Mikwe früher und heute

02.04.2019 UPDATE: 05.04.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 3 Sekunden

Mikwe früher und heute

Das rituelle Tauchbad im Judentum, die Mikwe, dient nicht der Hygiene, sondern der rituellen Reinheit. Traditionelle Regelungen schreiben den Besuch der Mikwe für Männer und Frauen vor. So wird Männern das Tauchbad vor dem Sabbat oder dem Versöhnungstag Jom Kippur empfohlen. Frauen sollen die Mikwe am Vorabend der Hochzeit, nach der Menstruation oder der Geburt eines Kindes besuchen. Nach der Heilung einiger Krankheiten oder Kontakt mit Toten ist ebenfalls ein Bad in der Mikwe nötig.

"Twila": Bei der der rituellen Reinigung darf nichts den Kontakt des Wassers mit dem Körper verhindern, auch nicht Schmuck, Lippenstift, Nagellack oder Ähnliches. Man muss mit dem gesamten Körper samt den Haaren untertauchen. Das Tauchen an sich bezeichnet man mit "Twila". Auch Haushaltsgegenstände wie Besteck und Geschirr reinigt man rituell.

Regel: "Lebendiges Wasser": Mikwen unterliegen im Bau und in der Nutzung bestimmten Regeln. Das Wasser muss "lebendiges", fließendes Wasser sein, das heißt, dass man nur Wasser natürlichen Ursprungs wie Quell-, Grund- oder gesammeltes Regenwasser nutzen kann. Bei den meisten im Mittelalter entstandenen Mikwen handelt es sich um Grundwassermikwen. In Deutschland besaß fast jede jüdische Gemeinde ein Tauchbad. Fast 400 sind erhalten. Es gibt Mikwen in Speyer, Worms, Eppingen, Heilbronn, Friedberg, Offenburg, Köln und Ravensburg. Nicht mehr alle befinden sich im Originalzustand.

Wannenschacht im Keller - beheizte Bäder: Kellermikwen wie die in Herxheim entstanden erstmals im Zuge der Einweisung der Juden in getrennte Wohnviertel nach den Pestpogromen im 14. Jahrhundert. In versteckten Lagen grub man vom Keller eines Wohnhauses enge Schächte bis auf das Grundwasserniveau und hob dort ein nur badewannengroßes Tauch- becken aus. Heute sind Mikwen moderne beheizte Badeanlagen. Knapp 30 gibt es davon in Deutschland.