Scharfe Kritik an Andrea Nahles
Wenn man einen gemeinsamen Gegner ausmacht, dann steht die Südwest-SPD zusammen: Lagerübergreifend gab es scharfe Kritik am SPD-Bundesvorstand um Andrea Nahles, der sich bei der Aufstellung der Europaliste über das Votum der Baden-Württemberger hinweggesetzt hatte. Mit lautstarkem, minutenlangem Applaus hatten sich die über 300 Delegierten des Landesparteitags hinter die Europaabgeordneten Evelyne Gebhardt und Peter Simon gestellt, die nach aktuellem Stand auf aussichtslosen Listenplätzen stehen.
"Ein Gänsehautmoment", dankte Simon für den Rückhalt. Der Landesverband werde benachteiligt, weil er als zerrissen, handlungsunfähig, als "das schwächste Schaf in der Herde" angesehen werde. So auch Gebhardt: "Warum werden wir nicht ernstgenommen? Weil wir ein zerstrittener Haufen sind."
Bei der Listenaufstellung werden Luisa Boos (Baden-Württemberg) und Delara Burkhardt (Schleswig-Holstein) bevorzugt - nach eigenen Aussagen gegen ihren Willen. Gebhardt stellte sich hinter Boos und kritisierte scharf den SPD-Vorstand, der es in Kauf nehme, dass Gerüchte ins Kraut schießen und Karrieren zerstört werden: "Zwei junge Frauen werden instrumentalisiert, um eine Botschaft zu geben. Werden instrumentalisiert und zuhause den Wölfen zum Fraß vorgelegt", so Gebhardt.
Der neu gewählte SPD-Landeschef Andreas Stoch nannte die Europa-Liste "jenseits von Gut und Böse". Es sei aber falsch, wenn jetzt die Erwartung geweckt werde, Boos könnte Gebhardt mit einem einfachen Tausch ihren Listenplatz 15 überlassen. "Es ist ein hochriskantes Unterfangen, diesen Platz leichtfertig zu riskieren", verwies er darauf, das dann auch andere Landesverbände zugreifen könnten.
Eigentlich war Bundes-SPD-Chefin Nahles als Rednerin beim Landesparteitag angekündigt gewesen. Nachdem es massive Kritik an ihrer Absage gegeben hatte, räumte Stoch spät ein: Sie habe sich nicht drücken wollen, sondern auch wegen einer Bronchitis abgesagt. sös