Berlin (dpa) - Was sind Transmenschen? Und wie viele gibt es? Leider finden sich dazu kaum gesicherte Zahlen. Schon die Wortwahl kann variieren. Klar ist: Die häufig benutzten Begriffe transsexuell und transgender beziehen sich beide auf das Geschlecht eines Menschen. Und nicht darauf, ob jemand Männer oder Frauen sexuell begehrt, also es geht nicht um sexuelle Vorlieben.
Der Ausdruck Transsexualität wird oft im medizinischen Zusammenhang verwendet. Oder in Gesetzen. Biologie, also bestimmte Körpermerkmale, und eigene Identität gehen dann auseinander. Menschen identifizieren sich mit einem anderen Geschlecht. Gemeint ist zum Beispiel ein Mensch mit einem männlichen Körperbau und männlichem Y-Chromosom, der sich als Frau fühlt. Für manche Menschen geht mit Transsexualität der Wunsch nach einer Geschlechtsangleichung einher. Transsexualität ist nicht zu verwechseln mit Intersexualität, bei der die biologische Zugehörigkeit nicht eindeutig ist.
Der Begriff Transgender - oder transgeschlechtlicher Mensch - wird oft etwas breiter gefasst. Er bezeichnet Menschen, die sich nicht, oder nicht nur oder nicht immer in dem Geschlecht zu Hause fühlen, das in ihrer Geburtsurkunde steht.
In der Medizin gibt es einen internationalen Katalog, im dem Krankheiten eingeordnet werden. Dort steht der Transsexualismus aufgeführt. In diesem sogenannten Diagnosekatalog ICD-10 (Internationale Statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) wird Transsexualität als "Störung der Geschlechtsidentität" eingestuft. Die Eingruppierung als Störung ist aber umstritten. So hat sich der Europarat im vergangenen Jahr dafür ausgesprochen, Transsexuelle nicht mehr als psychisch krank zu betrachten.
Manche Verbände fordern, Betroffene nicht generell in die Ecke von Krankheit und Psychoschäden zu stellen. Einige Betroffene pochen jedoch darauf - etwa mit Blick auf die Erstattung medizinischer Kosten oder auf andere Sozialleistungen.
Seit Anfang der 1980er Jahre regelt in Deutschland das Transsexuellengesetz (TSG), unter welchen Voraussetzungen Vornamen und das bei Behörden eingetragene Geschlecht - etwa im Ausweis - geändert werden können. Das Bundesverfassungsgericht hat allerdings Teile des Gesetzes als diskriminierend eingestuft - so in einer Entscheidung von 2011. Eine Neuregelung lässt auf sich warten.
Über den Anteil transsexueller Menschen in Deutschland gibt es keine gesicherten Zahlen. Die Schätzungen gehen weit auseinander. Sie reichen für Mann-zu-Frau-Transsexuelle von 1 zu 30 000 bis 1 zu 500. Dabei kommt Transsexualität bei biologischen Männern wohl häufiger vor als bei Frauen. Noch schwieriger wird es, wenn man einen sehr weiten Transgender-Begriff zugrunde legt.
- Insgesamt haben zwischen 1995 und 2014 knapp 17 300 Menschen ein Änderungsverfahren nach dem Transsexuellengesetz durchlaufen. Im Jahr 2014 waren es 1443.
- Für das Jahr 2014 zählte das Statistische Bundesamt 1051 Menschen, die ihr Geschlecht verändern ließen. Knapp zwei Drittel waren Menschen mit männlichen Geschlechtsorganen, die sich zur Frau operieren ließen, berichtete die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen.
- Die Zahl der neu begonnenen Hormonbehandlungen bei Transsexuellen schätzen Experten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) auf weniger als 500 pro Jahr. Belastbare Zahlen gebe es aber nicht.