Eva Arbs Einsatz ist unermüdlich. Foto: Alex
Eva Arb hat die Flüchtlingshilfe gegründet
Schönau-Altneudorf. (aham) Sie hatte gerade die 60 überschritten, da blickte Eva Arb zurück. Und fragte sich: "Was habe ich eigentlich für das Gemeinwohl getan?" Sie selbst war der Ansicht: zu wenig. "Also wollte ich meinem Leben eine neue Wendung geben", erinnert sie sich. Heute ist die Altneudörferin 65 und das Herz der Flüchtlingshilfe. Ob Formulare ausfüllen, Praktikumsplätze vermitteln oder gebrauchte Möbel, Hausrat und Kleider auftreiben - Arb macht alles für ihre insgesamt 60 "Schützlinge" in Altneudorf und Schönau. Und würde eigentlich gerne viel mehr tun.
Ihr Engagement begann, als die Einwanderungswelle auf ihrem Höhepunkt war. Händeringend suchte der Landkreis nach Unterbringungsmöglichkeiten - und wurde im Odenwald fündig. Fast 300 Menschen sollten in der ehemaligen Schmerzklinik unterkommen. Das sind fast zehn Prozent der gesamten Bevölkerung von Schönau und Altneudorf. "Da war es nötig, Leute zu organisieren", erinnert sich die Mutter zweier erwachsener Söhne.
Die ehemalige Schmerzklinik wurde nie belegt und von den rund 100 Bürgern, die helfen wollten, ist nur noch ein harter Kern übergeblieben. So sind im Verein "Flüchtlingshilfe Steinachtal", der sich vor zwei Jahren gegründet hat, rund 20 Mitglieder. Fünf Helfer geben Deutschunterricht, zwei Betreuer kümmern sich um Familien - und den Rest stemmt Eva Arb zusammen mit Eleonore Stein. Arbs Buchhandlung in Schönau ist zur Anlaufstelle für viele geworden.
"Wir geben Erste Hilfe beim Überleben", fasst Arb, die vor 38 Jahren mit ihrem Mann aus dem Ruhrgebiet nach Schönau zog, ihre ehrenamtliche Arbeit zusammen. Allein der Papierkram nimmt jede Menge Zeit in Anspruch. "Bei einer Duldung muss man etwa alle paar Monate einen neuen Antrag stellen", erklärt Arb. "Ich muss die Schreiben ja schon drei Mal lesen, um das Amtsdeutsch zu verstehen - wie sollen das dann die Flüchtlinge schaffen?" Seelsorgerin ist sie auch. Gerade von den jungen Neuankömmlingen, die ganz alleine hier sind, weiß sie von Heimweh und mehr. Arb: "Die haben Schicksale, da kriegt man Gänsehaut." In einem Fall von Gewalt in der Familie hat die 65-Jährige auch schon heimlich einen Umzug organisiert und Frau und Kinder versteckt.
Dabei ist all das gar nicht das, was Arb machen will. "Eigentlich würde ich gerne die richtige Integration voranbringen", sagt die Altneudörferin. Sie träumt von Aktivitäten wie Spieleabenden und Ausflügen. Doch dazu bleibt keine Zeit. Ans Aufhören denkt sie trotzdem nicht: "Man sieht, dass die Arbeit wichtig ist - und lernt das eigene Leben zu schätzen."