Hintergrund - "Schwarzer" Rosenmontag

11.02.2019 UPDATE: 11.02.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 9 Sekunden

"Schwarzer" Rosenmontag: "Ich bin Profi und muss mit dem Unfalltod umgehen", sagt der Mannheimer Verkehrspolizeichef Dieter Schäfer. "In diesem besonderen Fall und in Kenntnis aller Details zerreißt es einem dann aber fast das Herz." Ein 62-jähriger Pole steuert seinen Sattelschlepper vor genau einem Jahr, am Rosenmontag 2018, auf das Walldorfer Kreuz zu. Auf der A6 quälen sich die Fahrzeuge in Richtung Süden wegen einer Baustelle bei Rauenberg wieder einmal Stoßstange an Stoßstange. Es ist schon damals ein gefürchteter Unfallschwerpunkt.

Vermutlich aus Unachtsamkeit übersieht der Lkw-Fahrer das Stauende. Der Laster prallt mit voller Wucht auf zwei Autos. "Die beiden Wagen sind zwischen dem Laster des Polen und einem Sattelzug zermalmt worden", erinnert sich Schäfer. Wie durch ein Wunder überlebt eine 16-jährige Jugendliche in einem der Autos den Unfall. Nur noch tot aus dem Wrack geborgen werden können ihre Eltern, 51 und 46 Jahre alt, aus Nordrhein-Westfalen sowie ihre kleine Schwester (13). Ums Leben kommt auch der Fahrer des zweiten Pkw, ein 60-jähriger Mann aus dem Raum Worms.

Der Unfallverursacher wird am 4. Dezember 2018 vom Amtsgericht Wiesloch zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt ist. Dazu muss der Brummi-Lenker für 18 Monate seinen Führerschein abgeben. Das Gericht hatte den Prozess nicht öffentlich angekündigt. "Für die Psyche des hinterbliebenen Mädchens war es vermutlich gut, dass die Verhandlung im Stillen ablief", glaubt Schäfer.

Konrad Fischer, Managing Director des Logistikers Contargo, ist geschockt, als er im März 2018 einem Vortrag des Polizeidirektors beim Mannheimer Hafenclub lauscht. Ausführlich berichtet Schäfer damals über diesen und viele weitere Unfälle am Walldorfer Kreuz. Fischer ist danach schnell klar: "So kann es nicht mehr weitergehen, wir müssen etwas unternehmen."

Der Abend wird zur Geburtsstunde der Präventionsinitiative "Hellwach mit 80 km/h". Fischer und Schäfer treiben das Projekt voran, inzwischen ist es ein "Verein in Gründung". (alb)