Die Backstreet Boys sind erwachsen geworden (v.l.): Brian Littrell, AJ Mc- Lean, Nick Carter, Kevin Richardson, Howie Dorough. Foto: Sony Music
AJ, Du bist am 9. Januar 41 geworden. Wie hast du den Geburtstag verbracht?
In den Bergen, in Davos. Ich war in der Schweiz auf Einladung eines Lifestyle-Unternehmens, mit dem ich arbeite, und die jährlich Spaßwettkämpfe veranstalten. Wir haben also Schneevolleyball gespielt und Fußball auf einem zugefrorenen See. Alles war sehr entspannt, lustig, friedlich und harmonisch. Ich musste nur aufpassen, dass ich mir nichts breche, denn ab Februar treten wir ja wieder in Las Vegas auf, und im Mai beginnt die Welttournee.
Warum läuft es bei den Backstreet Boys eigentlich wieder so gut?
Alles fing an, als wir vor fünf Jahren einen Kurzauftritt in dem coolen Film "This Is The End" hatten. Danach merkten wir, dass wir immer noch auf der ganzen Welt Arenen ausverkaufen können, und Las Vegas, wo wir seit zwei Jahren regelmäßig aufgetreten sind, hat uns wieder so richtig nach vorne katapultiert. Im Sommer kam schließlich "Don’t Go Breaking My Heart", und kein anderer Song im Radio klang so wie unserer. Er ist total zeitgemäß, aber auch klassisch, mit einer starken Melodie und allem. Wir haben echt eine Wiederbelebung und Wiederentdeckung hinter uns. Solche Comebacks passieren nicht vielen Bands nach 25 Jahren. Und sogenannten Boybands schon mal gar nicht.
Ist Dir der neuerliche Erfolg wichtig?
Ja. Niemand möchte zum alten Eisen gehören. Wir haben sehr hart dafür gearbeitet, dass es heute wieder läuft. In jeder Hinsicht. Ich wache hin und wieder auf und frage mich, ob das alles ein Traum ist. Ich lebe in einem wunderschönen Haus in Thousand Oaks, einem Vorort von Los Angeles, zusammen mit einer wunderschönen Frau und zwei wunderschönen Mädchen. Das Leben ist verdammt gut, Mann. Wir haben unser Leben, wir haben unsere Gesundheit, wir sind nicht völlig verrückt geworden, und am allerwichtigsten: Wir haben immer noch Spaß.
Wie ist das Leben in der Vorstadt?
Herrlich unspektakulär. Ich würde niemals meine Kids in Hollywood großziehen. Ich lebe in einer richtig schön gemütlichen und spießigen Gegend mit weißen Gartenzäunen und vielen Parks. Man grüßt noch seine Nachbarn, es ist nett.
Was waren für Dich die Höhepunkte in diesem Vierteljahrhundert Backstreet Boys?
So eine Band ist wie eine Ehe. Du musst tolerant sein, viel Verständnis für einander aufbringen, auch mal Geduld haben, bis sich Dinge wieder einrenken. Ich war 14, als es anfing mit den Backstreet Boys. Ich habe nichts zu bereuen, niemand von uns würde etwas ändern wollen. Wie alle Menschen, die in einer Beziehung zueinanderstehen, hatten wir Hochs und Tiefs, gelegentlich streiten wir wie Brüder, aber wir lieben uns auch wie Brüder. Egal, ob es um die Auseinandersetzungen mit Lou Pearlman, unserem früheren Manager, ging, oder um Todesfälle in der Familie oder um mich, als ich in den Alkoholentzug ging - wir haben alles miteinander erlebt und geteilt.
Im Video zu Eurer neuen Single "No Place" macht Ihr ganz alltägliche Sachen mit den Frauen und Kindern. Was bedeutet Dir Deine Familie?
Alles! Meine beiden Mädchen sind meine größten Fans. Besonders meine Jüngste, die bald zwei wird. Sie kennt schon jedes einzelne Backstreet-Boys-Video und schreit immer "Daddy, tanzen". Heute sind wir alle verheiratet und haben Kinder. Der Zusammenhalt ist durch das Vaterwerden riesengroß geworden, es gibt irgendwie ein neues Respektlevel innerhalb von uns fünf. Lange hatte nur Brian schon einen Sohn, immer, wenn er frei haben wollte, wollten wir weiterarbeiten. Wir verstanden ihn nicht. Das war noch vor den ganzen sozialen Medien. Aber heute verstehen wir es: Wenn ich heute ein paar Tage Freizeit habe, will ich zu Hause sein bei meiner Familie, bei meinen Kids. Und nirgendwo sonst.
Die Musikindustrie hat sich während der vergangenen 25 Jahre mehrfach total gewandelt.
Das kannst du wohl sagen. Wir haben jede Form von digitaler Veränderung erlebt. Jetzt ist Streaming das wichtigste Medium, und es sieht so aus, als ob du ohne die Facebooks und Twitters dieser Welt nicht mehr existieren kannst. Ich bin froh, dass es vor 20 Jahren noch keine sozialen Medien gab. Ich hätte eine Menge Ärger bekommen. Man hätte Fotos von mir veröffentlicht, auf denen ich nicht im Sinne der Backstreet Boys agiert habe. Besoffen, auf Partys, irgendwo in der Ecke liegend. Keine familienfreundlichen Bilder. An jedem Arm vier, fünf Mädchen (lacht). Ich lebte mich aus, das ja, und damals kam man noch damit durch. Vieles, was privat geschah, blieb auch privat.
Zehrt Ihr von den Erinnerungen der Menschen?
Ja, bei den Backstreet Boys geht es um Nostalgie. Aber ich finde das völlig in Ordnung. Zudem sind die Songs auf "DNA" so gut wie unsere größten Hits. Ich weiß, das ist eine verwegene Behauptung, aber ich bin wirklich davon überzeugt. Wir haben uns unendlich viel Mühe gegeben mit diesem Album. Wir besuchen jedes Genre auf diesem Album, das wir lieben. Auf "DNA" sind wir wirklich auf dem Gipfel unseres Schaffens angelangt.
Info: Das Album „DNA“ gibt es ab 25. Januar. Das Live-Konzert am 25. Mai in Mannheim in der SAP-Arena ist bereits ausverkauft.