Hintergrund

Wenn die Kerwe fehlt

09.08.2020 UPDATE: 09.08.2020 06:00 Uhr 48 Sekunden

Schon der Freitagabend war komisch. Kein erstes Bier nach der Arbeit am Kerwehaus. Dafür im "Delano" am Waidsee ein "Kerwe-Light-Freitag" (der Titel sagt schon alles) mit Cocktails, Corona-Disziplin und gediegener Live-Musik. Schön soll’s gewesen sein, wie man hört. Aber nichts kann die echte Kerwe ersetzen.

Außerdem waren die Liegestühle zum See hin gedreht, sodass man nach Sonnenuntergang und bei Einbruch der Dunkelheit fast vergessen konnte, dass sich der Schlossturm nach Kräften müht, ein Leuchtturm zu sein. Das will man daheim nicht verpassen. Also setzt man sich vors Haus, ein Gläschen Wein dabei, und schaut rüber Richtung Schlosspark. Die stillen, hellen und am Ende doch etwas monotonen Lichtzeichen am dunklen Himmel sollen Hoffnung und Mut machen. Das ferne Grundrauschen aus Stimmen, Rummel und Musik, das sonst von der Kerwe samt einer Ahnung von Mandelduft herüberweht, wären einem lieber als Zeichen zum Aufbruch ins Getümmel.

Die Kirchen und die Stadt haben sich wirklich um Trost bemüht. Bilder gucken am Amtshausplatz statt Autoscooter und Buden. Eine steht einsam neben einem Karussell im Schlosspark, wo am Samstagabend keine 1000 Lichter leuchten. Nur ein paar Leute sitzen trotzdem auf der Wiese und picknicken sogar. Auch die Stadtkapelle hatte sich hier fürs Wochenende angekündigt. Wie man die Kerwe doch vermissen kann! (cab)