Hintergrund: Beim Abitur läuft vieles anders

Benotung findet in der Eigenregie des Gymnasiums statt - Mündliche Prüfung erst Ende Juli

01.05.2020 UPDATE: 01.05.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 24 Sekunden

Neckargemünd. (cm) Von ihren schriftlichen Prüfungen werden die 92 Abiturienten des Max-Born-Gymnasiums wohl noch lange erzählen. Denn sie gehören zum "Corona-Jahrgang", der unter besonderen Bedingungen die Hochschulreife ablegen wird. So wurden die Prüfungen verschoben – nun soll es am 18. Mai losgehen. Doch das ist längst nicht die einzige Änderung, wie Schulleiter Joachim Philipp vor dem Wiederbeginn des Unterrichts für die Elft- und Zwölftklässler am Montag, 4. Mai, berichtet.

"Es gab noch nie so viel Vorbereitungszeit für die Abiturienten wie in diesem Jahr", berichtet Philipp. Doch dies habe nicht nur Vorteile. "Die Schüler fühlen sich wie ein Teilnehmer der Olympischen Spiele, der sich auf einen bestimmten Termin vorbereitet hat, der nun aber verschoben wurde", so Philipp. Viele wollten nun endlich die Prüfungen schreiben, damit sie es hinter sich haben. Dabei sorge der fehlende Unterricht in der Schule für ein geringeres Sicherheitsgefühl.

Philipp rechnet damit, dass die Pflicht-Prüfungen in Deutsch und Mathematik parallel in zehn Räumen geschrieben werden, sodass die bei den Prüfungen ohnehin geltenden Abstandsregeln auch im Hinblick auf die Corona-Vorgaben ganz sicher eingehalten werden können. Dafür werden dann auch 22 Lehrer zur Aufsicht – zwei pro Raum und zwei auf dem Flur – benötigt. Eine Schülerin wird die Prüfungen womöglich alleine schreiben, da sie mit ihren Großeltern im Haushalt lebt. Sie wird auch vor den Prüfungen nicht mehr in die Schule kommen, sondern digital unterrichtet. Während die Abiturienten ihre Prüfungen im zweiten und dritten Stockwerk schreiben, rauchen parallel dazu bei den Realschülern in der Aula die Köpfe.

Auch die Korrektur läuft anders: Die Prüfungen verlassen zur Zweitkorrektur nicht mehr die Schule, sondern werden von einem anderen Fachlehrer des Gymnasiums beurteilt. Wenn der Unterschied in der Benotung sehr groß ausfällt, müssen sich die Kollegen einigen. Im Zweifel entscheidet der Schulleiter.

Auch die mündliche Prüfung geht in Eigenregie über die Bühne. Sie findet landesweit so spät wie noch nie statt – in Neckargemünd ist der 20. Juli angepeilt.

Schulleiter Philipp würde den Abiturienten gerne am 25. Juli ihre Zeugnisse und die Preise für besondere Leistungen verleihen. Eine große Feier mit Eltern, Omas, Opas, Tanten und Onkeln wird es wohl nicht geben. Aber vielleicht eine kleine.