Wiesloch. (hds) Als vor 42 Jahren Peter Schneider das Marionetten-Theater Wiesloch ins Leben rief, konnte keiner ahnen, welche kulturelle Institution sich daraus entwickeln sollte. Im Vorjahr verstarb Schneider, hatte aber bereits einige Jahre zuvor, 2014, das Zepter für die Theaterleitung an Sandra Gayer übergeben. Zu Ehren von Peter Scheider und mit Unterstützung der Stadt findet vom 19. Oktober bis 8. November eine Marionetten-Ausstellung im Rathaus statt. Zur Vernissage wird für Samstag, 19. Oktober, um 13.30 Uhr ins Rathausfoyer eingeladen. Als besondere Attraktion wird dabei das "Märchen vom verirrten Regentropfen" aufgeführt.
"Wir wollen auf das Wirken von Peter Schneider zurückschauen, aber auch uns selbst, und diesmal außerhalb der Vorstellungen, selbst präsentieren", erklärte Sandra Gayer im Gespräch mit der RNZ. Rund 50 Puppen wandern aus diesem Grund vom derzeitigen Domizil, dem Alten Stadtbahnhof, ins Rathaus. Es können unter anderem Figuren aus den Stücken "Peter und der Wolf", "1001 Nacht" sowie "Der zerbrochene Krug" bewundert werden.
Dreidimensional wird die Ausstellung aufgebaut, Szenen aus den Stücken werden nachgestellt und dies auf speziellen Thementischen. "Unser beliebtes Knoblauchbrot, von unseren Theateraufführungen wohlbekannt, wird ebenfalls gereicht", versprach Gayer. Sitarmusik wird die Eröffnung begleiten, hatte doch Schneider die Liebe zu diesem Instrument bei seinen Aufenthalten in Afghanistan und Indien entdeckt und bei seiner Rückkehr eine Sitar mit im Reisegepäck.
Der Fundus an Figuren umfasst derzeit etwa 300 Marionetten, alle von Peter Schneider selbst gefertigt. "Klar, handwerkliche Geschicklichkeit ist die Basis dafür und die war bei Peter zweifelsohne vorhanden", blickte Christina Reckers-Schneider, die zweite Ehefrau des Theatergründers, zurück. Schneider schnitzte indes nicht nur und bemalte die Figuren, auch die Stücke, die zur Aufführung kamen und kommen, stammen aus seiner Feder. Peter Schneider knüpfte zudem die Kopfbedeckungen der Figuren und natürlich die "Spielkreuze" nebst Fäden, mit denen die Marionetten bewegt werden.
Bei der Anfertigung der Kostüme erhielt er vielfache Unterstützung, vor allem durch seine Frau Christina. Bis zu einer Aufführung mussten dann die Texte gelernt, die Musik eingespielt und die jeweiligen Szenen geprobt werden, ehe es zur Vorstellung kommen konnte. "Da zogen schon viele Monate ins Land, von der ersten Idee bis hin zur Premiere", blickte Christina Reckers-Schneider zurück.
Seit 25 Jahren ist das Marionettentheater im Alten Stadtbahnhof untergebracht. In den Anfängen wurde an unterschiedlichsten Orten gespielt, ehe das jetzige Domizil bezogen werden konnte. "Wir haben 40 Plätze für Besucher, haben in der jüngeren Vergangenheit die Technik auf Vordermann gebracht und auch die Räumlichkeiten aufgehübscht", informierte Sandra Gayer. In den kommenden Tagen, am 16. (19 Uhr) und 17. November (17 Uhr), steht "Der Korbgeist" auf dem Programm, es handelt sich dabei um Geschichten aus "1001 Nacht", natürlich nach den Vorgaben und Arrangements von Peter Schneider. Dieser hatte sich bereits seit Längerem mit dem Tod beschäftigt, so schnitzte er bereits vor Jahren ein Selbstporträt mit der Inschrift "Weiterhin viel Glück". Er wollte damit zum Ausdruck bringen, dass ihm der Fortbestand "seines" Theaters sehr am Herzen lag.
"Die Idee für die Ausstellung kam in einem Gespräch mit Bürgermeister Ludwig Sauer zustande", so Sandra Gayer. Sie selbst wurde durch einen Besuch im Marionettentheater, es wurde "Der kleine Prinz" aufgeführt, in den Bann gezogen und schloss sich vor sieben Jahren der Gruppe an. Zwei Jahre später übernahm sie die Leitung.
Inzwischen umfasst das Ensemble rund zehn Mitspielerinnen und Mitspieler, "Neulinge" sind stets willkommen. "Wir treffen und immer donnerstags um 16.30 Uhr im Alten Stadtbahnhof und freuen uns über jeden, der vorbeischaut und vielleicht mitmachen will", hofft Sandra Gayer auf eine Erweiterung der Gruppe. Nach den Aufführungen haben die Besucher übrigens Gelegenheit, sich die Marionetten näher anzuschauen oder selbst mal "Hand anzulegen".