Hintergrund Splitter

11.12.2019 UPDATE: 11.12.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 23 Sekunden

Brüder drückten ihr Leid aus

Der Hauptangeklagte drückte am vierten Verhandlungstag erneut Reue aus. "Mir tut der Vorfall unendlich leid", so der 17-Jährige. Er schäme sich für sein verantwortungsloses Verhalten. "Ich bitte um eine Chance, mir ein Leben in Freiheit aufzubauen." Sein 22-jähriger Bruder und Mitangeklagter entschuldigte sich dafür, was alle Beteiligten in den vergangenen fünf Monaten durchmachen mussten. "Ich fühle mich extrem schuldig." Schwere Vorwürfe gegen die Brüder erhob indes Staatsanwältin Mariella Beimgraben: Sie hätten die beiden Tiere zu Wesen gemacht, die in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.

Im falschen Gerichtssaal

Auch zu den Plädoyers war der Sitzungssaal 1 im Heidelberger Landgericht wieder gut gefüllt. Familienangehörige, Freunde und Mitschüler des Hauptangeklagten verfolgten das Geschehen. In ihren Ausführungen unterbrochen wurde die Staatsanwaltschaft vom Beteiligtem eines anderen Prozesses. Der platzte in das Verfahren hinein, redete auf Richter Sebastian Untersteller ein, ehe ihm dieser erklärte, dass er sich im Saal verirrt hatte.

Auf Maulkorbpflicht hingewiesen?

Auch die Rolle der Stadt Leimen rückte erneut in den Blickpunkt. Weil aus der Nachbarschaft Zweifel an der Rasse laut geworden waren, hatte der 22-jährige Hundebesitzer wenige Tage vor der Attacke Besuch von einem Mitarbeiter des Ordnungsamtes bekommen. Sein Verteidiger Seán Hörtling meldete Zweifel an, ob der Stadtmitarbeiter dabei explizit auf eine Maulkorbpflicht hingewiesen habe.

So schnell sind Hunde

Mehr als 30 und nicht knapp zehn Meter lagen zwischen dem beiden Hunden und dem späteren Opfer, als diese von der Leine gelassen wurden. Diese Meinung vertritt Andrea Combé, Verteidigerin des Hauptangeklagten. Um dies zu beweisen, führte sie Laufzeiten von Hunden über 100 Meter auf: Ein Pudel benötige 5,7, eine dem Leimener Hunden vergleichbare Bordeauxdogge 7,9 Sekunden. Hätte der Abstand nur knapp zehn Meter betragen, wären die Hunde somit sofort und nicht erst nach 384 Metern am späteren Opfer dran gewesen.

Machtkämpfe und Meutereien

Peter Slania, schilderte seine Eindrücke, die er als Rechtsanwalt von der Justizvollzugsanstalt Adelsheim gemacht hat, in der sein 17-jähriger Mandant seit Juli in Untersuchungshaft sitzt. Früher sei man sich dort wie in einem "goldenen Käfig" vorgekommen, bei einem Besuch vor einem Jahr sei ihm aber von "täglichen Machtkämpfen und Gefangenenmeutereien mit schlimmsten Folgen" berichtet worden. bmi