Hintergrund - Steigende Preise

Die Getreideernte war schlecht, entsprechend mehr müssen Landwirte mehr für Futtermittel zahlen - Für manche kommen noch weitere Probleme hinzu

26.09.2021 UPDATE: 27.09.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 46 Sekunden

Steigende Preise

Für Landwirte wird es immer teurer – auch, weil die Preise für Futtermittel stark steigen. So verteuerte sich Futtergetreide dem Statistischen Bundesamt zufolge im Juli um 24,4 Prozent und Ölschroten um 22,4 Prozent.

Gestiegen sind zudem vor allem auch die Preise für Treibstoffe wie Diesel und Benzin, zudem für Dünger, Saat- und Pflanzgut. Bei fast sämtlichen Kostenarten gab es neue Rekordwerte, schrieb das Fachmagazin "Agrar heute" kürzlich. "Gegenüber dem Vorjahr machten die Produktionskosten einen gewaltigen Sprung von 9,3 Prozent." Die Landwirte müssten viel Geld ausgeben, um die Produktion am Laufen zu halten, hieß es dort. "Eine gewaltige Kostenlawine lässt den Bauern von den Erlösen kaum etwas übrig." Viele Landwirte dürfte das in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen.

Die deutlich gestiegenen Futterpreise führen die Verbände darauf zurück, dass das benötigte Getreide aufgrund der schlechten Ernte in diesem Jahr extrem teuer geworden sei. Wegen ungünstigen Wetters mit viel Regen und zu wenig Sonne haben die Landwirte in diesem Jahr eine enttäuschende Ernte eingefahren. Dem Deutschen Bauernverband zufolge sind 42,4 Millionen Tonnen Getreide zu erwarten – und damit knapp zwei Prozent weniger als im Vorjahr. Die Menge liegt damit um fast 5 Prozent unter dem Mittel der Jahre 2015 bis 2020. Häufiger Hagel und Starkregen hätten gezeigt, dass die Landwirte die Auswirkungen des Klimawandels direkt zu spüren bekommen, hieß es beim Bauernverband.

Von den hohen Preisen sind Schweinehalter und Milchbauern derzeit besonders betroffen. "Ihre Erlöse sind auch ohne die extrem hohen Kosten schon schlecht", schreibt "Agrar heute". Auch wegen der derzeit recht niedrigen Preise für Milch- und Schweinefleisch.

Und Schweinebauern kommt noch ein weiteres Problem hinzu: die Afrikanische Schweinepest. Ein knappes Jahr nach dem ersten Ausbruch in Deutschland sind die Schweinehalter unter deutlichen Preisdruck geraten. "Wir haben einen Absatzstau, der zu einer deutlichen Preiskrise geführt hat, sagte Torsten Staack, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), in Damme bei Vechta kürzlich der Deutschen Presseagentur. Derzeit fehlten den Landwirten pro Schwein gut 50 Euro Erlös. Dabei sei das Angebot an Schlachtschweinen so gering wie zuletzt 2007.

Zudem mache sich noch immer die Corona-Krise bemerkbar, weil die Gastronomie und System-Gastronomie als Abnehmer fehlten, sagte Staack. Außerdem sei in den vergangenen Monaten viel Fleisch eingefroren worden. Zugleich gebe es auch von anderen europäischen Nachbarstaaten, die in China gesperrt wurden, ein größeres Fleischangebot in Deutschland, etwa aus Spanien. "Das sind alles Folgen der ASP und von Corona."

Der Vizepräsident des niedersächsischen Bauernverbandes Landvolk, Jörn Ehlers, wies darauf hin, dass die Landwirte die gestiegenen Futterpreise nicht an die Schlachthöfe und den Einzelhandel weitergeben könnten. "Da überlegen viele Landwirte im Moment, ob sie überhaupt noch einstallen, oder ob sie den Stall eine Zeit lang leer stehen lassen", sagte Ehlers. Manch ein Betrieb werde auch komplett die Schweinehaltung aufgeben, die Konzentration in der Landwirtschaft weiter zunehmen. Die Tierzahlen seien bereits im Sinkflug. kla