Rauf aufs Rad

So finden Sie das richtige Fahrrad für sich

Auch der Drahtesel wird in Corona-Zeiten wieder beliebter - Doch wie findet man das beste Bike für sich?

29.04.2020 UPDATE: 03.05.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 37 Sekunden
Nicht nur Kinder haben Spaß daran, mit dem Rad die Gegend zu entdecken. Foto: Getty​

Von Stefan Weißenborn

Gravel-Bike oder Lastenrad? Urban-Bike oder Fully? Oder doch ein normales Trekkingrad, der in Deutschland mit Abstand meistverkaufte Fahrradtyp. Aber was heißt hier noch normal? Wer sich heutzutage ein neues Rad zulegen möchte, kommt mit der alten Unterscheidung zwischen Herren- und Damenmodell unter Angabe der Rahmengröße nicht weit. Um das richtige Rad zu finden, muss man meist mehr ins Detail gehen.

Aber alles gar nicht so schlimm, beruhigt René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Es kursierten zwar einige neue Gattungsnamen. "Aber da ist viel Marketing dabei", sagt der Experte. So sei ein Gravel-Bike nichts anderes als ein Rennrad mit etwas aufrechterer Sitzposition und breiteren Reifen für mehr Dämpfungskomfort auf Schotter (im Englischen: Gravel). Und ein Fitness-Bike sei im Grunde auch ein Rennrad, nur dass an diesem ein gerader Lenker montiert sei, beschreibt David Eisenberger vom Zweirad-Industrie-Verband (ZIV).

Wofür brauche ich das Rad? Um sich einen Überblick über die sich ausdifferenzierenden Gattungen zu verschaffen, genüge es, einmal quer durch das Fachzeitschriftenangebot in einer Bahnhofsbuchhandlung zu blättern, sagt Filippek. Oder sich im Internet auf Fachportalen zu belesen.

Wer auf der Suche nach einem Mountainbike ist, weiß danach womöglich, ob er eher ein Trail- oder All-Mountain-Bike für längere Touren und sanftere Topografien benötigt oder doch ein Downhill-Mountainbike mit längerem Federweg für anspruchsvolle Abfahrten.

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Damit klärt man seinen persönlichen Bedarf und zugleich die wichtigste Grundfrage: Für welchen Einsatzzweck benötige ich das Rad? "Will ich Wochenendtouren von 30 Kilometern und mehr machen oder nur von Zuhause zum Arbeitsplatz?", sagt ZIV-Sprecher Eisenberger. Entsprechend wäre ein Trekkingrad oder eben ein City- oder Holland-Rad die richtige Wahl.

Was will ich ausgeben? Sobald man den Fahrradtyp eingekreist hat, geht es ans Geld. Man legt sein Budget fest. Denn ein Carbon-Rennrad etwa bleibt ein Traum, wenn 1500 Euro die Obergrenze darstellen. Aber muss es Carbon sein? Am Ende ist es neben den finanziellen Möglichkeiten auch eine Frage des Anspruchs.

Welche Ausstattung brauche ich? Über die Ausstattung sollte man sich einige Gedanken machen. Ansonsten könnte es später unpraktisch werden. Wer in flachen Gefilden unterwegs ist, dem genügt meist eine Nabenschaltung mit fünf nicht so fein gestaffelten Gängen. Wer ein Wartungsmuffel ist, möchte statt Ketten- vielleicht lieber einen haltbareren Riemenantrieb. Wer Radreisen plant, legt womöglich Wert auf Lowrider-Gepäckhalterungen. Bei den Details lohnt es sich, genau aufpassen: Denn es kommt vor, dass zum Beispiel das Schaltwerk hochwertig ist, aber beim Rest der Komponenten gespart wurde. "Wenn nicht Umwerfer, Kurbel, Schalthebel und Schaltwerk von der gleichen Gruppe sind, sollte man misstrauisch werden", sagt Filippek. Beim E-Bike schadet es nicht, anhand des eigenen Fahrprofils ein paar Gedanken auf Reichweite und Ladezeiten zu verwenden.

Und die Größe? Das Rad muss zur Körpergröße passen. Es gibt Maßanfertigungen, für welche Körpermaße individuell vermessen werden. Die kosten aber entsprechend. Dann gibt es mitunter die Auswahl zwischen verschiedenen Rahmengrößen, etwa M, L und XL. Manche Räder wiederum sind nur in Einheitsgrößen erhältlich. Ob es passt oder nicht, ist auch eine Frage des Gefühls – deshalb ist eine Probefahrt unerlässlich. Sinnvoll ist es auch, verschiedene Radgattungen zu testen.

Radladen oder Internet? Mit einem Anteil von 68 Prozent bei den verkauften Fahrrädern lag der Fachhandel im Jahr 2019 gegenüber den Internethändlern (24 Prozent) zwar weiterhin vorn. Doch fünf Jahre zuvor war der Abstand noch deutlicher (70 zu 11 Prozent). Noch ist der Vorteil des lokalen Händlers die persönliche Beratung. Doch hier holen spezialisierte Internethändler auf, bieten verstärkt Unterstützung via Chat, am Telefon oder per Mail. Zudem bieten die Websites meist detaillierte Größenrechner.

Typische Fehler vermeiden: Egal, wo Radler am Ende kaufen – sie neigen zu einem typischen Fehler: einer vorgefassten Meinung. Sie haben einen Rad-Profi im Fernsehen gesehen und wollen nun ein Profi-Rennrad, obwohl sie vielleicht Rückenprobleme haben. Andere Kunden haben sich in den Kopf gesetzt, ein Mountainbike zu kaufen – obwohl sie nur in der Stadt unterwegs sind. Apropos Stadt. Dort ist das Diebstahlrisiko groß. Wer noch keines hat, sollte darum zum neuen Rad gleich ein Schloss kaufen. "60 Euro sollte man mindestens ausgeben", rät Filippek. Zu diesem Preis gebe es gute Bügelschlösser. Kettenschlösser, die etwas taugen, sind dem ADFC-Experten zufolge weitaus teurer.