Von Alexander Wenisch
Der Waldkindergarten: Sich auch mal richtig dreckig machen
Egal ob es regnet, schneit oder die Sonne lacht: Die Kinder im Waldkindergarten Leimen treffen sich um 7.30 Uhr auf einem Parkplatz Richtung Gaiberg, Rucksäckchen mit dem Tagesproviant geschultert und dann geht es los durchs Gehölz. Der Kindergartentag startet nicht typisch mit einem Morgenkreis, sondern mit einer kleinen Wanderung. Ziel: ein eingerichteter Bauwagen, der da mitten im Wald steht. Keine Zäune, keine asphaltierten Wege, nur viel Grün rundum.
Waldkindergärten sind momentan sehr in - auch in der Metropolregion. Eltern suchen für ihre Kleinen das Unkonventionelle, wollen, dass der Nachwuchs naturnah geprägt wird. Das Alleinstellungsmerkmal ist die so genannte "Waldpädagogik". Thema wird, was die Natur hergibt - derzeit dreht sich alles um Schmetterlinge und Raupen. Auffallend ist auch: Es gibt fast keine Spielzeuge. Hantiert wird mit Stöcken, Blättern und Werkzeug - und zwar echte Schnitzmesser und Hämmer, keine Kindervarianten.
Und wenn es regnet? Dann wird mit entsprechender Kleidung auch draußen gespielt. "Die Kinder lieben es, wenn sie dann mal so richtig matschen können", berichtet Maike Saßmann, die seit drei Jahren im Waldkindergarten in Leimen arbeitet. Rein in den Bauwagen geht es eigentlich regelmäßig nur im Winter, damit sich die Kleinen vom Spielen im Freien aufwärmen können. Aber dafür müssen die 20 Kinder (zusammen mit den drei Betreuern) das Holz für den Ofen im Herbst herbeigeschafft haben, damit morgens angeheizt werden kann. Saßmann ist überzeugt von der Idee: "Wir tun nicht so, als ob. Wir machen wirklich", sagt sie selbstbewusst.
Kosten: Gestaffelt nach Anzahl der Kinder: Ein-Kind-Familien zahlen 111 Euro im Monat, Vier-Kind-Familien nur 18 Euro pro Kind.
Der Montessori-Kindergarten: Erziehung zum Frieden
Auf der halben Welt war Maria Montessori unterwegs: Europa, Indien, Amerika. Und hat als Ärztin und Anthropologin Kinder beobachtet. Das Credo ihrer Pädagogik: Das Kind hat schon alles in sich, was es braucht; man muss es nicht erziehen, sondern muss ihm die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln. Montessori war eine Idealistin. Kinder, die so aufwachsen dürfen, würden zufriedener mit ihrem Leben, was langfristig zum Weltfrieden beitragen werde. In diesem Sinne ist in den beiden Montessori-Kinderhäusern in Heidelberg alles auf die Neugierde des Kindes ausgerichtet, erklärt Priska Beil, Leiterin des "Kinderhauses am Turm".
Die Neugier des Kindes auf die Welt.
In den Räumen für die Unter-Dreijährigen dreht sich alles um das tägliche Leben - ausgehend von der Beobachtung, dass Kinder in dem Alter ohnehin lieber mit echten Gegenständen wie Töpfen oder Kochlöffeln hantieren, als mit Puppen und Autos. So lernen die Kleinen wie nebenbei Tische abwischen, Knöpfe zuzumachen oder Bananen zu schneiden - und sind mächtig stolz auf ihre Eigenständigkeit. Das stärkt das Selbstwertgefühl. Je älter die Kinder werden, umso umfangreicher werden auch die gestalteten Räume; die Großen werden dann in altersgemischten Gruppen vor dem Schulübergang ans Lesen, Schreiben und an Naturwissenschaften herangeführt.
Kosten sind sozial nach Einkommen der Eltern und nach Länge der Betreuung gestaffelt: Von 395 bis 655 Euro (Krippe) und 215 bis 480 Euro (Kindergarten) im Monat
Die Glückskinderwelt: Flexible und lange Öffnungszeiten
Oft ist es für Eltern schwierig, Job und Kinder unter einen Hut zu bringen. In vielen Kindergärten oder Krippen ist um 17 Uhr Feierabend. Was aber, wenn die Arbeit noch nicht fertig ist oder beide Eltern Vollzeit oder in Schichtdiensten arbeiten? Gerade auf solche bekannten Probleme hat die "Glückskinderwelt" in Heidelberg mit ihrem Konzept eine Antwort. Sie hat nämlich von 7 bis 19 Uhr geöffnet und darüber hinaus eine buchbare "Sitting-Option" morgens ab 5 Uhr und abends bis 22 Uhr.
Entstanden ist das Angebot aus einer persönlichen Erfahrung heraus. Inhaberin Isabelle Kolthof-Christou hatte einen Vollzeitjob und eine kleine Tochter. "Es war wirklich schwierig zu vereinbaren." Und so entstand die Glückskinderwelt, die mittlerweile 64 Krippen- und 40 Kindergartenplätze beherbergt. Ab September 2018 wächst sie um weitere 74 Plätze. Inspirieren ließ sich Kolthof-Christou auch von ihren Eltern, die ein Textilunternehmen am Bodensee besaßen und den ersten Betriebskindergarten Deutschlands gegründet hatten.
Die langen Öffnungszeiten bedeuten aber nicht, dass die Kinder auch so lange in der Einrichtung bleiben, wie die Geschäftsführerin erläuterte. Vielmehr sind die Eltern einfach flexibel, wann sie sie holen und bringen. Eine weitere Besonderheit ist das bilinguale Konzept der Einrichtung, bei dem Kinder schon ab drei Monaten spielerisch an die englische Sprache herangeführt werden. ans
Kosten: Über die Beiträge will der Träger öffentlich keine Angaben machen.
Der Sprachkindergarten: Mit internationalem Flair
Die Initiative kam eigentlich von der Arbeitgeber-Seite. Das Deutsch-Amerikanische-Institut (DAI) bietet regelmäßig Englischkurse für Kinder am Nachmittag an - ob das nicht auch fünf Tage die Woche möglich wäre, wollte SAP wissen, um damit Mitarbeiter zu locken. So entstand beim DAI der Gedanke: Machen wir einen englischsprachigen Kindergarten daraus. Und der wächst nun seit zehn Jahren - mit bald drei Häusern in der Altstadt und in Neuenheim.
Spielerisch Sprache lernen. Foto: DAI
"Eltern schätzen das internationale Flair", sagt Ingrid Stolz vom DAI. Die 150 Kinder im Alter derzeit ab 2 Jahren kommen aus 20 Nationen. Vielen Eltern sei es wichtig, ihre Kinder schon früh auf eine globalisierte Welt vorzubereiten. Umgangssprache ist Englisch; die Betreuer sind Muttersprachler. Und damit der Kindergarten als "kleiner Melting Pot" funktioniert, wird Wert auf Kulturverständnis, Empathie für unterschiedliche Traditionen und auf Höflichkeit gelegt. lex
Kosten: 240 bis 680 Euro je nach Betreuungszeitraum, Einkommen der Eltern und Alter des Kindes.
Der Infans-Kindergarten: Beobachten hilft besser verstehen
Das Ziel ist einleuchtend und heißt: mehr Verständnis. Um Kinder besser zu verstehen, geht man im Kindergarten "Sonnenblume" in Aglasterhausen (Neckar-Odenwald-Kreis) auch gern einen aufwendigen Weg. Mit intensiven, immer wiederkehrenden Beobachtungen, Dokumentationen, Diskussionen und Auswertungen begleitet man in der kommunalen Einrichtung die kindliche Entwicklung. Vom Kleinkindalter an und bis zum Übergang in die Schule werden die Kinder dafür mit System und dem Infans-Konzept folgend beobachtet.
Beobachten hilft verstehen. Foto: schat
Seit fast zehn Jahren betreibt man den Aufwand - und der lohnt sich, wie Kindergartenleiterin Sandra Schmitt versichert. Zusätzlich zu den alltäglichen Beobachtungen wird bei jedem Kind mindestens einmal im Monat noch ein bisschen genauer hingeschaut: Per Video oder in schriftlicher Form werden Verhaltensweisen, Interessen oder konkrete Entwicklungen festgehalten (und in einem Portfolio gesammelt). Schmidt spricht von intrinsischen Entwicklungsthemen, von individuellem Curriculum, von Herausforderungen, die den Kindern ganz individuell gestellt werden.
Wichtiger Bestandteil des Konzepts ist nicht nur die intensive Beobachtung, sondern auch der eingehende Austausch. Im Team erörtern die Erzieher Erkenntnisse, analysieren und beraten gemeinsam. "Dabei werden etwa neue Handlungsziele festgelegt", skizziert die Kindergartenleiterin, der die Vermittlung sozialer Kompetenzen ein zentrales Anliegen ist. "Wer besser versteht, kann besser unterstützen", ist Sandra Schmitt sicher. schat
Kosten: Gestaffelt nach Anzahl der Kinder: 1-Kind-Familien zahlen 124 Euro (bei Kindern unter 1 Jahr 257 Euro); Familien mit vier Kindern 21 Euro/Kind/Monat (U1: 56 Euro). Auch Ganztagesbetreuung ist möglich.