-Songs bekommt der Komponist 1,97 Euro, der Texter 1,18 Euro und der Verlag 1,58 Euro.

> Bei der CD-Wiedergabe eines Pop-Songs auf CD erhält der Komponist im Durchschnitt 1,76 Euro, der Texter 1 Euro und der Verlag 1,34 Euro.

Eine TV-Wiedergabe eines Pop-Songs bei einem ARD-Sender bringt rund 430 Euro an Tantiemen.

> Bei Klassik-Stücken kann der Abrechnungsbetrag stark schwanken. Für ein 15-minütiges Streichquartett etwa würde der Komponist rund 57 Euro bekommen und der Verlag 28 Euro.

In Deutschland vertritt die Gema mit 1100 Mitarbeitern rund 65.000 Mitglieder. Über Kooperationen mit internationalen Verwertungsgesellschaften kommen noch mehr als zwei Millionen Empfangsberechtigte im Ausland dazu. Pro Jahr lizenziert die Gema etwa 1,5 Millionen Einzelveranstaltungen, die Musik spielen. 2011 nahm sie insgesamt rund 825 Millionen Euro ein und verteilte nach Abzug von Verwaltungs- und Personalkosten knapp 702 Millionen Euro.

Davon wurden 313 Millionen Euro direkt an deutsche Gema-Mitglieder ausgeschüttet. Dabei bekommen die ordentlichen Mitglieder - das sind fünf Prozent - 65 Prozent der Einnahmen.

206 Millionen gingen an ausländische Rechteinhaber und etwa 120 Millionen an andere Verwertungsgesellschaften wie die VG Wort und die GVL, die zum Beispiel Sänger vertritt. 41 Millionen Euro flossen in soziale und kulturelle Zwecke wie die Gema-Altersvorsorge und die Gema-Stiftung.