Glas-Blas-Sing-Quartett sorgte für einen rundum gelungenen Abend
"Wertstoff-Recycling" mit Aha-Effekt - Zuschauer wurden fest mit eingebunden
Von Gertraude Zielbauer
Walldorf. Der Anblick der aufeinandergestapelten Getränkekisten hätte jeden, der den Schauplatz des Walldorfer Zeltspektakels betrat, leicht in die Irre führen können. Denn hier war keine feuchtfröhliche Sause mit Freibier "fer umme" geplant. Schon deshalb nicht, weil die Flaschen alle leer waren. Aus gutem Grund, denn die fleißigen Herren, die andauernd geschäftig hin und her liefen, sich hier ein Gebinde Plastikflaschen griffen und dort eine Batterie Mini-Flaschen auf einem Tablett arrangierten, stellten auf diese Weise ihr "Orchester" zusammen. Und lieferten damit als "Glas-Blas-Sing-Quartett" mit ihrem neuen Programm "Flaschmob" eine rasante Show ab. Musikalisch qualitätvoll, witzig-spritzig getextet und überaus charmant.
Andreas Lubert, Frank Wegner, David Möhring und Jan Lubert kommen aus Berlin. Das Publikum kam zu hundert Prozent auf seine Kosten, das Ganze war spektakulär: "Wertstoff-Recycling" mit Aha-Effekt sozusagen. Eigene Songs, aber auch bekannte Titel aus Rock, Pop und Klassik wurden in Rap-Manier völlig neu interpretiert und rhythmisch auf den Punkt gebracht. Man muss allerdings wissen, wie so was geht, aber darin waren die vier Jungs im besten Mannesalter einsame Spitze: Flaschenöffnungen schräg anblasen oder mit dem Daumen darauf ploppen, einen leeren 19-Liter- Trinkwasserspender mit Schlagstöcken zur Trommel umfunktionieren, eine Auswahl leerer Flachmänner als Xylofon benutzen und mehrstimmig dazu singen, all das war für sie eine Kleinigkeit und riss die Zuhörer ein ums andere Mal zu wahren Beifallsstürmen hin.
Die Conférence teilten sich die vier im lockeren Plauderton, bezogen das Publikum ohne jede Peinlichkeit mit ein und sorgten so für die richtige Wohlfühl-Atmosphäre. Zur Auflockerung hatten sie ein "Musik-Memory" ins Programm eingebaut, das volle Konzentration erforderte: Hinter welchen Zahlen verbargen sich zwei gleiche Melodien?
Musik machen, wenn rundherum Stille herrscht und die Leute gebannt lauschen, können viele. Aber wenn es plötzlich von oben aufs Zeltdach tröpfelt, dann rauscht, das Licht ausgeht und schließlich ein Blitz- und Donnerwetter losbricht, das auch noch den Ehrgeiz hat, rhythmisch ins musikalische Geschehen einzugreifen, wird so ein Auftritt zur echten Herausforderung.
Auch interessant
Wie gut, dass die "Glas-Blas-Sing"-Jungs auf reichlich Straßenmusikerfahrung aus ihrer Anfangszeit zurückgreifen konnten und die ganze Sache mit Humor in den Griff bekamen: Regenschirme wurden aufgespannt und Musiker Andreas gab zu Protokoll: "Für mich hat das Rauschen etwas Nostalgisches. So war früher bei den alten Radios der Mittelwellenempfang." Das Programm wurde durchgezogen, das Gewitter zog ab und gut war’s wieder.
Hier sei aus gegebenem Anlass den ehrenamtlichen Machern des Walldorfer Zeltspektakels ein großes Lob ausgesprochen. Sie fegten Wasser vom Zelt weg, was das Zeug hielt, und hatten es am Schluss der Vorstellung sogar geschafft, den See, der sich vor dem Ausgang gebildet hatte, mit Holzpaletten zu überbrücken. Über den geleiteten sie bei Bedarf die Zuschauer per Hand und sorgten so für einen sicheren Nachhauseweg. Danke dafür!