Ein Wildbienenhotel ist der Teil des Gartens, der der NABU angelegt hat. Foto: Pfeifer
Schatthausen. (hds) "Wir sind schon weiter als gedacht." So freute sich Dr. Christoph Aly, der Vorsitzende des NABU Wiesloch, im Mai dieses Jahres. Denn statt des einstmals eingeplanten Eröffnungstermins im Frühjahr 2020 konnte bereits jetzt das in liebevoller Arbeit errichtete Wildbienendomizil und der Wildbienengarten in Schatthausen seiner Bestimmung übergeben werden. Wegen der Unbilden der Witterung hatten die NABU-Verantwortlichen flugs den Schauplatz für die Eröffnung vom eigentlichen Standort am Rand des Friedhofs in den überdachten Bereich der Dorfscheuer "Hohenhardter 7" verlegt.
"Wie feiern mit dem NABU-Ortsverband Wiesloch in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen und da passt natürlich eine solche Eröffnungsfeier für das Wildbienenhotel prächtig in den Veranstaltungskalender", so Aly. Dass alles so reibungslos über die Bühne gegangen sei, verdanke man der tatkräftigen Unterstützung aus vielen Bereichen. Alle hätten sich eingebracht: die Stadt, der Ortschaftsrat und natürlich die vielen freiwilligen Helfer, die in hunderten von Stunden das ehrgeizige Projekt umgesetzt hätten. "Vor allem die Spende des Rotary Clubs Schwetzingen, 5000 Euro, kam für uns unerwartet und somit konnten wir sogar noch etwas größer als ursprünglich geplant aktiv werden", bedankte sich Aly. Gelder flossen auch aus den Kassen der Naturschutzbehörde des Landes.
Viele ehrenamtliche Helfer haben an dem NABU-Projekt "Wildbienengarten" in Schatthausen mitgewirkt. Zur offiziellen Einweihung des Gartens mit Trockenmauern, Lößwand und Staudenwiese kamen sie zusammen. Foto: Pfeifer
Das Areal, schräg gegenüber dem Parkplatz am Schatthausener Friedhof und östlich vom Scherbachtal gelegen, war in den zurückliegenden Monaten von vielen Ehrenamtlichen umgestaltet worden. "Es war und ist eine gemeinsame Aktion, an der sich der NABU, aber auch freiwillige Helfer und die Kinder der Grundschule beteiligt haben", sagte Aly. Denn die Notwendigkeit für einen geeigneten Aufenthaltsort für die Wildbienen liegt auf der Hand. Viele Bienenvölker seien inzwischen wegen nicht vorhandener Nistmöglichkeiten bereits ausgestorben, es gelte, diesen Trend zu stoppen.
Die jetzt ausgesuchte Stelle ist laut Aly ideal. Die Lößwand ist der Rückhalt für die davor liegende Fläche, die in den zurückliegenden Monaten "bienengerecht" angelegt wurde. So wurde eine Trockenmauer errichtet und mehr als 100 Stauden und zahlreiche andere Pflanzenarten gepflanzt. "Inzwischen ist sogar schon ein Dachs dort aufgetaucht", konnte Aly berichten. Der Naturschutz habe seit der Gründung des NABU einen höheren Stellenwert erhalten. "Es geht generell gut voran, die Sensibilisierung der Menschen ist größer geworden, aber es bleibt noch viel zu tun", sagte Aly.
"Der Naturschutz muss bei allen Vorhaben frühzeitig mit eingebracht werden", so Wieslochs OB Dirk Elkemann. Mit dem Wildbienengarten habe der NABU ein Leuchtturmprojekt geschaffen, das weit über die Grenzen Schatthausens Aufmerksamkeit errege. Der Rathauschef lobte das ehrenamtliche Engagement aller Beteiligten, ohne das ein solches Projekt nicht umsetzbar wäre. "Das Beispiel Schatthausen sollte Schule machen", ergänzte er.
Martin Klatt, der Artenschutzbeauftragte des NABU Baden-Württemberg, hob die Bedeutung der Wildbienen in seinem Vortrag hervor. "Diese Insekten sind wichtig für das Gesamtgefüge in der Natur, sie haben wie keine andere Gruppe Schlüsselfunktionen bei der Blütenbestäubung und schaffen damit die Grundvoraussetzungen, dass wir Menschen gute Erträge vor allem bei Obstsorten erzielen", informierte er und bezeichnete die Wildbienen als "Blumenkinder". Allerdings müsse dafür einiges getan werden, denn zahlreiche Arten - 450 davon gibt es noch in Baden-Württemberg - seien in ihrem Bestand bedroht. "Ich bin froh, heute hier in Schatthausen einen neuen Lebensraum für die Wildbienen besuchen zu dürfen - das hier ist eine tolle Adresse für die kleinen Blütenbesucher." Er habe sich die Pflanzenliste mal genauer angeschaut und festgestellt, die meisten Arten seien Wildpflanzen. "Das Beste, was Wildbienen und Insekten passieren kann", zollte er großes Lob.
In einer Regenpause hatten die Besucher dann noch Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild vom Bienenhotel und Bienengarten zu machen.