Hintergrund - Zeremonien und Feier-Marathon

Von Rainer Kundel

28.04.2019 UPDATE: 28.04.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden

Zeremonien und Feier-Marathon

Von Rainer Kundel

Die 48 Stunden nach einer Meisterschaft sind für die Adler auch immer ein Feiermarathon. Erst nachdem die komplette Mannschaft am Samstag zur Maimarkteröffnung am Stand von Hauptsponsor MVV eine erweiterte Autogrammstunde gab, konnten sich Spieler, Trainer und der große Stab rund um das Team mit ihren Familien etwas zurückziehen.

Am Freitagabend zog sich die von der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) streng vorgegebene Zeremonie in epischer Länge vor sich hin, die Adler waren da nicht mehr Herr im eigenen Haus. Der Ligaverband verfügte über den Ablauf geradezu mit militärischer Akkuratesse. Erst gegen 23 Uhr, 31 Minuten nach dem Siegtor von Thomas Larkin, konnten die Fotografen die Übergabe des silbernen Meisterpokals in ihre Linsen nehmen.

Voraus ging die Ehrung des langjährigen Rekordtorschützen Michael Wolf (38), der seine Karriere nach 327 Toren in 14 Spielzeiten, die letzten davon für München, beendet. Es folgte die Übergabe der Silbermedaillen an die Münchner, ehe Dennis Endras an die Reihe kam. Die Liga ehrt traditionell nach Ende der Playoffs den wertvollsten Spieler (MVP) des Meisters - beim letzten Titel 2015 entschied sich die Jury für Jochen Hecht.

Erst nachdem die Goldmedaillen den Meister-Adlern einschließlich allen nicht aufgebotenen Spielern um den Hals gehängt wurden und diese eine Ehrenrunde fuhren, brachten Hostessen einen Tisch mit dem großen Pokal über den roten Teppich.

Nach der Übergabe durch DEB-Präsident Franz Reindl an Spieltags-Kapitän Marcel Goc hielten der 35-jährige Silbermedaillengewinner mit der Nationalmannschaft von Südkorea (2018) und der gewählte Kapitän Marcus Kink den Pott unter dem frenetischen Jubel der noch immer rappelvollen Arena in die Höhe. Dann umarmten sich mit Kink (34) und Reindl (64) zwei überzeugte Garmisch-Partenkirchener innig.

Während das Mannheimer Publikum den Münchner Wolf mit gebührendem Applaus in die Eishockey-Rente begleitete, verhielten sich die gefrusteten Cracks des Dosenklubs weniger sportlich. Der Pokal hatte nicht mal eine Sekunde die Hand von Goc berührt, verdrückten sie sich in Windeseile in ihre Kabine. Bevor sich der entthronte Meister auf den Heimweg machte, versorgte Giovanni Scurti die hungrigen "Roten Bullen" mit Pasta und Salaten. Im Küchenteil der Adler-Kabine baute der Patron dann ein Buffet auf, während einige der Blau-Weiß-Roten noch immer mit riesigen Biergläsern auf dem konfetti-überschwemmten Eis herumtollten. Die Uhr zeigte den neuen Tag an, eine Meisternacht, wie sie mit Inbrunst, Begeisterung und Dankbarkeit von den Anhängern nur in der Eishockeystadt Mannheim über die Bühne gehen kann, nahm ihren Lauf.