Das ehemalige Wohnhaus von Hans Menges, dem Gründer der Gemeinwohlstiftung Rauenberg, an der Ecke von Wieslocher Straße und Frauenweilerstraße. Es soll umgebaut werden und in Zukunft eine Wohngruppe des SPHV beherbergen. Im Gartenbereich entlang der Wieslocher Straße sollen Parkplätze für die Gastronomie entstehen. Foto: Helmut Pfeifer
Von Timo Teufert
Rauenberg. Eine öffentliche Begegnungsstätte mit Bistrocafé und eine betreute Wohngruppe für pflegebedürftige seelisch Erkrankte – das will der Sozialpsychiatrische Hilfsverein (SPHV) im ehemaligen Wohnhaus des Rauenberger Ehrenbürgers Hans Menges verwirklichen. Das Konzept dafür stellten SPHV-Geschäftsführerin Melitta Wernecke und Torsten Heid vom Ingenieurbüro "IP2" nun bei der Kuratoriumssitzung der Gemeinwohlstiftung Rauenberg vor. Die Stiftung, die Menges noch zu Lebzeiten gegründet hatte, war bisher Eigentümerin der Immobilie an der Ecke von Wieslocher Straße und Frauenweilerstraße und hatte bereits im Dezember 2018 entschieden, das Haus an den SPHV zu verkaufen.
"Es hätte sicher andere Konzepte für die Nutzung des Grundstücks gegeben, die für die Stiftung profitabler gewesen wären", berichtete Stiftungsvorstand Thomas Dewald von verschiedenen Angeboten von Immobilienentwicklern für das 1400 Quadratmeter große Areal, das nun für 99 Jahre in Erbpacht an den SPHV abgegeben wurde. Doch weil Menges zeitlebens ein großes Herz für Vereine und Bedürftige gehabt habe, kam der Gedanke auf, sein ehemaliges Wohnhaus für etwas Soziales zu nutzen und dem Gemeinwesen zur Verfügung zu stellen. "Eine Bebauung mit Wohnblöcken war nicht das, was wir gesucht haben", sagte Bürgermeister Peter Seithel. Zumal Stadt und Stiftung gerne die Gebäudekubatur erhalten wollten, um so das Andenken an Hans Menges zu erhalten.
Neben dem SPHV gab es weitere Interessenten aus dem Sozialbereich, die der Stiftung ihrer Ideen vorstellten. "Auf der Suche nach einem Konzept stand aber immer auch im Mittelpunkt, dass die Bevölkerung von einer Nutzung profitieren soll", so Dewald. Da der SPHV für die Wiedereingliederung seiner Klienten eine arbeitsorientierte Tagesstruktur in eigener Gastronomie – wie dem Restaurant "Alte Schuhfabrik" in Wiesloch oder den Bistrocafés in Frauenweiler und Meckesheim – vorhält, lag es nahe, dieses Konzept auch auf Rauenberg anzuwenden. "Denn in Rauenberg fehlt ein Café als Begegnungsstätte und eine Möglichkeit, wo ein günstiger Mittagstisch angeboten wird", so Dewald. Es sei gut, dass man mit Hilfe des SPHV und der "Villa Menges" diese Lücke schließen könne.
Neben einem Frühstücksangebot soll es deshalb einen einfachen Mittagstisch geben, gegen 16 Uhr ist aber Feierabend. "Wir wollen keine Konkurrenz zur örtlichen Gastronomie sein", so Wernecke. Stattdessen soll das Bistro zu einem Treffpunkt in Rauenberg werden: "In Meckesheim haben wir Mutter-und-Kind-Gruppen genauso wie Senioren regelmäßig bei uns zu Gast", berichtete Wernecke. Auch die Stadt kann sich vorstellen, die Räumlichkeiten für Seniorentreffs oder Veranstaltungen der Stiftung zu nutzen. "Unsere Planungen sind in dieser Hinsicht noch nicht abgeschlossen", sagte Seithel.
Im Garten der Villa Menges plant der Architekt einen Wintergarten, der den Gastraum im Seitengebäude vergrößern soll. Außen soll es ebenfalls Sitzplätze geben. Grafik: IP2Geschaffen wird der Gastraum im Anbau entlang der Frauenweilerstraße, ergänzt durch einen Wintergarten im Garten der "Villa Menges". Gäste können über einen Eingang an der Frauenweilerstraße in das Gebäude kommen, der Haupteingang ist jedoch im Garten geplant. Er wird über einen Zugang von den Parkplätzen, die auf der Grünfläche vor dem Haus entlang der Wieslocher Straße entstehen, erreichbar sein, erläuterte Heid. Auch die Küche und die Sozialräume für das Personal werden im Anbau untergebracht. Bevor der Bauantrag gestellt werden kann, muss noch die Nutzungsänderung genehmigt werden. "Wir planen innen noch dieses Jahr die Entkernung und wollen im Frühjahr 2022 eröffnen", sagte Wernecke.
Die Geschäftsführerin ging auch auf das integrative Konzept des Bistrobetriebs ein: "In unseren Bistroküchen schaffen wir Arbeitsplätze für Menschen mit Einschränkungen, die von Fachkräften angeleitet werden", berichtete Wernecke. Neben zwei Köchen und einer Hauswirtschafterin geht es vor allem darum, die Klienten so vorzubereiten, dass sie auf den ersten oder zweiten Arbeitsmarkt wechseln können.
Das Wohnhaus nebenan soll so umgestaltet werden, dass dort künftig fünf Menschen leben können. "Ich denke, diese Nutzung wäre im Sinne von Hans Menges, denn wir haben bereits vier Gebäude für Wohngruppen von ihm angemietet", berichtete Wernecke. Das dezentral organisierte Leben der Klienten sei ein wichtiger Erfolgsfaktor beim SPHV. Das ehemalige Wohnhaus will man so umbauen, dass dort Menschen mit Mobilitätseinschränkungen und chronischem Pflegebedarf leben können. Durch einen Aufzug und ein Pflegebad ist es schon zum größten Teil barrierefrei.