Nachdem ohnehin der Heizungstausch ansteht, macht St. Leon-Rots Gemeinderat keine halben Sachen: Ein Nahwärmenetz soll künftig Parkringschule, Feuerwehrhaus Rot, Kindergarten St. Elisabeth und langfristig weitere Gebäude versorgen. Foto: Theo Vetter
Von Sebastian Lerche
St. Leon-Rot. Einigen konnte es fast nicht weit genug reichen: Wie auch im Fall des Nahwärmenetzes von Rathaus, Harres, Jugendzentrum und Hallenbad plädierten einige St. Leon-Roter Gemeinderäte im Fall der Parkringschule dafür, in richtig großen Dimensionen zu denken.
Man einigte sich schließlich darauf, in einem ersten Schritt die Schule mit altem Lehrerwohnhaus und Sporthalle sowie den Kindergarten St. Elisabeth und das Roter Feuerwehrhaus in die Nahwärmeversorgung aufzunehmen. Als Erweiterungsoptionen sind Kastanienschule und das ehemalige Gebäude der Sparkasse, die an die Gemeinde verkauft hat, angedacht. Langfristig würde sich für eine optimale Netzauslastung lohnen, auch andere Verbraucher, etwa Mehrfamilienhäuser, ans Netz anzuschließen.
Die Verwaltung wurde einstimmig vom Rat ermächtigt, hierfür einen "Contractor", ein Unternehmen mit der entsprechenden Expertise und ausreichend Personal, zu suchen. Der Klimaschutzbeauftragte Sascha Rachow hatte betont, dass es der Verwaltung nicht möglich sei, alles, was zu Wartung und Betrieb des Netzes gehört, etwa einen 24-Stunden-Bereitschaftsdienst, zu stemmen.
Die Bieterfirmen sollen Angebote für zwei Varianten der Wärmeerzeugung einreichen: Die eine besteht aus Blockheizkraftwerk mit Brennwert-Spitzenlastkessel, beides mit Erdgas befeuert; die andere hat zusätzlich einen Pelletkessel. In der Ausschreibung sollen Biogas und regionale Pellets berücksichtigt werden.
"Alles im grünen Bereich" meinte Steffen Weber vom gleichnamigen Ingenieurbüro zum jetzt geplanten Nahwärmenetz: Seine Wärmedichte sei hoch genug (zwei bis drei Megawattstunden pro Meter und Jahr), die zu erwartenden Netzverluste unter sieben Prozent. Das Netz jetzt anzugehen, ist geboten, weil der Tausch der Heizanlagen von Schule und Sporthalle dringend und der von St. Elisabeth und Feuerwehr demnächst nötig ist. Das Nahwärmenetz ist zwar einmalig eine große Investition, langfristig aber wirtschaftlicher als ein dreimaliger Heizkesseltausch, bei dem alles sonst beim Alten bleibt.
Den Kindergarten St. Raphael, der sich ebenfalls in der Nähe der Schule befindet, will man noch nicht anbinden: Die Heizung dort wurde erst 2019 getauscht, da lohnt sich erst in einigen Jahren der Anschluss ans Nahwärmenetz.
In oder an der Mensa wäre ein guter Standort für die Heizzentrale, so Weber. Allerdings hat die Mensa ebenso wie der neue Schulanbau schon moderne Technik und muss nicht angeschlossen werden – oder erst, wenn auch St. Raphael so weit ist. Also lautete die Frage, ob man ein bestehendes Gebäude nutzt oder einen Neubau plant – und ob ein neues Gebäude den Spielplatz an der Schule verdrängen könnte. Diese und weitere Aspekte müssen noch geklärt werden.
"Irgendwo im Keller ist der Betrieb deutlich schwieriger", argumentierte Bürgermeister Dr. Alexander Eger für einen Neubau: Mit der Heizzentrale im Harres stehe man stets vor einer Herausforderung. "Bitte nicht in einen Keller", plädierte auch Steffen Weber: "Sie werden es bereuen."
Die Pellet-Variante rief wegen der notwendigen zehn bis zwölf LKW-Fuhren im Jahr Sorge um die Sicherheit der Schüler hervor, die Weber aber beruhigen konnte: Man könne die Lieferungen für die Ferien planen.
Zum Klimaschutzaspekt rechnete Steffen Weber vor, dass Schule, Kindergarten St. Elisabeth und Feuerwehr zusammen rund 280 Tonnen CO2 jährlich ausstoßen. Das könnte man mit dem Nahwärmenetz deutlich senken – um über 60 Prozent mit der Pellet-Variante, die aber wegen Wartung, Lieferung und Lagerung teurer wäre, so Weber. Mit der reinen Gas-Variante wäre man bei knapp 34 Prozent CO2-Einsparung und weniger Kosten, "das wäre ausgewogen".
Die Wärmegestehungskosten des gewählten Netzes bezifferte Weber auf 251 Euro pro Megawattstunde für die reine Erdgas-Variante und mit 298 Euro pro Megawattstunde für die mit Pellets, die auch eine größere Heizzentrale für rund 250.000 Euro erfordert – statt 180.000 ohne Pellets. Die erste grobe Berechnung (ohne Planungskosten) geht bei der Pellet-Variante von einer einmaligen Investition von 1,67 Millionen Euro und jährlichen Kosten von 327.000 Euro aus, nur mit Erdgas sind es einmalig 1,21 Millionen und jährlich 293.000 Euro.
Die Ausschreibung soll genaue Werte liefern, dann will der Rat entscheiden. Sascha Rachow sicherte noch zu, alle verfügbaren Fördertöpfe anzuzapfen: 250.000 Euro an Zuschüssen hielt er für möglich.
Im Rat war man sich einig, dass ein Nahwärmenetz langfristig ökologisch und finanziell sinnvoll ist. Die Frage, ob man die höheren Kosten für die maximale CO2-Ersparnis in Kauf nimmt, ließ man offen, bis erste Angebote vorliegen. Ähnlich sah es beim angedachten Bezug regionaler Rohstoffe aus.