Hintergrund Winzer Rohrbach

30.09.2019 UPDATE: 30.09.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Die wärmeren Temperaturen sind für die Winzer eine Herausforderung - Kellermeisterin Simona Maier im Interview

Seit 2015 ist die Winzermeisterin Simona Maier als Kellermeisterin auf dem Dormenackerhof tätig. Die RNZ wollte wissen, wie sich nach ihrer Einschätzung der Klimawandel auf den Weinbau auswirken wird.

Hat das sich offensichtlich ändernde Klima auf den Weinanbau in unserer Region einen Einfluss?

Aktuell ist es so, dass wir den Klimawandel spüren - im positiven wie auch im negativen Sinn. Positiv ist auf jeden Fall, dass wir neue Rebsorten anbauen können wie Cabernet Sauvignon oder Merlot. Aber auch bei unserem klassischen Spätburgunder können wir jetzt jedes Jahr einen guten Spätburgunder einfahren. Durch das wärmere Wetter haben wir auf jeden Fall bessere Mostqualitäten. Jetzt haben wir aber das Problem, dass die Säure zurückgeht, vor allem bei den weißen Sorten, und es gibt bei denen auch öfter Sonnenbrand. Und dann müssen wir auch, bedingt durch die Trockenheit, vor allem die Junganlagen bewässern.

Gilt das auch, falls die Trockenheit in der Vegetationszeit anhält, für die älteren Weinstöcke?

Eventuell. Im Kraichgau oder der Badischen Bergstraße müssen die Winzer schon bewässern. Aber das Problem bei der Bewässerung ist, dass wir kaum Bewässerungsanlagen in den Weinbergen haben, so wie es in den südlichen Ländern üblich ist. Wenn man also in Deutschland das Wasser transportieren muss, dann explodieren die Kosten. Deshalb gibt es eigentlich gar keinen Spielraum für eine Bewässerung per Transport. Es geht dabei immerhin um hunderttausende von Litern. Deshalb muss man sich wirklich Gedanken machen, wie man das Problem weiter angeht und wie man weiter plant.

Wer ist da gefragt?

Man müsste in Zusammenarbeit mit den Wasserversorgern und dem Landwirtschaftsamt eine Strategie erarbeiten, wie man für besonders problematische Lagen einen Wasseranschluss bekommt.

Müssen sich also jetzt die Winzer auf den Klimawandel einstellen?

Ja, darauf müssen wir uns einstellen. Es wird schon jetzt schwierig, leichte Weißweine zu produzieren, weil die Alkoholgehalte höher steigen. So leidet der Silvaner sehr stark unter Trockenheit, ebenso der klassische Müller-Thurgau und auch der Riesling. Er muss natürlich noch nicht verschwinden, aber beim Neuanbau sollte man ihn nicht an einen warmen Standort pflanzen. Dagegen ist der Chardonnay robuster als der Riesling, ebenso der Grauburgunder.

Gibt es noch ein Problem für Winzer?

Ja, das laufende Volksbegehren "Pro Biene" (ein in Baden-Württemberg geplantes Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Landschaftsschutzgebieten). Das verschlechtert die Situation für uns Winzer. Wir machen schon sehr viel und achten durch Begrünung darauf, dass Insekten und vor allem Bienen Nahrung vorfinden. Mit dem Volksbegehren, sollte es durchkommen, werden wir im Weinbau stark eingeschränkt. Für den Weinbau brauchen wir Pestizide, selbst die Öko-Winzer, und außerdem liegen in Baden-Württemberg rund 70 Prozent der Rebflächen im Landschaftsschutzgebiet. Kommt das Volksbegehren durch, fehlt den Winzern die Existenzgrundlage und zieht damit einen riesigen Verlust für die Weinbranche nach sich.