Hintergrund - Gesucht: Neuer Weg für Geburtshilfe Mosbach

06.05.2020 UPDATE: 06.05.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Gesucht: Ein neuer Weg für die Geburtshilfe in Mosbach

Das Format war neu, das Thema ein altbekanntes: Im Rahmen einer Telefonkonferenz suchte und fand man am Dienstagabend den kontaktfreien Austausch zum Thema Geburtshilfe in Mosbach. Unter dem Titel "Nach der Schließung der Gynäkologieabteilung im Klinikum Mosbach: Impulse aus dem Runden Tisch Geburtshilfe im Land" hatte die Grüne Kreistagsfraktion zur Kommunikationsrunde eingeladen. Die war durchaus hochkarätig besetzt, wie Amelie Pfeiffer als Kreisvorsitzende schon eingangs erkannte: Neben Staatssekretärin Bärbl Mielich (Ministerium für Soziales und Integration) waren unter anderem auch Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann und die Bundestagsabgeordnete Charlotte Schneidewind-Hartnagel zugeschaltet, ebenso zahlreiche Expertinnen aus dem Bereich Geburtshilfe.

"Schnell ins Gespräch kommen" wollte dabei Bärbl Mielich, die dementsprechend auf einen Impulsvortrag verzichtete, dafür aber über die Hintergründe des Runden Tischs Geburtshilfe des Landes informierte. Eine an diesem Tisch geborene Idee sind lokale Gesundheitszentren mit dem Schwerpunkt Geburtshilfe, an denen Frauenärzte und Hebammen im Team und in Kooperationen mit einer oder mehreren Kliniken (Erreichbarkeit innerhalb 30 Minuten) agieren. Träger könnten Kommunen oder Vereine sein, so Mielich.

Vier neue lokale Gesundheitszentren mit dem Schwerpunkt Geburtshilfe habe man von Landesseite im Jahr 2019 schon bewilligt (und mit 100.000 Euro gefördert). Das Land wolle sich weiter im Bereich Geburtshilfe engagieren, auch im Jahr 2020 stehen Fördergelder für den Bereich Geburtshilfe bereit.

Sich um die zu bewerben, sei natürlich auch für Mosbach eine "gute Gelegenheit", so Mielich, zumal Mosbachs OB Michael Jann von eigenen Plänen (siehe auch gesonderten Beitrag) und Vorüberlegungen für ein Geburtshaus berichtete. Aufgrund der Corona-Krise seien die Planungen aber ein wenig ins Stocken geraten, vorgesehene Besichtigungen verschoben worden.

An einen lokalen Runden Tisch zur Weiterentwicklung des Themas sollte man, so die Empfehlung der Staatssekretärin, möglichst auch Hebammen, Frauenärzte, Kinder- und Jugendärzte sowie auch Eltern bringen. Auch sie selbst wolle sich – sobald nach Corona möglich – mit an einen solchen Austauschtisch setzen.

Ganz ohne Tisch kamen in der Telefonrunde natürlich auch Fragen zur Finanzierung, Umsetzung und Organisation eines solchen Gesundheitszentrums oder Geburtshauses auf. Charlotte Schneidewind-Hartnagel etwa fragte bei Michael Jann nach, ob Unterstützung von städtischer Seite möglich sei – die grundsätzliche Bereitschaft werde hier mit den Folgen der Corona-Krise wohl aber zunehmend aufgezehrt. Finanzielle Spielräume lässt der Mosbacher Haushalt kaum, erst recht nicht für neue Projekte. Da man mit einer solchen Einrichtung aber den ganzen Mittelbereich anspreche, wären nach OB Jann ohnehin auch weitere Kommunen bezüglich einer Unterstützungsleistung abzuklopfen. "Der Bedarf ist sicher da, die Möglichkeiten der Förderung und Unterstützung müsste man dann abfragen", findet Obrigheims Bürgermeister Achim Walter.

Die Frage nach einem Zeitfenster konnte die Staatssekretärin zumindest grob beantworten: Die Bewerbungsfrist betrage in aller Regel drei Monate, ausgewählte Projekte müssten dann innerhalb von eineinhalb Jahren angegangen werden. Fragen bleiben natürlich auch nach der konstruktiven Austauschrunde am Telefon. Grünen-Kreisrätin Simone Heitz und die Kreisvorsitzende Amelie Pfeiffer waren am Ende dennoch zufrieden mit der Format-Premiere. Und sich einig: "Wir müssen dringend an diesem Thema dranbleiben." (schatt)