Zum "Schmökerfrühstück" in der Kraichgauschule servierte Lehrerin Susanne Kramer am Dienstagmorgen köstliche Fruchtspieße, während sich die Schüler in die RNZ vertieften. Foto: Pfeifer
Mühlhausen/Wiesloch. (oé) Zum "Schmökerfrühstück" der Kraichgauschule Mühlhausen gab es am gestrigen Dienstagmorgen belegte Brötchen, Saft und Fruchtspieße. Dazu blätterten die Schüler der achten Klassen aufmerksam in der RNZ. Damit fiel in der Schule der offizielle Startschuss für das Projekt "Schüler machen Zeitung", an dem sich diesmal sieben Schulen mit 15 Klassen beteiligen (eine Klasse des Gymnasiums Walldorf hatte sich noch nachgemeldet). Die Kraichgauschule war eine von drei Schulen, die das Unterrichtsprojekt rund um die Tageszeitung gestern mit einer kleinen Aktion einläuteten. Die anderen beiden waren die Johann-Philipp-Bronner-Schule, die zum ersten Mal mit dabei ist, und die Albert-Schweitzer-Schule in Wiesloch. Gesponsert wird das Projekt von der Sparkasse Heidelberg, für den pädagogischen Teil ist die Agentur Promedia Wolff zuständig.
Seit fünf Jahren ist die Kraichgauschule nun eine Gemeinschaftsschule, in der die Kinder unterschiedliche Abschlüsse anstreben können: den Hauptschulabschluss ebenso wie die Mittlere Reife oder das Abitur. Dazu kommt eine Außenklasse der Tom-Mutters-Schule von der Lebenshilfe Wiesloch, die von ihrem Pädagogen Ricky Sharma betreut wird. Diese Außenklasse sei "eine sehr große Bereicherung", sagt Schulrektor Mathias Schmitz, als sich die Kinder am frühen Morgen im Aufenthaltsraum der Schule versammeln: 48 Achtklässler sind es insgesamt. Kleine Teelichter auf den Tischen sorgen für eine heimelige Atmosphäre. "Wir starten morgens mit einem ’offenen Anfang’", erzählt Lehrerin Susanne Kramer, die zusammen mit Katharina Müller-Napravnik die 8. Klassen unterrichtet. Der "Offene Anfang" dauert von 7.55 und 8.25 Uhr - ideal, um in dieser Zeit einen Blick in die Zeitung zu werfen und die aktuellen Nachrichten zu studieren.
Lehrerin Patricia Weik verteilt die RNZ an ihre Schüler der Berufsfachschule an der Johann-Philipp-Bronner-Schule in Wiesloch. Vier Wochen ist die Zeitung Schullektüre. Foto: Pfeifer
Das wird auch in den kommenden vier Wochen so sein. So lange wird die RNZ jeden Morgen in die teilnehmenden Klassen geliefert und Gegenstand des Deutsch-Unterrichts sein. In der Kraichgauschule zum Beispiel führt jeder Schüler während der vier Wochen ein "Zeitungstagebuch", in dem er für jeden Tag die "News of the Day", seine "Nachrichten des Tages" einträgt. Geschehnisse aus der Region werden dabei ebenso festgehalten wie überregionale Ereignisse und internationale Themen. Und noch etwas dürfte die jungen Leser interessieren: die Stellenanzeigen. Denn für die Achtklässler beginnt so langsam die Phase der Berufsfindung, wie Susanne Kramer erläutert. "Das passt alles ganz gut."
Ihren Hauptschulabschluss bereits in der Tasche haben die Schüler der Berufsfachschule an der Johann-Philipp-Bronner-Schule in Wiesloch. In den kommenden zwei Jahren bereiten sich die 15- bis 17-Jährigen auf die Mittlere Reife vor, das Besondere dabei ist die kaufmännische Ausrichtung mit Betriebswirtschaftslehre (BWL) als Hauptfach, wie Lehrerin Patricia Weik bei der Auftaktveranstaltung am Dienstagmorgen erläutert. Vier ihrer Schüler kennen die RNZ bereits von zu Hause, weil die Eltern die Zeitung abonniert haben. Für andere war die Zeitung dagegen "Neuland". Deshalb war erst einmal "Reinschnuppern" und Kennenlernen angesagt: etwa, wie die Zeitung aufgebaut ist, was sich alles auf der Titelseite befindet, welche Ressorts es gibt: von der Politik über das Lokale und Regionale bis zu Wirtschaft und Sport.
In der Albert-Schweitzer-Schule wurden aus Zeitungspapier die Umrisse der Erstklässler ausgeschnitten. Zwei kleine Aktionen zum gestrigen Start des Projekts „Schüler machen Zeitung“. Foto: PfeiferPatricia Weik zufolge ist im ersten Schuljahr der Berufsfachschule im Fach Deutsch ohnehin ein Unterrichtsprojekt vorgesehen, sie hat sich diesmal für "Schüler machen Zeitung" entschieden, weil sie sich davon einen "ganz anderen Zugang zur Sprache" verspricht - gerade für jene Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch ist oder die zu Hause zweisprachig aufgewachsen sind. Sie hofft, dass das Projekt das Textverständnis der Schüler zu entwickeln hilft (etwa bei der Unterscheidung von informierenden und meinungsbildenden Texten) und die Schüler zudem dazu motiviert, die "vielen Ideen im Kopf" auch zu Papier zu bringen. Gerade das Schreiben eigener Artikel und Texte ist ein zentraler Aspekt des Unterrichtsprojekts.
Eher spielerisch und künstlerisch näherten sich die Kinder der Albert-Schweitzer-Schule dem Thema Zeitung. An dem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Schwerpunkt "Lernen" in Wiesloch ist es gute Regel, dass sich die älteren Kinder der Erstklässler als Paten annehmen, um ihnen so das Einfinden in die neue Gemeinschaft zu erleichtern. So war es auch beim Start von "Schüler machen Zeitung". Die Kleinen legten sich auf das ausgebreitete Zeitungspapier, sodass die Großen ihre Umrisse aufzeichnen und später ausschneiden konnten. Aus acht Erstklässlern wurden so flugs 16.
Die Albert-Schweitzer-Schule nimmt zum zweiten Mal an dem Zeitungsprojekt teil - für Lehrerin Susanne Berendes eine sinnvolle Ergänzung zur Beschäftigung mit digitalen Medien, die ebenfalls ganz selbstverständlich zum Unterricht gehört. Deshalb auch nimmt die Schule regelmäßig am Vorlesetag der "Stiftung Lesen" und an deren Projekt "Zeitschriften für die Schule" teil. Es gehe darum, den Kindern auch diese Welt zu eröffnen und so ihre Lebenswirklichkeit zu erweitern, erläutert die Pädagogin. Auch "Schüler machen Zeitung" hilft dabei.