Vereine, Schulen und andere Gruppen waren mit dabei beim Sommertagszug in Walldorf, der ein buntes und prächtiges Bild abgab. Fotos: Pfeifer
Walldorf. (HCE) Höhepunkt von Walldorfs Frühlingsfest vor dem AQWA Bäder- und Saunapark an der Schwetzinger Straße war der Sommertagszug am Sonntag, und der wurde in der Astorstadt bereits gefeiert, als es die Schwimmbäder noch gar nicht gab. Knapp 20 Gruppen bewegten sich in einem langen Zug vom Schlossweg quer durch die Stadt bis zum Ziel: den Astorpark. Die Jungen und Mädchen der Schillerschule bildeten mit 474 Kindern die größte Gruppe. Der "Churpfalz Wilder Haufen", sein nunmehr sechs Jahren Organisator des Sommertagszugs, marschierte mit 20 Landsknechten in mittelalterlicher Tracht mit, die Waldschule war mit 150, die "Budo Dragons" mit 30, die Astoria-Störche mit 20 Personen vertreten, insgesamt hatten sich gut 700 große und kleine Walldorfer für den Sommertagszug angemeldet, darunter auch Spargelkönigin Chantal I. und Karnevalsprinzessin Janina I. Für sie alle hatte das Empfangskomitee 1000 Wecken vorbereitet - man hatte insgesamt mit rund 850 Teilnehmern gerechnet.
Vereine, Schulen und andere Gruppen waren mit dabei beim Sommertagszug in Walldorf, der ein buntes und prächtiges Bild abgab. Fotos: Pfeifer
Wie im Vorjahr, als man von knapp 30 Grad sprach, hatte Petrus ein Einsehen. Die Sonne schien, die Musik des Zuges war schon vor dessen Ankunft zu hören, die Mädchen und Buben hoben stolz ihre Stecken in die Höhe. Seit Februar hatten jeweils 15 bis 20 Leute an sechs Sonntagen die Stecken gebastelt. "Es waren über 1000 Arbeitsstunden", wie einer der Organisatoren berichtet. Die Stecken konnten kostenlos bei Volksbank oder Sparkasse abgeholt werden.
Der Sommertagszug ist eins der ältesten Brauchtumsfeste in der Kurpfalz und wird traditionell an "Mitfasten", also drei Wochen vor Ostern am Sonntag "Laetare" begannen. Das wäre eigentlich am 31. März gewesen, aber oft eignen sich andere Termine besser. "Laetare" wird in der Kurpfalz auch "Todsonntag" genannt, was auf den Brauch des Todaustragens von Winter und Sommer hinweist, wobei der Sommer immer gewinnt. Aber selbst Grundschüler wissen längst, dass auf den Winter der Frühling folgt, und nicht gleich der Sommer. Doch geht dieser Brauch auf die Zeiten zurück, als man das Jahr nur in Winter und Sommer einteilte. Dann im 17. Und 18. Jahrhundert sprach man vom "heidnischen Greuel", bis man um 1800 das Sommertagsfest wiederbelebte.
Zum Sommertag gehören die bunten Stecken mit farbigem Papierstreifen, auf der Spitze, eine süße Hefebrezel, die als Sonnenrad gedeutet wird, und traditionell ein ausgeblasenes Ei. Der Sommertagsstecken erinnert an die Lebensrute, die auf jeden, der damit berührt wird, Lebenskraft übergehen lässt. Und auch das auf den Stecken aufgespießte Ei hat eine besondere Bedeutung: Es versinnbildlich die neue Fruchtbarkeit des Sommers. Früher gehörte das Ei zu jedem Sommertagsstecken.
Lange bevor sich die Sommertagszug-Prozession dem Astorpark näherte füllte sich der Bereich rings um die eingezäunte "Scheiterhaufstätte" vor dem Astorhaus, denn vor vier Jahren wurde der Schauplatz wegen Platzmangels und Funkenflug vom traditionellen Gelände hinter dem Astorhaus nach vorne verlegt. Bürgermeisterin Christiane Staab, begleitet von zwei Walldorfer Störchen stand bereit, um den Winter symbolisch zu verbrennen. Sie begrüßte Jung und Alt, dankte allen beteiligten Gruppen und dann schritt sie zur Tat: Um genau 15.21 Uhr zündete die den Schneemann an. Die Vorbereitungen dauerten länger als das eigentliche Verbrennen des Winters. Nach gut drei Minuten war alles vorbei.